PhV BW zur Digitalisierungsstrategie an baden-württembergischen Schulen

    Pressemitteilung des Philologenverbands Baden-Württemberg (PhV BW) zur Digitalisierungsstrategie an baden-württembergischen Schulen (Zumeldung zur Pressemitteilung des Kultusministeriums vom 05.12.2023)

    Gestern, am 05.12.2023, verkündete die baden-württembergische Landesregierung voller Stolz ihre Digitalisierungsstrategie:
    „Jetzt ist die für die Digitalisierung an Schulen zuständige Staatssekretärin Sandra Boser sicher, dass andere Länder wegen „Schule@bw“ wieder neugierig bis neidisch nach Baden-Württemberg schauen. Nach der langen Chaosphase mit Ella spiele der Südwesten mit seiner Schulplattform in der Konkurrenz der Länder jetzt wieder vorne mit.“
    (Stuttgarter Zeitung vom 06.12.2023)

    Das Eigenlob bezüglich der Digitalisierungsstrategie befremdet vor dem Hintergrund vielfältiger Probleme:
    • Der digitale Arbeitsplatz für Lehrkräfte ist vom Kultusministerium (KM) mehrfach angekündigt worden, verzögert sich aber weiterhin.
    • Ganz aktuell sorgt der problematische Umgang des KM mit mehreren tausend Schulen für Ärger, die das Lernmanagement-System „Moodle“ nutzen.
    Diesen Schulen wurde vor einer Woche ein unzumutbarer Zeitplan mit viel zu engen Fristen für den begleiteten „Umzug” der Moodle-Kurse mitgeteilt. Den Moodle-Schulen bleiben nur wenige Wochen Zeit für eine komplexe, arbeitsaufwändige, vielstufige Vorbereitung des Umzugs der vorhandenen Moodle-Kursräume samt Fortbildung eines neuen „IdAM-Beauftragten“ für das neue MoodleBW. Und das kurz vor den Weihnachtsferien, wenn die Schulen ohnehin bis zum Anschlag belastet sind.
    Neben dem eigentlichen Umzug machen die Moodle-Betreuer der Schulen auf weitere gravierende, strukturelle Probleme aufmerksam: Im neuen MoodleBW können Benutzer nur noch über die Schulverwaltungssoftware ASV angelegt werden. Es gibt zurzeit aber viele schulische Moodle-Nutzer, die nicht im ASV der Schule hinterlegt sind.
    • Was passiert also mit Schülern von Kooperationsschulen, die bisher im Moodle präsent sind, aber nicht im ASV der Schule?
    • Was ist mit Lehrbeauftragten der Seminare, die nicht im ASV der Schule hinterlegt sind?
    • Was ist mit Eltern, die an einzelnen Schulen in Moodle präsent sind?
    • Was passiert mit den derzeitigen schulischen Mailkonten der Schüler, die notwendig sind, um z. B. Mail-Benachrichtigungen von Moodle zur Passwortänderung zu erhalten?

    Diese Fragen sorgen derzeit für Unsicherheit und Verärgerung an den Moodle-Schulen.
    Anscheinend hat das KM keine Nutzungsanalyse durchgeführt, um daraus einen praxisgerechten Umzugsprozess zu entwickeln und im neuen MoodleBW die vorhandenen und notwendigen Strukturen und Funktionalitäten der Schul-Moodles abzubilden.

    Deshalb wird an den Schulen befürchtet, dass das neue „MoodleBW“ einen deutlich verringerten Funktionsumfang haben könnte. Genau die Schulen, die Moodle bislang am intensivsten nutzen, würden dann am meisten darunter leiden. Zudem wird die Fremdbetreuung durch eine externe Firma zusätzliche Kosten verursachen.

    Das KM wäre besser dem Rat des Aktionsbündnisses „Unsere digitale Schule“ gefolgt: Statt die Dienstleistungen des Landeshochschulnetzes BelWü (und damit die Schul-Moodle-Betreuung und die Lehrkräfte-Emailadressen) für die Schulen im Land auslaufen zu lassen, wäre es sinnvoller gewesen, BelWü vom Landeshochschulnetz zu einem echten Landesbildungsnetz auszubauen. Damit hätte das Land im Sinne digitaler Souveränitätt sämtliche IT-Dienste für Schulen und Hochschulen aus einer Hand anbieten können. (Siehe https://unsere-digitale.schule/)

    Nach oben