Frühjahrstagung der Jungen Philologen: Quo vadis, Lehrerausbildung?

    Quo vadis? In welche Richtung geht es mit der Lehrkräfteausbildung? Foto: Georg Hoffmann

    Von Georg Hoffmann 

    Vom 9. bis 11. März tagten die Jungen Philologen im DPhV e.V. auf ihrer diesjährigen Frühjahrstagung der Jungen Philologen in Saarbrücken im Saarland. Thematisch stand eine Auseinandersetzung mit aktuellen Ansätzen zur Reform der Lehrerausbildung im Mittelpunkt. Insbesondere die Entwicklungen in den Bundesländern Bayern, Brandenburg, Niedersachsen, NRW und Thüringen wurden dabei mit Sorge in den Blick genommen.

    Zu Gast waren der Landesvorsitzende des Saarländischen Philologenverbands Dr. Marcus Hahn ebenso wie zwei Vertreter des Saarländischen Ministeriums für Bildung und Kultur: der Referatsleiter des Referates Gymnasien Sylvio Schaller und Frau Karin Burkhardt aus dem Referat Lehrkräfteaus- und -weiterbildung. Mit den beiden Vertretern des Ministeriums sprachen wir über die Auswirkungen des Lehrermangels auf die Lehrerausbildung und die aktuelle Situation im Saarland. Der Bundesvorsitzende der Jungen Philologen, Georg Hoffmann, machte im Gespräch deutlich, dass gerade jetzt wichtige Impulse gesetzt werden müssten, damit der Lehrerberuf für junge Menschen attraktiver werde. Eine Verbesserung der Rahmenbedingungen in Studium, Referendariat und Beruf sei die beste präventive Maßnahme gegen Lehrkräftemangel.

    Die Realität sieht in vielen Bundesländern leider anders aus. Der aktuelle Lehrkräftemangel macht sich nicht nur in den Klassenzimmern, sondern auch in Reformen der Lehrerausbildung bemerkbar. Die Not, bedingt durch jahrelange Fehlplanungen, lässt politische Entscheidungsträger erfinderisch werden. Weitere Aushöhlungs- und Verkürzungstendenzen in der Lehrerausbildung sind die Folge.

    Lehrerausbildung als Experimentierfeld

    Die aktuelle Lage ist bereits ein Flickenteppich, bei dem das Referendariat in einem bundesweiten Kunterbunt einen Zeitraum von 12 bis 24 Monaten umfassen kann und inhaltlich sehr unterschiedlich ausgestaltet wird. Auch im Studium gleichen die Reformansätze einem Experimentierfeld, das vom dualen Lehramtsstudium über die Verbeamtung von Lehrkräften mit Bachelorabschluss, die Ausbildung von Stufenlehrkräften bis hin zu einem „längeren gemeinsamen Lernen der Lehramtsstudierenden“ reicht. Die Motive dieser Reformversuche sind schnell zusammengefasst: Die Ausbildungsdauer soll verkürzt, schulformspezifische Anteile reduziert und Lehrkräfte möglichst lange einheitlich ausgebildet werden, um diese schneller und einfacher in unterschiedlichen Schulformen einsetzen zu können. Diese Marginalisierung der schulformspezifischen Anforderungsprofile und der Wunsch nach einer Lehrkraft als Multifunktionswerkzeug sind fatal, führen zu rückläufigen Zahlen bei Lehramtsstudium und Referendariat und einem enormen Qualitätsverlust an allen Schulformen. Dieser macht sich am Ende bei den Schülerinnen und Schüler bemerkbar, denn die Lehrkraft ist der wichtigste Faktor in puncto schulisches Lernen, wie in zahlreichen Studien und Meta-Studien wie „Visible Learning“ von John Hattie gezeigt wurde.

    Lehrerausbildung braucht Zeit und Freiräume 

    Grundständig ausgebildete Lehrkräfte sind das Fundament für den Bildungserfolg junger Menschen. Gerade deshalb darf die Lehrkräfteausbildung kein Opfer von Reformen werden, die vornehmlich die akute Behebung des Lehrkräftemangels zum Ziel haben. Personalplanungen an den Schulen muss langfristig gedacht sein und nicht auf Sicht fahren. So hat man es in den Ländern verpasst, in Zeiten großer Bewerberjahrgänge durch Verkleinerung der Klassen und Anrechnung von Fortbildungszeiten mehr Lehrkräfte einzustellen, die nun nicht mehr zur Verfügung stehen, weil sie am Arbeitsmarkt inzwischen eine andere Beschäftigung gefunden haben. Eine zeitgemäße Lehrerausbildung benötigt gerade mehr Zeit und Freiräume für die Ausbildung angehender Lehrkräfte. Hierzu zählt auch ein 24-monatiges Referendariat mit Entlastungen für alle an der Ausbildung beteiligten, um gute Ausbildungsbedingungen zu ermöglichen. Angehende Lehrkräfte haben auch in einer personellen Mangelsituation Anspruch auf gute Bedingungen im Studium, Referendariat und Berufsalltag. Dafür setzen sich insbesondere die Jungen Philologen ein und sind froh, dass der DPhV die Anliegen der zukünftigen Lehrkräfte in der Ausbildung im Blick hat.

     

    Frühjahrstagung der Jungen Philologen

    Auf der Frühjahrstagung der Jungen Philologen im DPhV: Alexander Leinemann, Maximilian Röhricht, Georg Hoffmann, Sylvio Schaller, Karin Burkhardt, Heike Kühn, Matthias Schilling, Isabelle Niklas, Dominik Lörzel, David Thies (v.l.n.r.). Foto: Georg Hoffmann

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