Zumeldung des PhV BW zur dpa-Meldung vom 03.07.2023: „Kretschmann: Nicht jeder muss Französisch können“

    Die stellvertretenden PhV-Landesvorsitzenden Karin Fetzner und Martina Scherer sind fassungslos über die Presseberichte:
    Eine Übersetzungs-App für Schüler anstatt Fremdsprachen und Kultur des Nachbarlands kennenlernen? Auf welche gedanklichen Abwege und bildungsfeindlichen Gedankenspiele kann ein Ministerpräsident eigentlich noch kommen?

    Wohin wird die Bildungspolitik unseres Landes gesteuert, wenn ein „Knopf im Ohr“ statt „mühseligem Fremdsprachenlernen“ vom Landesvater als ausreichende Kommunikationshilfe empfohlen wird? Abgesehen von dieser moralischen Ohrfeige und Abqualifizierung für alle Sprachenlehrkräfte: Sollen unsere Schülerinnen und Schüler von Maschinen abhängig gemacht anstelle von Menschen unterrichtet werden? Wie sollen die Jugendlichen dann noch lernen, sich auf die Sprache und Kultur eines anderen Landes mit allen seinen Facetten einzulassen, sie zu verstehen, sich mit ihr auseinanderzusetzen? Das ist die Kapitulation des Humanismus vor der KI, wenn man es weiterdenkt!

    Wir denken einmal selbst weiter in diese Richtung von Herrn Kretschmann, da wir ja noch im Selber-Denken geübt sind:

    Wir brauchen also keine zweite Fremdsprache mehr, weil der Knopf im Ohr (sinnentnehmend?) übersetzt. Warum brauchen wir dann eigentlich noch eine erste Fremdsprache? Reichen die Ohren nicht eigentlich für zwei Knöpfe? Es gibt ja auch schon eine KI, die Bilder malt oder Musik komponiert: Wozu dann noch Kunst- oder Musikunterricht? Die KI schreibt ja inzwischen auch vermeintlich tolle Texte: Warum dann noch Deutschunterricht? Warum Orthografie, Grammatik und Interpunktion lehren, wenn die Rechtschreibprüfung einen Text alleine korrigiert? Wozu eigentlich Kinder mit Rechnen lernen quälen, wenn es doch Taschenrechner gibt?

    So betrachtet brauchen wir die Schule bald nicht mehr, und damit wäre zumindest das Problem mit dem Lehrermangel gelöst. Ob aber eine KI oder ein Programm wirklich weiß, was einen viel versprechenden Politiker von einem vielversprechenden Politiker unterscheidet?

    Denken wir noch einen Schritt weiter: Bestimmt gibt es bald auch eine tolle Politik-KI, dann brauchen wir auch alle Politiker wie z. B. Herrn Kretschmann und die GRÜNEN nicht mehr, sondern fragen einfach PolitGPT, wie wir unsere Gesetze gestalten und zukünftige Entscheidungen für unser LÄND fällen sollten. Bestimmt kann die KI hier ohne mühselige Streitgespräche gute Lösungen liefern, und vielleicht fällt ihr noch viel mehr ein als den gewählten Volksvertretern.

    Ende der Satire – Wir vom PhV hoffen, dass die Presse Herrn Kretschmann missverstanden hat und der Ministerpräsident nicht wirklich glaubt, Fremdsprachenunterricht durch KI und Knöpfe im Ohr ersetzen zu können.

    Denn sonst werden wir irgendwann merken, dass wir uns der KI komplett ausliefern, wenn wir nicht mehr in der Lage sind, ihre Ratschläge und Produkte zu prüfen und zu kontrollieren – weil wir selbst verlernt haben, unseren Verstand zu nützen (Nicht vergessen: „sapere aude“, sagte schon Kant!). Schöne neue Welt!

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