PhV BW zum Artikel „Ministerin weiß nicht, wie viel Schule derzeit ausfällt“ in den Stuttgarter Nachrichten vom 04.04.2022

    • Philologenverband zeigt sich verwundert über Aussage der Kultusministerin zum Stundenausfall
    • PhV-Landesvorsitzender Ralf Scholl: „Kultusministerium agiert offenbar nach dem Motto ´nichts sehen, nichts hören – aber auf jeden Fall schönreden´“
    • Forderung nach zusätzlichen Lehrkräften für die Schulen

    Beim Philologenverband Baden-Württemberg (PhV BW) haben die Aussagen der Kultusministerin in den „Stuttgarter Nachrichten“ vom 04.04.2022 für Unverständnis und Kritik gesorgt. „Die Tatsache, dass Frau Schopper einerseits einräumt, nicht zu wissen, wie viel Unterricht ausfällt, aber andererseits behauptet, dass genügend Ressourcen zur Verfügung stehen, um den Unterrichtsausfall auszugleichen, lässt uns fassungslos zurück.

    Ein Armutszeugnis für das Kultusministerium und die Bildungspolitik in Baden-Württemberg ist ja nichts Neues, aber das ist ein neuer Tiefpunkt“, so der PhV-Landesvorsitzende Ralf Scholl. „Merkt die Kultusministerin eigentlich nicht, dass sich ihre beiden Aussagen widersprechen? — Man muss doch wissen, wie groß eine Lücke ist, um sagen zu können, ob sie mit dem vorhandenen Personal geschlossen werden kann.“

    Zudem weist der PhV-Landesvorsitzende darauf hin, dass die Suche nach kurzfristigen Vertretungen in der Praxis extrem langwierig und schwierig ist und viel zu häufig nicht zu einem Erfolg führt: Nicht eingestellte Lehrkräfte warten schlicht nicht ein halbes oder dreiviertel Jahr darauf, dass sie eventuell einen Anruf bekommen, um kurzfristig eine kurze Vertretung zu übernehmen. Und die sogenannte „Vertretungsreserve“ wird schon seit Schuljahresanfang zur Aufrechterhaltung des normalen Unterrichts benötigt.

    Eine sinnvolle Planung setzt nach Ansicht des PhV BW zunächst die Kenntnis der zentralen Daten voraus. „Mit den heutigen technischen Möglichkeiten muss es —ohne Mehraufwand für die Schulleitungen — automatisiert möglich sein, den aktuellen Unterrichtsausfall zu erfassen. 41 Jahre nach Einführung des PC durch IMB und 32 Jahre nach der Einführung des öffentlichen Internets sollte das baden-württembergische Kultusministerium das endlich hinbekommen“, erklärt Ralf Scholl. Schließlich werden an jeder Schule die Vertretungspläne mittlerweile digital erstellt und so auch der Stundenausfall dokumentiert. „Dass es keine Schnittstellen für eine entsprechende automatische Datenübertragung gibt, ist schon ein schlechter Witz“, so der PhV-Landesvorsitzende.

    Der Philologenverband fordert außerdem seit langem die Einstellung einer flexiblen Lehrerreserve z.B. auf Kreisbasis, die sofort zur Verfügung steht, um erkrankte Lehrkräfte schon innerhalb der ersten Woche zu ersetzen und nicht erst – wie aktuell – nach frühestens drei Wochen.

    Dass darüber hinaus weitere Lehrkräfte zur Bildung kleinerer Lerngruppen nötig wären, allein schon um die Corona-Lernlücken schnellstmöglich zu schließen, wird vom Kultusministerium aufgrund der damit verbundenen Kosten ja nicht einmal diskutiert.
    „Durch die ungeregelte Aufnahme ukrainischer Flüchtlinge an den Schulen im Land benötigen wir zusätzliche Lehrkräfte jetzt dringender denn je“, so Ralf Scholl abschließend.

     

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