PhV BW: Michelberg-Gymnasium in Geislingen vor dem Aus?

    Pressemitteilung des Philologenverbands Baden-Württemberg (PhV BW) zum
    Michelberg-Gymnasium in Geislingen:

    • Das Michelberg-Gymnasium in Geislingen vor dem Aus?
    • Der PhV BW ist bestürzt über die Entscheidung des Petitionsausschusses des Landtages: Lässt die Landesregierung die Schulgemeinschaft des MichelbergGymnasiums und eine Kommune im Stich?

    Einmal mehr zeigt sich am Beispiel des Geislinger Michelberg-Gymnasiums (MiGy), wie gleichgültig der aktuellen Landesregierung augenscheinlich gymnasiale Belange sind. Der Petitionsausschuss des Landtages hat sich mit grün-schwarzer Mehrheit gegen eine finanzielle Unterstützung durch das Land in Form einer Sanierung des massiven Bauschadens des MiGy entschieden. Damit steht ein ganzes Gymnasium mit lange gewachsener Tradition und starker Schulgemeinschaft vor dem Aus! Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern sehen einer ungewissen Zukunft entgegen.

    Dramatisch ist an diesem Fall allerdings, dass die Schulgemeinschaft des MiGy nichts dafür kann – durch massiven Sanierungspfusch entstand diese hochproblematische Lage! Der Philologenverband Baden-Württemberg (PhV BW) hatte bereits im Jahr 2020 (!) für den Erhalt des Gymnasiums plädiert (siehe PM vom 10.02.2020! – https://www.phv-bw.de/philologenverband-fordert-erhalt-des-michelberg-gymnasiums/), als der Fall kurz vor Ausbruch der Corona-Krise in die Medien gelangt war. Selbstverständlich pflichtet der PhV Dr. Stefan Fulst-Blei (SPD) und Dennis Birnstock (FDP) dankend bei, die sich in Pressemitteilungen ihrer Landtagsfraktionen jetzt für den Erhalt des MiGy als eigenständiges Gymnasium aussprechen.

    Denn die Überlegung, die Schulgemeinschaft am Michelberg-Gymnasium in das bestehende Helfenstein-Gymnasium zu „überführen“ und an diesem Standort ein großes Gymnasium entstehen zu lassen, birgt diverse Folgeprobleme. Zum einen muss auch am Standort Helfenstein-Gymnasium für 500 Schülerinnen und Schüler und 50 Lehrkräfte erst Platz geschaffen werden. Ein G8- und ein G9-Gymnasium können nicht einfach so gemischt werden, sodass hier mit mindestens sieben Zügen zu rechnen ist. Die Stadt favorisiert jedoch die vermeintlich günstigste Lösung mit 6,5 Zügen. Damit können in Zukunft nicht mehr alle Schülerinnen und Schüler, die das eine Gymnasium vor Ort besuchen möchten, hier aufgenommen werden. Denn die steigenden Schülerzahlen des Statistischen Landesamtes sind hier noch nicht berücksichtigt – und diese prognostizieren eine klare 8-Zügigkeit. Außerdem ist für 1500 Lernende und 130 Lehrkräfte keine Mensa vorgesehen, eine Ganztagsbetreuung gibt es nicht, und eine noch zu bauende Zwei-Felder-Sporthalle wird bei weitem nicht ausreichen, sodass sehr viel reale Sportzeit wegfallen wird – verbunden mit langwierigen Fahrten zum Sportunterricht. Auch für die Schulgemeinschaft des Helfenstein-Gymnasiums wird es noch enger zugehen als dies bisher schon der Fall ist. Zum anderen ist schließlich eine Frage noch gar nicht geklärt: Was passiert mit dem Gebäude des MiGy, wenn die Schulgemeinschaft umgezogen ist? Welche Anschlussnutzung ist hier vorgesehen? Sind dann keine Maßnahmen mehr erforderlich?

    Die bisherigen Kostenschätzungen hören sich zunächst oberflächlich viel günstiger an, aber allein die erneute Sanierung des MiGy wurde klar berechnet, die Folgekosten einer Fusion nicht. Bei einer Zusammenlegung der Schulen geht vor allem das vielfältige Bildungsangebot der beiden Gymnasien langfristig und dauerhaft verloren, wenn das Land hier nicht verantwortungsvoll einschreitet.

    Zur Erinnerung: Die damalige Kultusministerin Dr. Susanne Eisenmann hatte versprochen, dass das Land dem MiGy helfen werde – auch finanziell mit Landesmitteln. Will nun etwa die nächste grün-schwarze Koalition, in der mit Frau Schopper erstmals eine grüne Kultusministerin Verantwortung trägt, das damalige Versprechen für dieses Gymnasium brechen? Das wäre ein ungeheuerlicher Vorgang, denn es wäre nicht nur ein heftiger Schlag für den Schulstandort Geislingen, sondern für die gesamte Region.

    Erst letzte Woche war der internationale Tag des Lehrers. Der PhV fordert im Geiste dieses Tages Frau Schopper auf, das Versprechen der damaligen Landesregierung zu halten – und das Michelberg-Gymnasium als eigenständige Schule mit vielfältigen Angeboten zu erhalten!

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    An den Gymnasien des Landes Baden-Württemberg werden knapp 300.000 Schülerinnen und Schüler unterrichtet. Der Philologenverband Baden-Württemberg e.V. (PhV BW) vertritt mit über 9.000 im Verband organisierten Mitgliedern die Interessen der Lehrerinnen und Lehrer an den 462 öffentlichen und privaten Gymnasien des Landes. Im gymnasialen Bereich hat der Philologenverband BW sowohl im Hauptpersonalrat beim Kultusministerium als auch in allen vier Bezirkspersonalräten bei den Regierungspräsidien die Mehrheit und setzt sich dort für die Interessen der ca. 26.500 Lehrkräfte an den Gymnasien des Landes ein.

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