PhV BW: Qualität braucht Zeit und Ressourcen – nur mit genügend Lehrkräften gelingt zukunftsweisende Bildung

    • PhV BW übergibt ca. 2000 Postkarten aus den Gymnasien an Kultusministerin Theresa Schopper
    • Die Kolleginnen und Kollegen an der Basis fordern: Arbeitsbedingungen verbessern; Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermöglichen; Berufseinsteiger stärken; ein Altersteilzeitmodell; Entlastungsstunden für zusätzliche Tätigkeiten außerhalb des Tagesgeschäfts „Unterricht“
    • Es braucht Zeit und Ressourcen – das Kerngeschäft von Lehrkräften „Bilden und Erziehen“ muss zurück in den Mittelpunkt
    • PhV fordert Politik auf, ernsthaft über die Vorschläge und Forderungen der Lehrkräfte nachzudenken und systemische und vor Ort wirksame Maßnahmen zu ergreifen

    Die Postkartenaktion des Philologenverbands Baden-Württemberg (PhV BW) unterstreicht eindrucksvoll, was Lehrkräfte schon lange von der Politik fordern. Annähernd 2000 Postkarten mit Forderungen und Handlungsvorschlägen an die Politik sind in den Wochen nach dem Jahreswechsel in der Landesgeschäftsstelle des Philologenverbands in Stuttgart eingegangen. „Angesichts sinkender Lehrerzahlen an allen Schularten sind einfach gestrickte, plakative Werbekampagnen nicht das Mittel der Wahl, um zusätzliche Lehrkräfte für die Schulen im Land zu gewinnen und die Unterrichtsversorgung zu sichern“, so Ralf Scholl, der Vorsitzende des Gymnasiallehrkräfteverbands. „Stattdessen sind Taten und Maßnahmen gefragt, die vor Ort echte Wirkung zeigen“, ergänzt Karin Fetzner, eine der beiden Stellvertreterinnen. „Sollten sich die Arbeitsbedingungen an den Schulen nicht hin zum Besseren verändern, befürchten wir mittelfristig einen weiteren massiven Aderlass bei den Lehrkräften“, knüpft Martina Scherer an, ebenfalls Stellvertretende Vorsitzende des PhV Baden-Württemberg.

    Zentrale Forderung der Postkartenaktion ist: Die Arbeitsbedingungen der Lehrkräfte verbessern!

    Hierzu gehören: Mehr Anrechnungsstunden für besondere Aufgaben zu gewähren, eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf sicherzustellen, Berufseinsteiger zu entlasten und bessere Beförderungschancen für Lehrkräfte zu schaffen. Außerdem erfährt die Situation der älteren Lehrkräfte zu wenig Beachtung. Durch eine Verbesserung der Altersermäßigung und die Einführung eines attraktiven Altersteilzeitmodells könnten sie länger im Dienst gehalten und damit die Unterrichtsversorgung gesichert werden.

    Neben den ankreuzbaren, vom Verband vorgeschlagenen Forderungen an die Politik hatten die teilnehmenden Lehrkräfte die Möglichkeit, auf der Postkarte weitere Ideen, Anregungen und Tipps für das Kultusministerium zu formulieren, die geeignet sind, die „Destination Traumjob Lehrer“ als solche wieder in der Gesellschaft wahrnehmbar zu machen, neue Lehrkräfte zu gewinnen und die Bestandslehrkräfte zu binden.

    Am häufigsten wurde die grundlegende Forderung nach kleineren Klassen und nach der Senkung des Deputats genannt. Angesichts zunehmend heterogener werdender Klassen wird die Einführung multiprofessioneller Teams an den Schulen gewünscht. Homogenere und damit nachweislich leistungsstärkere Klassen zu schaffen, kann nach Ansicht der Praktiker aber auch durch eine verbindlichere Grundschulempfehlung gelingen. Entlastung der Kolleginnen und Kollegen tut Not! Das unterstreichen die häufig genannten Forderungen nach mehr Stunden z.B. für Klassenlehrertätigkeiten, nach zusätzlichen Anrechnungsstunden in den korrekturintensiven Fächern sowie nach mehr Lehr- und Vertretungslehrkräften. Die Attraktivität des Lehrberufs hängt aber auch zusammen mit der Gestaltbarkeit in Bezug auf die eigene Lebensplanung.

    So wünschen sich die Kolleginnen und Kollegen, weiterhin Teilzeit auch unter 75% und die weitere Genehmigung von Sabbatjahren zuzulassen. Eine für Lehrkräfte zeitlich passende Kita wäre bezüglich der Einsetzbarkeit der Eltern hilfreich und würde zumindest bei der Personalplanung die Schulleitungen entlasten, die seit einigen Jahren nicht nur an dieser Front in Bürokratie ertrinken. Eine Reduzierung von Bürokratie und Verwaltungsaufwand wäre aber nicht nur für die Schulleitungen wünschenswert, sondern für alle Kolleginnen und Kollegen, damit die Konzentration auf das Kerngeschäft „Bilden und Erziehen“ wieder angemessen möglich ist.

    Alle eingesandten Postkarten mit den vielen, vielen formulierten Vorschlägen der teilnehmenden Lehrkräfte wurden heute (30.04.2024) in Stuttgart der Kultusministerin Theresa Schopper übergeben. Der PhV BW fordert die Politik auf, ernsthaft über die geäußerten Vorschläge und die gestellten Forderungen nachzudenken und systemische und vor Ort wirksame Maßnahmen zu ergreifen, um den Lehrkräftemangel nachhaltig zu beheben.

    In diesem Zusammenhang sieht der Verband der Gymnasiallehrkräfte eine Rückkehr zu G9 als richtigen und dringend notwendigen Schritt an. Eine Bildungspolitik mit dem Rotstift widerspricht einer nachhaltigen Entwicklung und schadet in der Konsequenz nicht nur den Lehrkräften, sondern insbesondere den Schülerinnen und Schülern und damit dem Gemeinwesen.

    „Wir sind davon überzeugt: Neue und erfahrene Lehrkräfte arbeiten gerne, wenn Bildung und Erziehung in diesem Land und in dieser Gesellschaft wieder ihren angemessenen Stellenwert haben“, so Karin Fetzner und Martina Scherer  abschließend zu den Arbeitsbedingungen der Lehrkräfte.

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