PhV BW: Digitaler Arbeitsplatz für Lehrkräfte – Gut gedacht, leider nicht optimal gemacht

    · PhV BW begrüßt Bereitstellung eines digitalen Arbeitsplatzes für Lehrkräfte
    · PhV-Vorsitzender Ralf Scholl: „Verwendung von Open-Source-Modulen ist richtig und sinnvoll“
    · Funktionalität des Digitalen Arbeitsplatzes für Lehrkräfte muss gewährleistet sein

    Grundsätzlich begrüßt der Philologenverband Baden-Württemberg (PhV BW) die Ankündigung des Kultusministeriums (KM), einen digitalen Arbeitsplatz für Lehrkräfte und insbesondere ein Dienst-Emailkonto bereitzustellen. Im Sinne der Digitalen Souveränität befürwortet der Verband der gymnasialen Lehrkräfte in diesem Zusammenhang auch die Verwendung von Open-Source-Modulen wie Nextcloud für den Online-Speicher, Open Exchange für Mail und Collabora als Online-Bürosoftware. Nachbesserungsbedarf sieht der Verband der gymnasialen Lehrkräfte jedoch bezüglich der konkreten Umsetzung. Insbesondere bemängelt der PhV BW, dass die Funktionalität des Digitalen Lehrerarbeitsplatzes in der geplanten Form stark zu wünschen übrig lässt, worunter die Akzeptanz bei den Lehrkräften leiden wird.

    Ein wesentlicher Kritikpunkt bezieht sich auf den Umfang des Online-Speicherplatzes. „Wenn dieser wie im Pilotprojekt auf insgesamt 1 GB begrenzt bliebe, wäre das viel zu knapp bemessen. Allein für Mails muss mindestens 1 GB vorgesehen werden, für die Speicherung von Unterrichtsmaterialien sind mindestens 10 GB vorzusehen“, fordert der PhV-Landesvorsitzende Ralf Scholl.

    Problematisch ist nach Ansicht des Philologenverbands auch, dass Online-Speicherplatz und Dienstmail-Konto nur online zugänglich und verwendbar sind. „Um sinnvoll arbeiten zu können (insbesondere, wenn gerade kein Online-Zugang möglich ist oder wenn die Online-Kapazität der schulischen Internetanbindung zu wünschen übrig lässt), muss der Online-Speicher und auch die Dienstmail mit einem digitalen Endgerät synchronisiert werden können, sodass Lehrkräfte auch offline arbeiten können“, erklärt Ralf Scholl. Es müsse deshalb dringend eine Cloud-Synchronisierungsmöglichkeit und eine Anbindung an gängige Mailprogramme wie z.B. Thunderbird nachgerüstet werden.

    Dringend benötigt werden nach Auffassung des Verbands der Gymnasiallehrkräfte neben Dienst-Emailkonten für die Lehrkräfte auch „Funktions-Emailpostfächer” für die Sekretariate, Schulleitungen, Fachschaften, Ämter (Vertrauens- und Beratungslehrkräfte, Beauftragte für Chancengleichheit usw.) sowie den Örtlichen Personalrat. „Hier muss dringend nachgebessert werden“, betont der PhV-Landesvorsitzende.

    Es reiche auch nicht, wenn Lehrkräfte sichere Emailkonten bekommen, Schülerinnen und Schülern sowie Eltern aber nicht: „Wie sollen Lehrkräfte so datenschutzkonform mit Schülerinnen und Schülern per Email kommunizieren?“, fragt Ralf Scholl.

    Der PhV BW weist erneut darauf hin, dass es besser gewesen wäre, alle Module der Digitalen Bildungsplattform als Land selbst zu betreiben, statt verschiedene Teile an unterschiedliche Betreiber zu geben. So soll der Digitale Lehrerarbeitsplatz von Dataport betrieben werden, das Lernmanagementsystem Moodle von T-Systems. Der Umzug von Moodle zu T-Systems ist seit Dezember 2023 im Gange und in weiten Teilen dysfunktional, worauf der PhV BW hingewiesen hat.

    Stattdessen hätte das Land das Landeshochschulnetz Belwü zu einem landesweiten Bildungsnetz ausbauen können, wie es das Aktionsbündnis “Unsere digitale Schule” seit 2021 fordert.

    Hinweis: Vorstellung des Digitalen Lehrerarbeitsplatzes auf youtube.

    Pressemitteilung des KM zum Digitalen Arbeitsplatz für Lehrkräfte

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