PhV BW & RLV BW zum Thema Grundschulempfehlung: “Erneut eine verpasste Chance für das im Sinkflug befindliche Bildungssystem in Baden-Württemberg!”

    Der Gesetzentwurf der Fraktion der FDP/DVP zur ‚Wiederherstellung der Verbindlichkeit der Grundschulempfehlung‘ (Gesetz zur Änderung des Schulgesetzes für Baden-Württemberg) wurde heute mit den Stimmen der SPD, der Grünen und leider auch der CDU mehrheitlich abgelehnt. Hatte die CDU noch im Wahlkampf 2021 betont, dass die Abschaffung der verbindlichen Grundschulempfehlung in Baden-Württemberg ein großer Fehler war, stimmt sie nun mit wachsweichen Rechtfertigungen und Verweisen auf die Koalition zusammen mit den Grünen und der SPD, die durch die Abschaffung der verbindlichen Grundschulempfehlung die eigentlichen Verursacher der Misere sind, dagegen.

    Warum ignoriert die Mehrheit unserer Landespolitiker sämtliche Fakten und Argumente in dieser Frage?
    Warum scheint der Niedergang der Bildung im Ländle unseren Politikern egal zu sein?
    Warum stehen der Koalitionsfrieden und der Erhalt der eigenen Pöstchen vor dem Wohl der Kinder unseres Landes?

    Die Landesregierung stellt sich nicht den Fehlern der Vergangenheit und vermeidet mit Hinweis auf Koalitionsvereinbarungen jeden sachlich-inhaltlichen Diskurs. Ist das so, weil sie den nicht kann, nicht will oder beides? Immer mehr aktuelle wissenschaftliche Studien, Umfragen und nicht zuletzt der Sinkflug Baden-Württembergs in den IQB-Studien zeigen auf, wie elementar wichtig die Verbindlichkeit der Grundschulempfehlung in einem (noch) vielfältigen und differenzierten Schulsystem wäre.

    Der Vorschlag aus dem Kultusministerium, die Eltern (ohne Verbindlichkeit) noch mehr, noch intensiver und qualifizierter zu beraten, kann von Lehrkräften nur als Hohn empfunden werden: An allen Schularten hat die Beratungsarbeit seit der Freigabe der Grundschulempfehlung extrem zugenommen. Dadurch wurde die ohnehin hohe Arbeitsbelastung der Pädagogen zusätzlich enorm vergrößert: Extrem viel Aufwand praktisch ohne Erfolg in der Realität.

    „Wo der gern zitierte ‚freie Elternwille‘ hinsichtlich weiterführender Schulwahl erwiesenermaßen schon längst zur bloßen Beliebigkeit geraten ist, muss verantwortungsbewusste Politik handeln, will sie dem sich stetig verfestigenden Eindruck entgegenstehen, dass sie Parteienwohl und eigene Pöstchen über das Kindeswohl stellt! Die verbindliche Grundschulempfehlung wird nicht alle, jedoch nachweislich erhebliche Probleme im Bildungssystem kostenneutral und ohne teuer aufgelegte Programme lösen können,“ erklärt die RLV-Landesvorsitzende Karin Broszat.

    Der PhV-Landesvorsitzende Ralf Scholl pflichtet ihr bei: „Wo der ‚freie Elternwille‘ zu einer bitteren Leidensgeschichte der Kinder führt – sei es durch völlige Über- wie durch völlige Unterforderung – müssen ihm im Interesse der Kinder Schranken gesetzt werden. Wer dies aus Angst vor der Reaktion der Eltern bei der nächsten Wahl unterlässt, missachtet die Interessen der Kinder. Aber die dürfen ja auch noch nicht wählen, sodass das nicht zu kurzfristigen Konsequenzen für unsere politischen Entscheidungsträger führt.“

    Steffen Kottmann
    Philologenverband Baden-Württemberg
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