PHVN: Rabbow zu PISA 2022 – „Erwartbar erschreckende Ergebnisse“

    „Ruhe bewahren und richtige Konsequenzen aus der PISA-Studie ableiten“

    Der Vorsitzende des Philologenverbandes Niedersachsen, Dr. Christoph Rabbow, nennt die gestern veröffentlichten PISA 2022-Ergebnisse erschreckend, sie seien aber erwartbar gewesen. „Wen die Ergebnisse der PISA-Studie ernsthaft überraschen, der hat Schule in den letzten drei Jahren nicht von innen gesehen. Trotz der überall in Schule herrschenden Mangelwirtschaft ist es gelungen, den Anteil der Schülerinnen und Schüler in den niedrigsten Kompetenzstufen in allen Kompetenzbereichen unter dem OECD-Durchschnitt zu halten. Während es für die Naturwissenschaften noch einigermaßen glimpflich ausgegangen ist, müssen uns die Misserfolge in Mathematik und in der Lesekompetenz ernsthaft besorgen. Gerade noch durchschnittliche Ergebnisse sind beunruhigend und der Abstieg in die untere Liga ist vorprogrammiert, wenn wir jetzt nicht gegensteuern“, stellt Rabbow fest.

    Mehr Anstrengungen für den Bildungsbereich ab der frühkindlichen Bildung

    „Bereits die Ergebnisse aus der IGLU- und der IQB-Studie haben uns vor Augen geführt, dass ein Teil der Schülerinnen und Schüler aufgrund nicht ausreichender Kenntnisse im Lesen, Schreiben und Rechnen abgehängt werden. Die Grundschüler von heute sind die PISA-Prüflinge von morgen. Fehlen die nötigen Grundkompetenzen ist ein Scheitern in der nächsten OECD-Leistungsstudie vorprogrammiert und der Bildungsweg junger Menschen führt ohne Umkehr in eine Sackgasse. Das müssen wir verhindern, damit diese Kinder später am gesellschaftlichen Leben teilhaben können“, so Rabbow weiter.
    Eine gezielte Sprachförderung beginne in der frühkindlichen Bildung. Bereits im KiTa- und Vorschulbereich müsse durch verpflichtende Tests zur Ermittlung des jeweiligen Sprachstands Vorsorge getroffen werden, dass die Unterrichtssprache Deutsch mit dem Eintritt in die Grundschule beherrscht werde. Die Grundfähigkeiten des Lesens, Schreibens und Rechnens seien die Schlüsselkompetenzen zur Bildung. Sie müssten nach der vierjährigen Grundschulzeit abrufbar sein, da sie die Garanten für den Erfolg in den weiterführenden Schulen darstellen.

    Zu viele Freiräume können schnell zum Eigentor werden, Frau Ministerin!

    Niedersachsen brauche jetzt keine Debatten über die Struktur von Schule oder die der Lehrkräfteausbildung, über das Lernen im eigenen Takt oder die Diskussion um das Für und Wider von Berichtszeugnissen oder Ziffernnoten. Es sei notwendig, Ruhe ins System zu bringen und die richtigen Ableitungen aus der IGLU-, PISA-, und IQB-Studie zu ziehen, um im Jahr 2024 im Sinne unserer Schülerinnen und Schüler einen Neustart hinzulegen.
    „Wir müssen nach den Krisen endlich wieder Lust auf mehr Leistung verspüren! Zu viele Freiräume können schnell zum Eigentor werden, Frau Ministerin“, appelliert Rabbow an Kultusministerin Hamburg. Es gelte, individuelle Lernrückstände abzubauen, sowie Wissens- und Kompetenzerwerb aufzubauen. Das gehe nur, wenn der Fachunterricht absolute Priorität hat und Lehrkräfte von unterrichtsfernen Aufgaben befreit werden. „Die aktuellen Ergebnisse von PISA 2022 offenbaren die Lücken in den fachlichen Leistungen der Lernenden. Nur gut ausbildete Fachlehrkräfte können diesen Trend umkehren! Wir brauchen mehr und konsequent nach Schulformen ausgebildete Lehrkräfte, die ihre Fächer beherrschen. Dazu müssen die Fachwissenschaften in der ersten Phase sowie die Fachdidaktik und -methodik in der zweiten Phase der Lehrkräftebildung erkennbar gestärkt werden. Erst dann erzielen wir bildungspolitisch wieder Tore und spielen zukünftig wieder oben mit“, so der Vorsitzende des PHVN.

     

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