PhV BW: Duales Lehramtsstudium – Philologenverband sieht noch viele offene Fragen

    Zumeldung des Philologenverbands Baden-Württemberg (PhV BW) zur Landespressekonferenz von Kultusministerin Schopper und Wissenschaftsministerin Olschowski zum geplanten Dualen Lehramtsstudium.

    Der Philologenverband Baden-Württemberg (PhV BW) begrüßt das Bemühen von Kultus- und Wissenschaftsministerium, Antworten für den Lehrkräftemangel zu finden. Auch die Ausrichtung im Gymnasialbereich auf die Mangelfächer Physik bzw. Informatik (plus Mathematik) ergibt durchaus Sinn.

    Zum vorgestellten Lehramtsstudium-Konzept stellt der PhV aber vier wesentliche Fragen:

    1. Wie hoch wird die Bezahlung während des dualen Masterstudiums für Lehramt sein? Dazu gab es bislang noch keinerlei Aussagen, obwohl die Bezahlung durch das Land Baden-Württemberg als Arbeitgeber erfolgen muss.

    2. In dem geplanten sechssemestrigen dualen Masterstudium sollen im dritten Semester die Masterarbeit, im vierten Semester vorwiegend „praktische Anteile“ und im fünften und sechsten Semester der eigenständige Unterricht (wie im Referendariat) absolviert werden. Der PhV fragt:
    • Wann erfolgt eine theoretisch-fachliche Vertiefung über das Bachelor-Niveau hinaus?
    • Wann soll das nicht oder nur eingeschränkt vorhandene Mathematik-Wissen aus einem vorhergehenden Naturwissenschafts-Bachelor erarbeitet werden?
    • Kommt es mit dem dualen Lehramtsstudium (insbesondere für den Gymnasialbereich) so nicht automatisch zu einer weiteren, zweiten Niveau-Absenkung bei der fachlichen Qualität der Lehrkräfte?

    Bereits bei der Umstellung des Lehramtsstudiums vom Staatsexamen auf den „Master of Education“ wurden die fachlichen Studienanteile deutlich gekürzt. Die Folgen davon spüren jetzt die Referendare, von denen mittlerweile über 10% wegen fachlicher Lücken in eine Verlängerung des Referendariats gehen müssen.

    3. Wie werden die fertigen Absolventen des dualen Lehramtsstudiums dann anschließend bei ihrer Einstellung bezahlt – ebenso wie Absolventen mit einem vollen Master of Education / erstem Staatsexamen plus zweitem Staatsexamen?

    4. Warum wird der Versuch mit 20 Studienplätzen an der Universität Freiburg durchgeführt? Der größte Lehrkräftemangel im Gymnasialbereich herrscht im Großraum Stuttgart.

    Im Übrigen ist dem VBE Baden-Württemberg zuzustimmen:
    „Die aktuelle Notlage darf nicht dazu führen, alle Schleusen zu öffnen und die Profession immer weiter zu verwässern. Originär ausgebildete Lehrkräfte dürfen nicht zu einer bedrohten Minderheit neben dual ausgebildeten Lehrkräften, Quer- und Seiteneinsteigern, Nichterfüllern, Fachlehrkräften, Pädagogischen Assistenten und FSJlern werden. Um die Qualität hochzuhalten, ist es entscheidend, dass voll ausgebildete Lehrkräfte vor der Klasse stehen. Das Land sollte daher alles unternehmen, um die originäre Lehramtsausbildung zu stärken und dies auch klar gegenüber der Einführung neuer Ausbildungswege priorisieren. Die Qualität der Bildung auf dem Altar des Lehrkräftemangels zu opfern, ist für ein Bildungsland wie Baden-Württemberg der falsche Weg.“

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    An den Gymnasien des Landes Baden-Württemberg werden knapp 300.000 Schülerinnen und Schüler unterrichtet. Der Philologenverband Baden-Württemberg e.V. (PhV BW) vertritt mit über 9.000 im Verband organisierten Mitgliedern die Interessen der Lehrerinnen und Lehrer an den 462 öffentlichen und privaten Gymnasien des Landes.

    Im gymnasialen Bereich hat der Philologenverband BW sowohl im Hauptpersonalrat beim Kultusministerium als auch in allen vier Bezirkspersonalräten bei den Regierungspräsidien die Mehrheit und setzt sich dort für die Interessen der ca. 26.500 Lehrkräfte an den Gymnasien des Landes ein.

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