Angesichts der heute stattfindenden gemeinsamen Pressekonferenz der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission (SWK) und der Kultusministerkonferenz (KMK) zu Empfehlungen zur „Lehrkräftegewinnung und Lehrkräftebildung für einen hochwertigen Unterricht“ fordert der Deutsche Philologenverband (DPhV) die SWK und die KMK auf, sich nicht an den dazu ergangenen Empfehlungen des Wissenschaftsrates zur Lehramtsausbildung Mathematik zu orientieren. Diese seien nicht zielführend, so die DPhV-Vorsitzende Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing.
Sie führte weiter aus: „Wir können nur davon abraten, die aufgeführten Ideen des Wissenschaftsrates weiter zu verfolgen. Sie werden weder für eine attraktivere Lehrkräftebildung sorgen noch für hochwertigen Unterricht. Ganz offensichtlich ist es das Ziel, das Referendariat, also den Vorbereitungsdienst mit den dafür verantwortlichen Institutionen, die Studienseminare mit ihrem Fachpersonal, abzuwickeln. Die dann abgeschaffte zweite, schulpraktische Phase der Lehrkräftebildung soll gänzlich in die Hochschule integriert werden bei gleichzeitigem Erhalt der Regelstudienzeit. Daraus erwächst sogar in Bundesländern mit verkürztem Vorbereitungsdienst de facto eine weitere Verkürzung der Ausbildung – zu Lasten der Fachwissenschaft und zu Lasten des Referendariats. Dies kritisieren wir“, so Lin-Klitzing.
Die Bedeutung und Wirkung der schulpraktischen Studien werde vom Wissenschaftsrat sehr einseitig positiv gedeutet. Er sage zudem nicht, von wem die Junglehrkräfte in der „Berufseinstiegsphase“ an den Schulen an ihre Aufgaben „schrittweise“ herangeführt werden sollen. Der Wissenschaftsrat spreche zwar von einem „dualem Studium“ – das der DPhV aufgrund der Unabdingbarkeit von kumulativ zu erwerbendem Fachwissen kritisiert –, aber über einen wesentlichen Attraktor dieser Studienstrukturen, nämlich die Erwerbstätigkeit während des Studiums und die entsprechende Entlohnung, schriebe er nichts.
Der DPhV warnt zudem davor, wie vom Wissenschaftsrat vorgeschlagen, die Zentren für Lehrkräftebildung in den Universitäten zu „stärken“. Wenn diese sogar die Denominationen der Professuren beeinflussen könnten, würde dies de facto die Ablösung der Lehrkräftebildung von der Universität bedeuten. Der DPhV wolle weiterhin die starke Fachlichkeit in der universitären Lehrerbildung. Deshalb tritt er der Entfachlichung entschieden entgegen.
Um den Lehrkräftemangel nachhaltig und wirksam zu bekämpfen, seien aus Sicht des DPhV zielführende Maßnahmen hingegen in allen drei Phasen der Lehrkräftebildung notwendig. Dazu müssten in jedem Fall unnötige Hürden wie z.B. Zulassungsbeschränkungen oder administrative Schwierigkeiten beim Wechsel in das Lehramtsstudium so weit wie möglich abgebaut werden. Ein erstes Staatsexamen, das die Studiendauer gegenüber Bachelor/Master verkürze, sei ebenso zielführend wie eine länderübergreifende Rückkehr zum 24-monatigen Referendariat. Neu sei ein begleitendes Mentoring in der Berufseingangsphase für die jungen Lehrkräfte einzuführen sowie qualitativ hochwertige und mehr als nur punktuelle Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten in der berufslangen Lehrkräftefort- und weiterbildung.
Zur Lehrkräftebildung angesichts von Lehrkräftemangel hat der DPhV ein entsprechendes Positionspapier veröffentlicht.