Der Hessische Philologenverband zum neuen Schuljahr: Dunkle Wolken am Bildungshorizont angehen – auf die gestiegenen Herausforderungen muss die Politik massiv reagieren!

    Ein Lehrermangel ist Realität, die Nachwuchsfrage darf sich nicht zu einem bedrohlichen Thema ausweiten. Der Lehrerberuf hat ganz offensichtlich an Attraktivität verloren. Der Arbeitsplatz Schule wird für junge Menschen zunehmend uninteressanter, sie haben andere gute berufliche Optionen.

    Das hat verschiedene Gründe: Das Arbeitsvolumen ist hoch mit steigender Tendenz, Sorgen bereitet die Migration, besondere Herausforderungen stellen die Inklusion, die Diversität und der steigende Förderbedarf in den Schulen dar. Die Lerngruppen sind vor Ort oft sehr inhomogen mit unterschiedlichen Lernausgangslagen; hinzu kommen Verhaltensauffälligkeiten in der Schülerschaft aufgrund von mangelndem familiären Rückhalt. Zudem wurde die Autorität der Lehrkräfte schon seit Längerem geschwächt.

    Reinhard Schwab, Landesvorsitzender des Hessischen Philologenverbandes (hphv), äußert sich dazu: „Es besteht die Gefahr eines dauerhaften Bildungsverlusts, weil die Leistungsorientierung immer weiter in den Hintergrund tritt. Der Trend zu immer besseren Abschlussnoten hat nichts mit einem Anstieg des Bildungsniveaus zu tun.“

    Die Landesregierung hat nicht ohne Erfolg an der Stabilität bei der Unterrichtsversorgung gearbeitet. Die Unterrichtsversorgung von 104 Prozent ist ein erster Schritt, allerdings leben Schulen noch zu oft mit einer dünnen Personaldecke, und der konkrete Fachbedarf etwa in den Fächern Mathematik, Physik, Informatik, Chemie ist schwierig zu decken. „Die Politik ist gefordert, den Lehrerberuf attraktiver zu gestalten, das ist eine ganz zentrale Aufgabe!“, so Schwab zur Stabilität bei der Unterrichtsversorgung.

    Es muss auch für einen vernünftigen Quereinstieg gesorgt werden, fachlich orientiert und berufsbegleitend weiterqualifizierend. Standard sollte der Master-Abschluss oder das Staatsexamen sein. Die Unterrichtsqualität ist zu gewährleisten, es geht nicht um eine irgendwie geartete Unterrichtsversorgung.

    Die Politik steht in der Pflicht, für eine verfassungskonforme Bezahlung zu sorgen. Auch vor dem Hintergrund der Nivellierung der Eingangsbesoldung führt an einer ‚Gehaltsinitiative‘ für Gymnasiallehrkräfte kein Weg vorbei, um deren Unterbezahlung zu begegnen, was der Attraktivität des Gymnasiallehramtes gut täte.

    „Äußerst erfreulich ist“, so stellt Reinhard Schwab fest, „dass die Kultusbürokratie sichergestellt hat, dass die Mehrgliedrigkeit unseres Schulsystems nach wie vor Vorrang genießt und gymnasiale Bildung wertgeschätzt wird.“

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