Mit gemeinsamen Überzeugungen für das Gymnasium streiten!
Liebe Kollegen und Kolleginnen,
nicht nur der Philologenverband Niedersachsen kann in diesem Jahr seinen 75. Geburtstag begehen! Auch der Deutsche Philologenverband schaut in diesem Jahr dankbar auf seine 75-jährige Wiederbegründung nach dem Zweiten Weltkrieg nach dem Verbot der Verbandszeitschrift 1935 durch die Nationalsozialisten und die erzwungene Selbstauflösung des DPhV 1936 zurück. Denn nur, weil sich in den Jahren 1946/47 die ersten Philologenverbände auf Landesebene neu gegründet hatten – Ende 1946 der schleswig-holsteinische Philologenverband, Anfang 1947 der nordrhein-westfälische Philologenverband und Mitte 1947 der Philologenverband Niedersachsen – konnten sich diese drei Landesverbände aus der ehemaligen britischen Besatzungszone im niedersächsischen Hannover zu einem Gesamtverband für Nordwest- und Norddeutschland zusammenschließen. Am 16. August 1947 trafen sich die Vertreter aller bis dahin wieder gegründeten Philologenverbände – auch aus der amerikanischen Besatzungszone – und begründeten am 25. September 1947 in Hessen auf Schloss Homburg vor der Höhe neu den Gesamtverband der Lehrkräfte an Höheren Schulen für alle deutschen Länder mit dem bewährten Namen: Deutscher Philologenverband.
Oberstudienrat Dr. Erdmann, der damalige erste Vorsitzende nach der Wiederbegründung, konstatierte damals: „Die neunjährige Höhere Schule ist kein Gebilde des Zufalls, das man erhalten, verändern oder beseitigen kann nach Belieben und nach schulfremden Gesichtspunkten. Sie stellt vielmehr das Ergebnis von jahrzehntelangen Erfahrungen dar und hat sich trotz aller kurzsichtigen Angriffe, die abgewehrt werden mussten, und einzelner Schwächen, die jeder menschlichen Erfahrung anhaften, jederzeit bewährt. Jede Verkürzung, oben oder unten, die unter dem irreführenden Schlagwort `Einheitsschule´ oder dem Vorwand der `Demokratisierung´ gefordert wird, kann nur ein Absinken ihrer Leistungen herbeiführen.“ (Fluck 2003: S. 150)
Das Gymnasium ist heute die erfolgreichste Schulform. Ohne uns Philologen und Philologinnen gäbe es sie nicht in dieser Weise. Nach wie vor treten wir konsequent für unsere bildungs- und berufspolitischen Überzeugungen ein: Lehrkräfte müssen Beamte ohne Streikrecht sein, das Abitur muss seine Bedeutung als Hochschulzugangsberechtigung behalten, der Wert des Abiturs darf nicht verfallen, die Gymnasiallehrkräfte müssen dafür als Fachwissenschaftler, fachdidaktisch und pädagogisch auf hohem Niveau, ausgebildet werden. Die Mitglieder des Philologenverbands stehen Seite an Seite und treten gemeinsam ein für bessere lebenslange Bildungs- und Arbeitsbedingungen für ihre Lehrkräfte als Voraussetzung für die Entwicklung und den Erhalt der pädagogischen Hingabe, die letztlich Voraussetzung für gelingende Schule und für einen anspruchsvollen gymnasialen Bildungsgang ab Klasse 5 ist.
Nach dem gesamtdeutschen Zusammenschluss des Deutschen Philologenverbandes 1990 nach der Deutschen Wiedervereinigung feiert der Deutsche Philologenverband, der 1903 in Halle gegründet wurde, zudem 2023 sein 120-jähriges gesamtdeutsches Bestehen.
Wir stehen weiterhin für hohe Leistungsanforderungen in der Schule und insbesondere im gymnasialen Bildungsgang für den höchsten schulischen Abschluss, das Abitur. Dafür wollen wir Fachlichkeit bewahren, kultivieren und pflegen. Denn die Fachlichkeit ist das Entscheidende: Diese Fachlichkeit präsentiert sich in den Lehrkräften als fachliche Autoritäten, die entsprechend qualitativ anspruchsvoll ausgebildet werden müssen. Daran gilt es auch in der Zeit des Lehrkräftemangels und der Digitalisierung festzuhalten! Für diese gemeinsamen Überzeugungen streiten wir – und Sie alle treten dafür unter schwierigen weltpolitischen und alltäglichen Bedingungen ein: Für den Erhalt des gymnasialen Bildungsgedankens, für das Primat der Bildung gegenüber allen gesellschaftlichen Nützlichkeitserwägungen: Seite an Seite! Dafür danke ich Ihnen!