DPhV feiert 25 Jahre Frauenpolitische Arbeitsgemeinschaft! Frauen wollen nicht nur mitmachen – Frauen wollen machen! 

    DPhV feiert 25 Jahre Frauenpolitische Arbeitsgemeinschaft 

    Frauen wollen nicht nur mitmachen – Frauen wollen machen!

    Von Anita Tobias  

    Berlin – Kennen Sie Ada Lovelace (1815 – 1852)? Ada Lovelace war eine britische Mathematikerin und Gesellschaftsdame, Tochter des berühmten Dichters Lord Byron. Lovelace war mit ihrem mathematischen Verstand und ihrem Interesse, mit ihren analytischen Fähigkeiten und Leistungen ihrer Zeit weit voraus. Aber: Es bedurfte anderer Menschen, Förderer und Unterstützer, damit Ada Lovelace ihrer Arbeit nachgehen konnte. Denn Ada Lovelace war eine Frau. 

    Am 18. Juni feierte die Frauenpolitische Arbeitsgemeinschaft des DPhV im Berliner Hotel Moa ihr 25-jähriges Jubiläum. Für die musikalische Untermalung dieses Festes sorgte Lili Marshall, Schülerin des Berliner Felix-Mendelssohn-Bartholdy-Gymnasiums, die Stücke aus dem Ada Lovelace gewidmeten Musical „Ada” vortrug.  

    Ada Lovelace war eine Frau, die etwas konnte und es beweisen musste. Dies erleben Frauen heute auch noch. Weit über die Hälfte aller Beschäftigten im Bildungsbereich des öffentlichen Dienstes sind Frauen. Sie haben eine besondere Geschichte: Erst seit 1903 dürfen Frauen studieren, z.B. für das Lehramt. Bis in die 1950-er Jahre hinein hatten Lehrerinnen unverheiratet zu sein. Dabei waren es Frauen, die nach dem II. Weltkrieg, der vor allem die Leben von Männern gefordert hatte, eine reguläre Schule wieder ermöglicht haben. Gewissermaßen unfreiwillig fiel in diese Zeit auch die Geburtsstunde des Arbeitens in Teilzeit: Kriegsrückkehrende Männer, Lehrer, benötigten Stellen, womit die Frauen in diesem Bereich wieder in die zweite Reihe rückten. Teilzeit war also kein Entlastungsmodell für Frauen, die Beruf und Familie besser vereinbaren wollten. Das tradierte Rollenbild wurde nicht in Frage gestellt.  

    Dies griff auch Milanie Kreutz (Foto, links), Bundesvorsitzende der dbb-Frauenvertretung, in ihrer Festrede auf. Sie sprach über persönliche Erfahrungen und die dauerhaften Themen ihrer frauenpolitischen Arbeit. 

    Wie ist es gegenwärtig? Die Corona-Krise hat deutlich offenbart, dass die Ziele der Gleichstellungspolitik – Doppelbelastungen und Ungerechtigkeiten in punkto Karriere, Kinderbetreuung, Arbeitszeitmodellen und Bezahlung zu nivellieren – weder zufriedenstellend erreicht sind noch an Aktualität eingebüßt haben. Teilzeitarbeit wird vor allem von Frauen gewählt – um Doppelbelastungen bewältigen zu können. Damit einher geht eine strukturelle, quasi lebenslange Benachteiligung bezüglich Bezahlung und Entwicklungsmöglichkeiten. Nach wie vor scheint es, als müssten Frauen sich entscheiden: für die Kinder oder die Karriere. Respekt, Anerkennung, Zutrauen, Förderung von Potenzialen – diese Aspekte einer modernen, demokratischen Haltung passen nicht zum weit verbreiteten, oft fest etablierten männlich geprägten Hierarchiedenken. Dabei wollen wir Frauen nicht nur sichtbar sein, sondern auch mitgestalten und mitwirken! Unser Streben nach Anerkennung und Gleichbehandlung ist wichtiger denn je.  

    Obwohl Mädchen die besseren Schulabschlüsse erwerben, werden sie im Studium, in der Ausbildung, auf dem Arbeitsmarkt mit Zweifeln an ihren Befähigungen, Motiven, Stärken konfrontiert. Sie werden gemessen an einem nebulösen „gut sein“, Qualitätsentscheidungen sind ganz oft Vertrauensentscheidungen: Was wem zugetraut wird zählt oft mehr als die Qualität der Sache.  

    Podiumsdiskussion - Feier zu 25 Jahre Frauenpolitische Arbeitsgemeinschaft

    In der Podiumsdiskussion mit der Bundestagsabgeordneten Dr. Ottilie Klein (CDU), Milanie Kreutz, Rita Bovenz vom Bayerischen Philologenverband und Moderatorin Barbara Rohm wurde aus den Erfahrungsberichten der Teilnehmerinnen deutlich: Frauen müssen sich oft erst als Person profilieren und beweisen, bevor sie Inhalte platzieren und erfolgreich an einer Sache arbeiten können. Entscheidungsstrukturen in unserer Politik und Arbeitswelt benachteiligen Frauen. Um dies zu ändern, muss es eine Bewusstseinsveränderung geben: Vermeintliche weibliche Schwächen müssen als Vorzüge betrachtet werden. Stereotypen und Muster müssen gebrochen werden. Selbstdarstellung als notwendiger Teil von Informationspolitik und Sacharbeit wird kreativ erweitert und nicht als bloße Demonstration von Dominanz und Lautstärke verstanden. Frauen pflegen in ihrer Arbeit eine Ergebniskultur, weniger eine Präsenzkultur, und die Erfahrungen der Coronakrise zeigen, dass dies richtig ist.  

    Als die Teilnehmerinnen der Podiumsdiskussion nach Vorbildern gefragt wurden, wurden die Eltern genannt, insbesondere die Mütter. Mütter verkörpern auf einzigartige Weise, was zusammengehört und sich im Lehrberuf staatlich organisiert und strukturiert abbildet: Bindung und Bildung.  

    Als Lehrerinnen arbeiten wir mit hohem fachlichen Qualitätsanspruch, aber auch dem Anspruch an uns selbst, wertschätzend, präsent und förderlich zu interagieren – mit unseren Lernenden, im Kollegium, in der Familie. Für viele von uns gehört auch die Tätigkeit im Ehrenamt dazu, z.B. im Deutschen Philologenverband und seinen Gremien und Landesverbänden. Mit ihrer notwendigen und erfolgreichen Verbandsarbeit leisten die Mitglieder der Frauenpolitischen Arbeitsgemeinschaft im DPhV einen wertvollen Beitrag zur lebendigen Demokratie, sie nehmen sich engagiert der vielfältigen Aufgaben und Probleme an, die mit dem Lehrberuf, besonders aus weiblicher Perspektive, verknüpft sind: familienfreundliche Arbeitszeitmodelle, Arbeitsgesundheit und Salutogenese, der Weg und die Tätigkeit in Führungspositionen. Im Fokus unserer Arbeit stehen das Umsetzen der Gleichstellung sowie die berufs- und bildungspolitischen Interessen von Frauen, basierend auf gymnasialen Zielsetzungen. Über das Zusammenwirken in verschiedenen Netzwerken binden wir Frauen in die Verbandsarbeit ein. Frauen wollen nicht nur mitmachen – Frauen wollen machen! Wer macht, hat Macht – im besten Sinne! Diese würdigenden, appellierenden Gedanken vermittelte unsere Bundesvorsitzende Susanne Lin-Klitzing in ihrem Grußwort.  Frauenpolitische Arbeitsgemeinschaft - Rede von Dr. Susanne Lin-Klitzing

    Seit dem 24.6.1996 ist die AG (Frauenpolitische Arbeitsgemeinschaft) als feststehendes Gremium des DPhV in die Satzung eingetragen; seit 2005 leitet Gabriela Kasigkeit aus Berlin die Frauenpolitische Arbeitsgemeinschaft mit Herzblut, Fachwissen, Können und steter Präsenz. Nicht nur wir Mitglieder des Gremiums, sondern viele weitere Kolleginnen und Kollegen zollen Gabriela Kasigkeit dafür außerordentlichen Respekt und sind ihr von Herzen dankbar. Wir danken auch unserer Bundesvorsitzenden Susanne Lin-Klitzing für ihre Anwesenheit bei der Jubiläumsveranstaltung, für ihre stete Unterstützung, für ihre kompetente, warmherzige Führung, die in persona deutlich macht: Wo wir Frauen sind, ist vorne!  

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