Der Deutsche Philologenverband im Portrait

Der Deutsche Philologenverband ist die Dachorganisation der Philologenverbände der Bundesländer.

Die Mitglieder in den Philologenverbänden sind Lehr­kräfte an Gymnasien, Sekundarschulen und anderen Bildungseinrichtungen, die zum Abitur führen, sowie Lehrbeauftragte an den Hochschulen, vornehmlich in der Lehrkräftebildung. Der Verband wurde 1903 in Halle gegründet und organisiert zurzeit 90.000 Einzelmitglieder in 15 Landesverbänden. Er unterstützt die Zusammenarbeit mit Lehrerverbänden im In- und Ausland und ist Mitglied im „dbb beamtenbund und tarifunion“ und im Deutschen Lehrerverband (DL). Verbandsziele sind die Mitarbeit an der Entwicklung des Bildungswesens auf der Grundlage einer sachgerechten Bildungspolitik, die Erhaltung des Gymnasiums als einheitliche Schulart und durchgängiger Bildungsgang in einem mehrgliedrigen Schulwesen in allen Bundesländern sowie die Förderung und Weiterentwicklung des Gymnasiums und anderer Bildungseinrichtungen, die zum Abitur führen. Dabei ist es eine zentrale Aufgabe, die große Bedeutung gymnasialer Bildung für die hohe Qualität des deutschen Schul- und Bildungs­wesens auch in der Öffentlichkeit deutlich zu machen.

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Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing

Vorsitzende des DPhV ist Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing, Professorin für Schulpädagogik an der Universität Marburg (Hessen). Stellvertretender Vorsitzender ist Stefan Düll, Oberstudiendirektor aus Augsburg (Bayern).

dbb Gebäude Ansicht Friedrichstraße
Das dbb Gebäude mit Sitz der Geschäftsstelle an der Friedrichstraße in Berlin

Mitgestaltung der Bildungslandschaft – seit über einem Jahrhundert

Der Deutsche Philologenverband:

Stolz auf die Erfolgsgeschichte des deutschen Gymnasiums

Der Festakt am 25. September 2003 in Berlin mit Bundespräsident Rau bildete den Höhepunkt der Jubiläumsfeierlichkeiten zum 100-jährigen Bestehen des Deutschen Philologenverbandes (DPhV), an dessen Gründung am 6. Oktober 1903 in Halle eine Gedenktafel erinnert.

DPhV Tafel Halle Gründungsort Ratskeller
Die DPhV Gedenktafel in Halle

Der Philologenverband heute – Zielsetzung und Struktur

Der DPhV setzt sich für ein begabungsgerechtes, gegliedertes Schulwesen unter dem Prinzip des Förderns und Forderns ein. Die Förderung von Hochbegabten ist ihm dabei genauso wichtig wie die von Schülerinnen und Schüler aus anderen Herkunftsländern, die in Deutschland eine neue Heimat gefunden haben.

Der DPhV steht für ein qualifiziertes, fortschrittliches Gymnasium mit Bildung und Erziehung im Mittelpunkt. Dabei kommt es ihm besonders darauf an, die Schülerinnen und Schüler auf die Herausforderungen unserer modernen Welt mit ihren wechselnden Strukturen vorzubereiten. Deshalb befürwortet er eine wissenschaftlich fundierte Ausbildung der Lehrkräfte auf der Basis eines handlungs- und werteorientierten Berufsethos.

Die Personalausstattung, die Besoldung, das Ansehen und die damit verbundene Anerkennung der von den Lehrkräften erbrachten Leistungen sind weitere zentrale Anliegen der Verbandsarbeit.

Im DPhV als die Bundes- und Dachorganisation sind weit über 90.000 Einzelmitglieder in 15 Landesverbänden organisiert. Er vertritt Lehrkräfte, die auf die Allgemeine Hochschulreife vorbereiten, im Beamten- ebenso wie im Angestelltenverhältnis.

Vorsitzende des DPhV ist seit 2017 Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing, Professorin für Schulpädagogik an der Universität Marburg. Ihr Stellvertreter, Oberstudiendirektor Stefan Düll, kommt aus Bayern.

Im Geschäftführenden Vorstand vertreten sechs weitere Mitglieder die verschiedenen Ressorts wie die Bildungs-, Berufs-, Frauenpolitik, die Jungen Philologen und die Finanzen.

Der Bundesausschuss, der Bundesvorstand (mit den Vorsitzenden der jeweiligen Landesverbände) und die im vierjährigen Turnus stattfindende Vertreterversammlung bilden die weiteren Gremien des Verbandes und sind richtungweisend für die Verbandspolitik.

Aktuelle Themen und neue Handlungsfelder

Die Themen, die den DPhV zurzeit besonders bewegen, sind im Grunde alle miteinander verbunden.

Das wohl brisanteste Problem ist der wachsende Lehrkräftemangel, der das deutsche Schulsystem trotz der Reduzierung des Gymnasiums auf 8 Jahre weiter beschäftigen wird. Damit verknüpft sind die zukünftige Lehrkräftebildung, die Situation der Referendare, die mangelnde Attraktivität des Lehrerberufes und nicht zuletzt die Lehrkräftegesundheit.

Lehrkräftemangel

Der Lehrkräftemangel, vor allem in den sogenannten MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik), beläuft sich nach Schätzung des DPhV zurzeit auf 20.000 Lehrkräfte. Wenn durch Unterrichtsausfall oder unzureichende pädagogisch-fachliche Ausbildung von Aushilfskräften Lehrplanziele nicht mehr erreicht werden können, stehen damit auch die Qualität und Zukunft des Gymnasiums auf dem Spiel. Die Philologen fordern Gegenmaßnahmen, denn die Konsequenzen des Lehrkräftemangels könnten sich als Bedrohung der gymnasialen Bildungsqualität generell erweisen.

Lehrkräftebildung

Auch der Wildwuchs in der Ausbildung an den Universitäten stellt die Sicherung der Qualität des Gymnasiums in Frage. Dies erschwert einen Wechsel von einer Universität an eine andere oder macht ihn gar unmöglich. Der DPhV setzt sich für eine starke Verzahnung von fachwissenschaftlicher Ausbildung, fachdidaktischen Anteilen im Studium und von Praxisanteilen ein, wobei er der in manchen Bundesländern ins Auge gefassten Verkürzung des berufsvorbereitenden Referendariats kritisch gegenübersteht.

Den KMK gefassten Beschluss „einheitlicher Lehrerstandards“ als Voraussetzung für eine Verbesserung der Lehrkräftebildung begrüßt der DPhV, sieht allerdings Probleme bei der Implementierung in den Ländern.

Steigerung der Attraktivität des Lehrerberufes

Obwohl nicht neu, ist dieses Thema immer noch von zentraler Bedeutung. Immer mehr Aufgaben mit wachsenden Anforderungen werden an die Schulen verlagert, und nur durch gesellschaftliche Anerkennung motivierte Lehrkräfte sind bereit und in der Lage, diesen Ansprüchen auf Dauer gerecht zu werden.

Für das mangelnde Ansehen der Lehrkräfte gibt es eine Reihe von Gründen, besonders der  in den Medien verbreitete Katastrophenjournalismus trägt seinen Teil dazu bei. Die Frage ist jedoch, wie eine Verbesserung erreicht werden kann, damit das Lehramt besonders für Studierende der MINT-Fächer wieder attraktiv wird und die Leistungen der Lehrerschaft insgesamt eine höhere Wertschätzung erfahren.

Um die weitere Abwanderung von Studierenden und Referendaren in die Wirtschaft zu verhindern, befürwortet der DPhV daher eine leistungsorientierte Bezahlung mit einer Anhebung der Referendarbezüge. Dazu sollte die Wirtschaft mit einem Stipendienfonds beitragen. Der Lehrerberuf könnte dadurch besonders auch für Männer wieder attraktiver werden, die inzwischen stark in der Minderzahl sind.

Lehrkräftegesundheit

Ein höheres gesellschaftliches Ansehen des Lehrerberufes ist auch ein wesentlicher Beitrag zur Verbesserung der Lehrkräftegesundheit. Der DPhV hat durch eine spezielle Arbeitsgruppe, durch Seminare und Fortbildungsveranstaltungen dazu beigetragen, dass dieses Thema inzwischen in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird. Das Schülerverhalten und das Arbeitsumfeld sind für die Lehrkräftegesundheit von zentraler Bedeutung. Um ein vorzeitiges Burn-out zu vermeiden, hält der DPhV z.B. auch Eignungstests für Lehramtsanwärter für angebracht, um ungeeignete Bewerber auf andere Berufsfelder umzulenken.

Besonderes Projekt

Deutscher Lehrkräftepreis - Unterricht innovativ

Der „Deutsche Lehrkräftepreis – Unterricht innovativ“ zeichnet seit 2009 innovative Unterrichtskonzepte und vorbildliche Lehrkräfte aus und seit 2020 auch engagierte Schulleitungen. Die neue Wettbewerbskategorie wurde von der Heraeus Bildungsstiftung eingebracht, die an die Stelle der Mit-Initiatorin Vodafone Stiftung Deutschland getreten ist und seit 2020 zusammen mit dem langjährigen Partner und Initiator, dem Deutschen Philologenverband, die strategische Leitung und Durchführung sowie den weiteren Ausbau des Wettbewerbs übernommen hat.

Anmeldung und weitere Informationen unter www.lehrkraeftepreis.de

Für ihre wichtige Aufgabe brauchen Lehrkräfte nicht nur Unterstützung, sondern auch Anerkennung. Ziel des bundesweiten Wettbewerbs ist die Stärkung der öffentlichen Wertschätzung des Lehrerberufs.

Kooperation mit anderen Organisationen

Zusammen mit anderen Lehrkräfteverbänden ist der DPhV Mitglied des DL (Deutscher Lehrerverband) sowie des dbb beamtenbund und tarifunion.

Tradition und Innovation

An den primären Zielen des DPhV hat sich seit seiner Gründung dank eines sehr tragfähigen Fundamentes wenig verändert. Er repräsentiert ein Stück Tradition. Dabei hat er sich stets neuen Entwicklungen und Anforderungen gestellt und zur Fortentwicklung und Innovation des Gymnasiums beigetragen.

Der „Vereinsverband akademisch gebildeter Lehrer Deutschlands“ (1921 in „Deutscher Philologenverband“ umbenannt) definierte bereits bei der ersten konstituierenden Sitzung  die „Höhere Schule“ als „Schule auf wissenschaftlicher Grundlage mit hohen erzieherischen Aufgaben“. Alle Schüler sollten – unabhängig von ihrer Herkunft – den sozialen Aufstieg über eine fundierte Schulbildung erreichen können. Diese Grundsätze gelten heute als allgemeinverbindlich. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war diese Zielsetzung jedoch ausgesprochen fortschrittlich.

Neben bildungspolitischen Zielen – wie eine stärkere Vereinheitlichung des höheren Schulwesens – wurden bestimmte berufspolitische Ziele angestrebt: Akademisch gebildete Lehrkräfte sollten mit anderen Akademikern in Bezug auf Rang und Gehalt gleich gestellt werden. Dabei ging es auch um eine Verbesserung ihres Ansehens.

Entwicklung des DPhV

1920 gelang es dem DPhV, Einheitsschulbestrebungen zu Gunsten eines begabungsgerechten, gegliederten Schulwesens zurückzuweisen. Aufgrund seiner Weigerung, sich in den „Nationalsozialistischen Lehrerbund“ einzugliedern, sah er sich jedoch 1936 durch die Nationalsozialisten zur Auflösung gezwungen, Seinem damaligen Vorsitzenden, Dr. Felix Behrend, blieb wegen seiner jüdischen Herkunft nur der Weg in die Emigration.

Nach dem 2. Weltkrieg kam es im Westen zur Wiederbelebung des DPhV, im Osten unterblieb eine Neugründung.

Während man im Westen gegen eine Aufspaltung des Schulwesens zu Felde zog, wurde im Osten ein „Einheitsschulmodell“ etabliert. Der DPhV fasste dort erst nach dem Mauerfall 1989 wieder Fuß. Mit der Einführung des Begriffes „Gymnasium“ für alle zur Hochschulreife führenden Schulen wurde der DPhV 1955 zur Interessensvertretung aller gymnasialen Lehrkräfte, unabhängig der von ihnen unterrichteten Fächer. Die Bezeichnung Deutscher Philologenverband behielt er bis zum heutigen Tage bei.