Berlin – Sie sind schon mehr als 70 Jahre alt, dabei sind die meisten von Ihnen erst zwischen 25 und 35! 1951 beschloss der Deutsche Philologenverband die AG „Junge Philologen” (JuPhi) zu gründen. Jetzt haben die jungen Lehrkräfte ihr Jubiläum in Berlin (nach-) gefeiert. PROFIL sprach mit Georg Hoffmann, der seit fünf Jahren den Vorsitz der JuPhis inne hat, beispielsweise über den Qualitätsverlust auf dem Weg ins Lehrerzimmer.
PROFIL: Herr Hoffmann, warum gibt es die Jungen Philologen?
Georg Hoffmann: 1951 wurde der Verbandsspitze klar, dass es notwendig ist, eine Jugendorganisation zu gründen. Jugendorganisationen haben eine wichtige Funktion: Sie sind das Bindeglied zu den Nachwuchslehrkräften und Innovationsmotor im Gesamtverband zugleich. Zum einen sind sie als Vertreter der Lehramtsanwärter an den Entwicklungen der Lehrerausbildung immer am Puls der Zeit und bringen so wichtige Impulse in den Gesamtverband und die öffentliche Diskussion ein. Zum anderen machen die Jungen Philologen im Bund und den Landesverbänden durch ihr vielfältiges Engagement den Verband für junge Mitglieder attraktiv, indem sie insbesondere Lehramtsanwärter und junge Lehrkräfte für den Verband begeistern und ihre Bedürfnisse und Sorgen in den Blick nehmen. Je länger man im Geschäft ist, desto eher verliert man möglicherweise den Blick der Lehramtsstudenten und Referendare. Sie sind ein Pool, aus dem der Nachwuchs geschöpft wird. Damit sind die jungen diejenigen, an denen sich die Zukunft der Elternverbände entscheidet. Aus heutiger Sicht kann man sagen, die Gründung der BUAG vor 70 Jahren war ein voller Erfolg!
PROFIL: Was sind Ihre Ziele?
Hoffmann: Wir stehen für beste Bedingungen für angehende Lehrkräfte in Studium und Referendariat ein. Wir bündeln, koordinieren und unterstützen die Aktivitäten der jungen Philologen in allen Bundesländern und vertreten die beruflichen, rechtlichen und sozialen Belange angehender und junger Gymnasiallehrerinnen und Gymnasiallehrer. Im Gesamtverband setzen wir junge Impulse und bringen die Themen auf den Tisch, die Referendarinnen und Referendare umtreiben. Wir wollen aber – das ist ganz klar – im Gesamtkonstrukt DPhV auch von den Erfahrungen der erfahreneren Kolleginnen und Kollegen profitieren. Verbandsarbeit professionalisiert und davon profitieren wir enorm.
PROFIL: Welche Ziele verfolgen die JuPhis derzeit konkret?
Hoffmann: Wir wollen, dass die Verkürzungen des Referendariats rückgängig gemacht werden und das Referendariat wieder bundeseinheitlich auf 24 Monate festgesetzt wird, damit kein Qualitätsverlust entsteht. Wer beste Bildung will, muss aufhören, die Lehrerausbildung kaputt zu sparen und ernst nehmen, dass die Ausbildung angehender Lehrkräfte keine Fließbandproduktion ist. Auf Nachhaltigkeit angelegte Lehr-Lern- Prozesse und die Reflexion dieser benötigen Zeit. Referendare brauchen hierfür Ausbildungslehrerinnen und -lehrer, die Zeit haben, dieser verantwortungsvollen Aufgabe nachzukommen. Wer beste Bildung ohne Qualitätsverlust will, muss attraktive Arbeitsbedingungen für Lehrkräfte ermöglichen. Es wird an viel zu vielen Stellen zugunsten der Qualität gekürzt. Wir wollen keinen Qualitätsverlust auf dem Weg ins Lehrerzimmer! Wer beste Bildung will, muss beste Bedingungen in der Lehrerausbildung schaffen.
PROFIL: Wann ist man zu alt, um ein Junger Philologe zu sein?
Hoffmann: Wir haben keine feste Altersgrenze. Bei anderen Jugendorganisationen ist häufig zwischen 35 und 40 Schluss, wenn man kein Amt innehat. Daran orientieren wir uns. Unser jüngstes Mitglied ist 18 Jahre alt.
PROFIL: Wann treten die meisten Mitglieder in den Verband ein?
Hoffmann: Die wenigsten werden schon im Studium Mitglied. Die meisten stoßen mit Mitte 20 zu uns, wenn sie in das Referendariat starten oder häufig aber auch zu Beginn Ihrer ersten Stelle. Es sind Schlüsselmomente im Referendariat oder dem Übergang zur festen Stelle, bei denen deutlich wird, warum es sich lohnt Mitglied, in einer starken Interessensvertretung zu werden. Wir machen vielfältige Angebote für unsere Zielgruppe: Seminare zu Rechtsfragen im Praxissemester oder im Referendariat sowie Seminare zu den Auswahlverfahren und Auswahlgesprächen. Außerdem informieren wir zu den vielfältigen Chancen im Lehrerberuf und haben schwerpunktmäßig die Kolleginnen und Kollegen im Studium, Referendariat und in den ersten fünf Dienstjahren im Blick.
PROFIL: Wie sind Sie zu den JuPhis gekommen?
Hoffmann: Ich bin tatsächlich schon einen Monat nach Beginn meines Referendariats, vor ziemlich genau zehn Jahren, eingetreten. Ein Kollege hatte mich damals angesprochen und ich bin mit ihm auf eine Veranstaltung des Philologenverbandes NRW gegangen. Ich wusste sofort, dass ich hier richtig bin.
PROFIL: Was war Ihre Motivation, dabei zu bleiben?
Hoffmann: Ich wollte etwas tun, damit sich die Ausbildungsbedingungen für Lehramtsanwärter verbessern. Wenn man Referendar ist und sich mit anderen Referendaren und Referendarinnen austauscht, dann verhält es sich dort manchmal ein bisschen wie bei einer Selbsthilfegruppe. Ich hatte damals eine Kollegin, der nicht gut mitgespielt worden ist. Ich wollte mich engagieren, damit sich solche Dinge ändern.
PROFIL: Also haben Sie sich für den Vorstand zur Wahl gestellt?
Hoffmann: Genau, nach vier Jahren Mitgliedschaft wurde ich zum Vorsitzenden der Jungen Philologen in NRW gewählt. Dass so ein Amt auch Arbeit macht, ist für viele zunächst abschreckend. In einem guten Team funktioniert das aber gut. Verbandsarbeit begeistert. Ich wollte und will etwas für bessere Arbeits- und Ausbildungsbedingungen der Kolleginnen und Kollegen tun und zwar zusammen mit sympathischen und engagierten Menschen.
PROFIL: Können die Jungen Philologen auch jungen Leuten Lust am Lehrerberuf vermitteln?
Hofmann: Ja, das können wir natürlich! Wer sich Gedanken über seine Studien- und Berufswahl macht, der findet bei uns immer ein offenes Ohr und vielleicht auch ein Vorbild.