Gran Canaria? Südafrika? Abu Dhabi? Diese Schüler machen Abitur im Ausland

    ABENTEUER AUSLANDSSCHULE

    Von Karolina Pajdak 

    Berlin – Einmal raus aus dem Alltag! Einmal rein ins Abenteuer Auslandsschule! Mehr als 1500 Lehrkräfte sind laut Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA) derzeit an den 140 anerkannten Deutschen Auslandsschulen (DAS), Deutsch-Profil-Schulen (DPS) oder Deutsch als Fremdsprachenschulen (DaF) weltweit im Einsatz. Allein im Jahr 2019 haben sich 1482 Lehrkräfte (Altersdurchschnitt 47 Jahre) über die ZfA beworben. Mehr als 3000 Schülerinnen und Schüler haben im vergangenen Jahr ihr Abitur an einer deutschen Auslandsschule abgelegt.  

    PROFIL sprach mit drei Abiturientinnen und einem Lehrer über das Besondere am Abitur unter Palmen an einer Auslandsschule … 

    Aura Pop (17) aus Abu Dhabi

    „Ich will in Deutschland Informatik studieren” 

    Abi Dhabi – „Ich besuche die Deutsche Auslandsschule seit der 5. Klasse, davor bin ich in Rumänien zur Schule gegangen. Meine Mutter ist Deutschlehrerin, mein Stiefvater arbeitet als Arzt in Abu Dhabi, deshalb leben wir hier.  

    Ich bin schon seit Anfang Juni mit den Abitur-Prüfungen fertig, unsere Abi-Feier war am 14. Juni. Ich habe mein Abitur mit 1,7 abgeschlossen. Meine schriftlichen Prüfungen habe ich in Deutsch, Englisch und Geographie abgelegt, meine mündlichen in Mathematik und Chemie. Wir waren insgesamt 16 Schülerinnen und Schüler in unserem Jahrgang. Viele meiner Mitschülerinnen und Mitschüler sind Emiratis, die seit dem Kindergarten die GISAD (German International School Abu Dhabi) besuchen. Ich werde bald nach Deutschland ziehen, um dort zu studieren – am liebsten Informatik oder Cyber Security. Die TU Berlin interessiert mich, ich könnte mir aber auch vorstellen, in Mannheim zu studieren, weil ich dort in der Nähe schonmal ein Jahr gelebt habe. Viele meiner Mitschülerinnen und Mitschüler möchten auch in Deutschland studieren, einige können sich auch andere europäische Länder vorstellen. Auch die Emiratis, die mit mir zu Schule gegangen sind, würden gern in Europa studieren, doch erst einmal müssen sie hier ihren Militärdienst absolvieren.” 

    Lena Baden González (18) aus Gran Canaria

    „Wir denken Deutsch mitten in Spanien” 

    Las Palmas de Gran Canaria – „Auf die Deutsche Schule Las Palmas de Gran Canaria zu gehen bedeutet, mitten in Spanien Deutsch zu denken und zu fühlen. Ich habe diese Schule seit der ersten Klasse besucht. Ich war auch hier schon im Kindergarten. Mein Vater ist Deutscher, meine Mutter ist Spanierin. Dank der Schule habe ich deutsche Traditionen und Gewohnheiten kennengelernt. Ich war auch zum Schüleraustausch in Deutschland, einmal in Nürnberg, einmal in Hamburg.

    Gerade habe ich mein Abitur abgelegt und bin sehr zufrieden. Dafür musste ich jeweils eine schriftliche Prüfung in Deutsch, Spanisch und Mathematik absolvieren. Meine mündlichen Prüfungen habe ich in Geschichte und Wirtschaft abgelegt. Die Klausuren wurden einmal von unseren Lehrerinnen und Lehrern hier vor Ort korrigiert und ein zweites Mal von Lehrkräften in Deutschland. 

    Wir waren 48 Schülerinnen und Schüler in unserem Jahrgang, ich bin fast die Einzige von ihnen, die jetzt nicht sofort studieren möchte. Ich würde sehr gern ein Soziales Jahr in Australien machen, aber wegen Corona funktioniert das nicht. Auch meine Mitschülerinnen und Mitschüler wollen erstmal runter von der Insel, nach Madrid oder Barcelona. Viele möchten in Deutschland, manche auch in Großbritannien, studieren. Ich werde jetzt ein Soziales Jahr bei der EU machen.” 

    Leonie Kaunzinger (18) aus Kapstadt 

    „Mein Abizeugnis gibt’s erst im Oktober” 

    Kapstadt – „Während meine Mitschülerinnen und Mitschüler in Deutschland ihr Abiturzeugnis schon in den Händen halten, habe ich viele Prüfungen erst noch vor mir. Die schriftlichen Prüfungen lege ich in Deutsch, Mathe und Geschichte ab und die finden erst im Juli statt. Die mündlichen Prüfungen werden erst im Oktober abgenommen. Das liegt daran, dass das Schuljahr hier erst im Januar beginnt und im Dezember endet. 

    Nach Kapstadt bin ich durch Zufall gekommen. Ich hatte hier mit meinem Vater 2014 Urlaub gemacht und dabei diese traumhaft schöne Schule entdeckt. Damals hatte ich beschlossen: Hier will ich Abitur machen. Meine Eltern haben das zuerst nicht ernst genommen, aber ich bin dabei geblieben.  

    Im Sommer 2019 habe ich in Aschaffenburg die 10. Klasse beendet, danach bin ich nach Kapstadt gekommen. Hier habe ich im Januar 2020 mit der 11.Klasse begonnen. Ich wohne hier gemeinsam mit zehn anderen Schülern im Internat. Wegen der Pandemie habe ich meine Eltern das gesamte vergangene Jahr nicht gesehen, werde sie vermutlich auch erst wieder Ende dieses Jahres treffen. 

    Ich könnte mir vorstellen nach dem Abitur in Deutschland zu studieren, denn die Unis hier sind sehr teuer. Allerdings wird mein Herz immer in Kapstadt bleiben.” 

     

    Thomas Graben (50) aus München arbeitet seit neun Jahren an der Deutschen Schule Kapstadt 

    Wir haben hier mehr Verantwortung für das Abitur” 

    Kapstadt – Wer an einer Deutschen Schule in Südafrika Abitur macht, ist in der einmaligen Situation, dass er gleichzeitig ein deutsches Abitur und einen südafrikanischen Schulabschluss bekommt. In diesem Schuljahr betrifft das 40 Schülerinnen und Schüler. Wir haben hier eine geringere Fächerauswahl als in Deutschland, was auch an eben diesem Kombiabkommen mit Südafrika liegt. Unsere Schülerinnen und Schüler müssen beispielsweise alle in Geschichte Abitur machen, es gibt aufgrund des Abkommens keine Möglichkeit, zum Beispiel stattdessen Erdkunde zu wählen. Für einige Schülerinnen und Schüler ist das wirklich ein Pferdefuß.  

    Wir haben an unserer Schule ca. 1000 Schülerinnen und Schüler, wir sind insgesamt 15 aus Deutschland entsandte Lehrkräfte. Für uns bedeutet das: Mehr Verantwortung als an einer deutschen Schule in der Bundesrepublik. In München machen wir morgens den Abitur-Umschlag auf und legen die Fragen den Schülerinnen und Schülern vor – das war’s. Hier erstellen wir das gesamte Abitur selbst. Wir haben hier eine Art südafrikanisches Zentralabitur, denn wir verfassen die Aufgaben gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen in Johannesburg, Pretoria und Windhoek. Wir senden die Vorschläge an die KMK, arbeiten Änderungen ein. Wir vier schreiben dann auch das gleiche Abitur am gleichen Tag. Die Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen ist hochprofessionell.” 

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