PhV NRW: Jetzt ist Konzentration auf guten Unterricht zwingend notwendig

    • Aktuelle Pisa-Studie mit dramatisch schlechten Ergebnissen
    • Lehrkräftemangel und Arbeitsbedingungen als Hauptursachen
    • Eltern müssen sich mehr in Bildungsarbeit ihrer Kinder einbringen

    Mit großer Sorge nimmt der nordrhein-westfälische Philologenverband (PhV NRW) die Ergebnisse der jüngsten internationalen Schulleistungsstudie der OECD (Pisa) zur Kenntnis. In den drei untersuchten Kompetenzbereichen Mathematik, Lesekompetenz und Naturwissenschaften sind die Ergebnisse deutlich schlechter ausgefallen als bei der vorhergegangenen Untersuchung im Jahr 2018; seit Beginn der Erhebung im Jahr 2000 wurden in allen drei Bereichen noch nie so niedrige Werte gemessen wie im vergangenen Jahr.

    „Der negative Trend aus den vorigen Untersuchungen geht ungebremst weiter, uns fällt es sehr schwer, überhaupt etwas Positives aus den Ergebnissen herauszulesen“, sagt die PhV-Vorsitzende Sabine Mistler. „Bei aller Kritik an der Aussagekraft der Studie und selbst vor dem Hintergrund der Coronapandemie sind die Ergebnisse alarmierend.“

    In Ländern mit längeren pandemiebedingten Schulschließungen sind die Pisa-Ergebnisse signifikant schlechter ausgefallen als in den Ländern mit kürzeren Schullockdowns. In Deutschland gaben 71 Prozent der Schülerinnen und Schüler an, dass an ihrer Schule wegen der Coronakrise mehr als drei Monate lang kein Unterricht stattfand.

    Gerade im Kompetenzfeld Mathematik zeigt sich, wie wichtig und wertvoll das Engagement von Lehrerinnen und Lehrern für den Bildungserfolg der Schülerinnen und Schüler ist. In Schulsystemen, in denen Lehrkräfte die Schülerschaft mit zusätzlichen Angeboten unterstützen, haben die Ergebnisse sich weniger stark verschlechtert.

    „Dadurch zeigt sich zweierlei“, sagt Mistler. „Erstens müssen wir die Arbeitsbedingungen für unsere Kolleginnen und Kollegen dringend verbessern, damit sie sich wieder auf ihre pädagogische Arbeit und Fachinhalte konzentrieren können. Zweitens müssen wir das Problem des Lehrkräftemangels ebenso schnell wie nachhaltig angehen. Ohne engagierte Lehrkräfte wäre die Lage noch schlechter – auch in NRW.“ Laut Pressemitteilung des Schulministeriums sind im Land derzeit rund 7.100 Stellen nicht besetzt, im Juni waren nur 6.700 vakant.

    Aus Sicht des PhV ergibt sich aus den Pisa-Ergebnissen noch ein weiterer Aspekt: In Ländern, in denen Eltern sich aktiv an Lernprozessen und anderen schulischen Aktivitäten ihres Nachwuchses beteiligen, haben die getesteten Jugendlichen besser abgeschnitten. Lediglich knapp ein Drittel der Familien in Deutschland informiert sich aus eigenem Antrieb über den Leistungsstand ihrer Kinder, einer entsprechenden Einladung des Lehrpersonals folgt nur knapp die Hälfte der Eltern.

    „Hier ist viel Luft nach oben. Eltern sind mehr als nur mitverantwortlich für den schulischen Erfolg ihrer Kinder“, sagt Sabine Mistler. „Wir Lehrerinnen und Lehrer können das nicht alles allein stemmen.“ Das sagt Mistler vor allem mit Blick auf die vielen Zusatzaufgaben, die Lehrkräfte übernehmen. „Wir sind die Expertinnen und Experten für guten Unterricht, darauf und auf unsere pädagogischen Arbeiten sollten wir uns jetzt konzentrieren können.“

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