PhV BW zum Thema Ganztagsschulen

    Zwangsbeglückung an der Ganztagsgrundschule? Philologenverband kritisiert die Reduzierung demokratischer Mitsprache- und Vetorechte der Schulkonferenz

    Der Philologenverband Baden-Württemberg (PhV BW) äußert seine größte Sorge, genauer sein Entsetzen über die Pläne des Kultusministeriums zum Ganztag an Grundschulen: „Das Mitbestimmungsrecht der Schulkonferenz an den Grundschulen wird eilig ausgehebelt, um die Ganztagspläne der Landesregierung auch gegen den Willen aller Beteiligten durchzusetzen – wo bleibt das Demokratieverständnis der GRÜNEN?“

    Die verpflichtende Ganztagsgrundschule ist in Baden-Württemberg kein Erfolgsmodell – weitaus beliebter sind flexibel buchbare Betreuungsmodelle an Grundschulen. Diese Freiheit scheint der Landesregierung nicht ins Konzept zu passen, sie möchte mehr verpflichtende Ganztagsgrundschulen im Land haben.

    Bisher ist im Rahmen des Schulgesetzes die Zustimmung der Schulkonferenz nötig, um eine Schule in eine verpflichtende Ganztagseinrichtung umzuwandeln. Hier können Schülerinnen und Schüler nicht mehr wählen, wann sie am Nachmittag da sein möchten – sie müssen die ganze Zeit dort verbringen, weil der komplette Wochenplan darauf ausgerichtet ist.

    An einer Grundschule mit flexibler Ganztagsbetreuung haben Eltern und Kinder mehr Wahlmöglichkeiten, was sie nutzen wollen und was nicht.

    Diese Freiheit zur eigenen Entscheidung sollen die Schulen und Eltern jetzt nicht mehr haben, stattdessen kann der Schulträger – meist die Kommunen – die Umwandlung in eine Ganztagseinrichtung vorantreiben. Damit das auch klappt, hat das Kultusministerium vor, das Schulgesetz in diesem Punkt schnellstmöglich zu ändern: Das Vetorecht der Schulkonferenz soll gestrichen und durch die weit schwächere „Anhörung“ ersetzt werden. Dadurch werden die Teilhabe und das Mitbestimmungsrecht der Eltern, Schüler und Lehrkräfte in diesem Bereich gezielt geschwächt – ist das die neue Form des „Gehört-Werdens“, die der Ministerpräsident immer wieder zitiert?

    Karin Fetzner und Martina Scherer, die beiden stellvertretenden Vorsitzenden des PhV BW, sind entsetzt über diese undemokratische Vorgehensweise: „Was nicht passt, wird von oben passend gemacht. Das ist skandalös!“

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    An den Gymnasien des Landes Baden-Württemberg werden knapp 300.000 Schülerinnen und Schüler unterrichtet. Der Philologenverband Baden-Württemberg e.V. (PhV BW) vertritt mit über 9.000 im Verband organisierten Mitgliedern die Interessen der Lehrerinnen und Lehrer an den 462 öffentlichen und privaten Gymnasien des Landes.
    Im gymnasialen Bereich hat der Philologenverband BW sowohl im Hauptpersonalrat beim Kultusministerium als auch in allen vier Bezirkspersonalräten bei den Regierungspräsidien die Mehrheit und setzt sich dort für die Interessen der ca. 26.500 Lehrkräfte an den Gymnasien des Landes ein.

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