PHVN Resolution: Einheitsschule, Einheitslehrer, Leistungsabsenkung – das Gleiche für alle ist nicht das Beste für jeden!

    Die derzeitige rot-grüne Landesregierung versucht offenkundig, unter dem Deckmantel des Kampfes gegen Lehrermangel und Unterrichtsausfall bildungs- und schulpolitische Tatsachen zu schaffen: Die Stufenlehrerausbildung soll kommen, deren Ziel die einheitlich ausgebildete Lehrkraft ist, die an allen Schulformen unterrichten kann – getreu dem Motto „Einer für alles, alles für einen“. Fächerzusammenlegungen in den naturwissenschaftlichen und gesellschaftswissenschaftlichen Fächern nach dem Vorbild der IGS sollen auch an den Gymnasien ermöglicht werden. Und natürlich könnten Oberschulen sich bei Bedarf zu Integrierten Gesamtschulen ‚weiterentwickeln‘, gerne auch mit gymnasialer Oberstufe. Fragwürdiges Ziel von rot-grün ist der Einsatz an allen Dienststellen – die mehrfache Dauer-Abordnung wird zum Regelfall mit der Folge, dass Lehrkräfte kaum mehr verlässlich und kontinuierlich ansprechbar sein können für die ihnen Anvertrauten. Zusätzlich wird billigend in Kauf genommen, dass alle diese Maßnahmen vor allem eines zur Folge haben werden: eine weitere Nivellierung von schulischen Anforderungen und Leistungen nach unten!
    Der Philologenverband Niedersachsen sieht diese Maßnahmen der Vereinheitlichung und Niveauabsenkung als falsch und für alle niedersächsischen Schülerinnen und Schüler als fatal an, denn es bringt sie um Bildungs- und damit Lebenschancen. Das Gleiche für alle ist nicht das Beste für jeden!
    Da die Köpfe unserer Kinder und Jugendlichen der einzige „Bodenschatz“ des Landes Niedersachsen sind, lehnt der Philologenverband Niedersachsen eine Schul- und Bildungspolitik ab, die sich dem Primat der Vereinheitlichung von Struktur, Lehre und Inhalten unterwirft. Um echte Bildungsgerechtigkeit zu schaffen, verstanden als das Streben, der Heterogenität und Vielfalt von Kindern und Jugendlichen durch Unterschiedlichkeit und Vielfalt der Schulen und Schullaufbahnen gerecht zu werden, bedarf es eines differenzierten Bildungssystems, in dem das Gymnasium mit seinen kennzeichnenden Ansprüchen und seinem spezifischen Niveau bewahrt bleibt. Die wissenschaftlichen Leistungsuntersuchungen von IQB und PISA zeigen, dass diejenigen Bundesländer. die sich daran orientieren, mit Abstand kontinuierlich die besten Ergebnisse erzielen
    Um eine vertiefte Allgemein- und Persönlichkeitsbildung und wissenschaftspropädeutisches Arbeiten zu garantieren, sind hier, wie an allen anderen Schulformen, entsprechend den jeweiligen Zielen schulform-spezifische Curricula unabdingbar. Zumal ein Einheitscurriculum eklatant dem Schulgesetz widerspräche, das in den Paragrafen 9 bis 14 den Schulformen des allgemeinbildenden Schulwesens verschiedene Ziele zuweist.
    Diese differenzierten Curricula ermöglichen es den Jugendlichen, auch im Sinne der Durchlässigkeit im Schulsystem, auf einem für sie individuell angemessenen Leistungs- und Anforderungsniveau zu arbeiten, was zu einer höheren Motivation und besseren Lernergebnissen führt. Umgekehrt wären niedersächsische Schülerinnen und Schüler spätestens in der Abiturprüfung und nachfolgend bei der Vergabe von Studienplätzen gegenüber ihren Altersgenossen aus anderen Bundesländern im Nachteil, weil diese bereits in der Sekundarstufe I auf gymnasialem Niveau unterrichtet worden sind, während jene nach einheitlichen Curricula beschult würden.
    Das Gymnasium und insbesondere seine schulformspezifischen Ziele erfordern akademisch ausgebildete Fachlehrkräfte, deren fachlich vertiefte Expertise inhaltlichen Anspruch und Kontinuität gewährleistet, so dass das in der Sekundarstufe II (und der Abiturprüfung) erforderliche Vorwissen in der Sekundarstufe I auch adäquat vermittelt wird. Denn Fachlehrkräfte sind Spezialisten, die den Überblick über die Inhalte und Anforderungen ihres Faches im gesamten gymnasialen Bildungsgang haben und ihren Unterricht dementsprechend anlegen. Nur so können die Jugendlichen optimal aufs Abitur, das Hochschulstudium, aber auch die duale Berufsausbildung vorbereitet werden. Demgegenüber haben sich Stufenlehrkräfte primär auf das Unterrichten einer bestimmten Altersgruppe in allen möglichen Schulformen spezialisiert, wodurch die Schülerinnen und Schüler nicht von der schulformspezifischen Expertise und Kontinuität profitieren können.
    Daher fordert der Philologenverband Niedersachsen:

    • die Beibehaltung des differenzierten Schulsystems mit jeweils schulformspezifischen Zielen, An-forderungen und Niveaus,
    • die Beendigung der Erarbeitung schulformübergreifender Kerncurricula,
    • das Bekenntnis zum Gymnasium und seine Stärkung als eigener Schulform mit fachspezifischen Kerncurricula,
    • die Beibehaltung einer fachwissenschaftlich hochqualifizierten und auf die spezifischen Fähigkeiten und Bildungsziele des Gymnasiums ausgerichtete fachdidaktische und fachmethodische Lehrkräfteausbildung.

    Goslar, 29. November 2023

    Philologenverband Niedersachsen e.V.
    Geschäftsstelle
    Sophienstr. 6, 30159 Hannover
    Tel.: 0511-36475-0  Fax: 0511-36475-75
    E-Mail: phvn@phvn.de
    Internet: https://www.phvn.de

    Nach oben