Wie unterstützen Sie die Lehrkräfte im Ausland, Frau Müntefering?

    Von Christian Wendt und Karolina Pajdak 

    Michelle Müntefering (41, SPD) ist derzeit Staatsministerin für Internationale Kulturpolitik im Auswärtigen Amt. Im Bundestag vertritt sie den Wahlkreis Herne-Bochum II, Credit: Jorinde Gersina/AA

    Berlin – Sie ist die Frau, die zuständig ist für die internationale Kulturpolitik im Auswärtigen Amt. Wichtiger Bestandteil ihres Aufgabenbereichs: die Deutschen Schulen im Ausland. Drei Fragen an Staatsministerin Michelle Müntefering (41, SPD)! 

    PROFIL: Verbeamtete Lehrkräfte, die sich für einen Einsatz an einer deutschen Schule im Ausland entscheiden, bekommen oftmals für ihre Kinder kein Kindergeld mehr. Dies kann auch noch regional unterschiedlich gehandhabt werden. Finden Sie das gerecht? Wann ist hier mit einer einheitlichen Regelung zu rechnen? 

    Staatsministerin Michelle Müntefering: Bildung ist ein Menschenrecht. Die 140 deutschen Auslandsschulen tragen zu Verständigung und interkultureller Begegnung bei. Mein Dank gilt den vielen Lehrerinnen und Lehrern, die Tag für Tag eine unglaublich wichtige Arbeit an den Auslandsschulen leisten.  Mir ist es wichtig, dass sie bei ihrer Arbeit auch bestmöglich unterstützt werden. Dazu gehört ein klar verständlicher Kindergeldanspruch. Die komplizierten rechtlichen Regeln zum Kindergeld sind für Auslandslehrkräfte kaum noch nachvollziehbar. Sie haben bei gleicher Tätigkeit je nach dem Staat, in dem sie arbeiten, einen Kindergeldanspruch oder auch nicht. Deshalb werbe ich sehr dafür, für die Auslandslehrkräfte einen klaren, einheitlich geregelten Kindergeldanspruch zu verankern. Ich wünsche mir, dass der nächste Deutsche Bundestag sich dieser Frage rasch annimmt. 

    PROFIL: Der DPhV setzt sich dafür ein, dass verbeamtete Auslandslehrkräfte wie andere von anderer Stelle staatlich Entsandte behandelt werden. Sie sollen ihren Status während des Auslandsaufenthaltes behalten und Entsendung und Rückkehr direkt mit Berlin regeln. Warum ist das noch nicht so? 
    Müntefering: Es ist eine Stärke der Deutschen Auslandsschulen, dass sie nicht einfach das deutsche Schulsystem eins zu eins aufs Ausland übertragen, sondern überall fest im jeweiligen Schulsystem vor Ort verankert sind. Das bringt es aber auch mit sich, dass die Auslandsschulen Privatschulen sind. Die Schulträger sind die Arbeitgeber der Lehrkräfte. Das ist auch der Grund, weshalb sich nicht alles zentral aus Deutschland regeln lässt. Es stimmt: Das macht die Organisation manchmal kompliziert. Umso wichtiger ist es, die Lehrkräfte bestmöglich zu unterstützen. Nach meiner Erfahrung klappt das in den meisten Fällen schon sehr gut. Viele Lehrkräfte berichten mir immer wieder, wie bereichernd ihre Erfahrungen an einer Deutschen Auslandsschule sind. Und viele wollen gerne noch ein zweites Mal an einer Auslandschule unterrichten. 

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    PROFIL: Ein Schuljahr in Südafrika beginnt und endet zu anderen Zeitpunkten als in Deutschland. Eine Lehrkraft in Kapstadt, die beispielsweise zurück nach Bayern will, muss ihre Schülerinnen und Schüler mitten im Schuljahr verlassen, um in Deutschland keinen Ärger mit dem Dienstherrn zu bekommen. Wie könnte dies anderes geregelt werden? 

    Müntefering: Bund und Länder engagieren sich gemeinsam in jedem Einzelfall gute Lösungen für die Auslandsschulen, die Schulen in Deutschland und natürlich vor allem für die Schülerinnen und Schüler sowie die Lehrerinnen und Lehrer zu finden. Wenn möglich, werden die Lehrkräfte an Schulen auf der Südhalbkugel so vermittelt, dass sie dort zum Schuljahresbeginn starten können, um einen Wechsel mitten im Schuljahr zu vermeiden. Wenn sich die unterschiedlichen Schuljahreskalender allerdings sehr stark unterscheiden, gibt es manchmal jedoch keinen Zeitpunkt, der für alle Seiten optimal ist. Hier kommt es dann darauf an, im konkreten Einzelfall die jeweils beste Lösung zu finden.  

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