Berlin/Hanau – Sie engagieren sich für ihre Schülerinnen und Schüler jeden Tag. Sie inspirieren, sie motivieren, sie machen fit für die Zukunft – und jetzt wurden sie dafür ausgezeichnet! Am 21. März haben der Deutsche Philologenverband und die Heraeus Bildungsstiftung den „Deutscher Lehrkräftepreis – Unterricht innovativ 2021” in Berlin verliehen. Die Jury unter Leitung von Prof. Dr. David-S. Di Fuccia prämierte insgesamt elf Lehrkräfte, vier Teams und vier Schulleitungen aus insgesamt zehn Bundesländern in drei verschiedenen Kategorien. Sie setzten sich damit gegen mehr als 5200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer durch.
Coronabedingt wurde die Preisverleihung als Hybrid-Event im Tagungs- und Kongresszentrum AXICA der DZ BANK AG am Pariser Platz in Berlin aufgezeichnet, anschließend online ausgestrahlt. Unter dem neuen Namen „Lehrkräftepreis” wurde die Auszeichnung zum ersten Mal verliehen, zuvor wurde der „Deutsche Lehrerpreis” bereits zwölf Mal vergeben. Die Schirmherrschaft über den Wettbewerb hatte diesmal die ZDF-Journalistin Gundula Gause übernommen.
Wozu dieser Preis?
Die Träger des Wettbewerbs, der Deutsche Philologenverband und die Heraeus Bildungsstiftung, wollen mit der Auszeichnung die Leistungen von Lehrkräften und Schulleitungen würdigen und in den Vordergrund der öffentlichen Wahrnehmung rücken. Förderpartner der Wettbewerbsrunde 2021 sind der Cornelsen Verlag, die DZ BANK AG, die ZEIT Verlagsgruppe und „ZEIT für die Schule“.
Karin Prien (CDU), amtierende Präsidentin der Kultusministerkonferenz und schleswig-holsteinische Ministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur: „Der Satz des Bildungsforschers John Hattie‚ ‚Auf die Lehrkraft kommt es an!‘ kann gerade in Pandemie-Zeiten nicht oft genug zitiert werden. Er fasst in Prägnanz zusammen, welche Bedeutung den Lehrerinnen und Lehrern zukommt. Sie sind es, die die jede Schülerin und jeden Schüler sehen, die Feedback geben und individuell unterstützen können. Diese Qualität zusammen mit einer hohen Fachlichkeit macht sie unverzichtbar. Kein digitales Lernsystem kann die Lehrkraft ersetzen. Deshalb gratuliere ich allen Preisträgerinnen und Treisträgern sehr herzlich zu ihrer Auszeichnung. Sie alle machen Schule mit ihren Ideen und ihrem Engagement so wertvoll für unsere Kinder und Jugendlichen.“
Elf „Ausgezeichnete Lehrkräfte“ geehrt
Für „Ausgezeichnete Lehrkräfte“, eine der drei Wettbewerbskategorien, wurden elf besonders engagierte Lehrkräfte von den Schülerinnen und Schülern der Abschlussklassen 2020/2021 nominiert. Drei Auszeichnungen vergab die Jury nach Nordrhein-Westfalen (Tobias Kammer, UNESCO-Schule-Essen; Betty Schmidt, Friedrich-Albert-Lange Schule Solingen; Benedikt Töns, Käthe-Kollwitz-Gymnasium Dortmund) und je zwei nach Bayern (Jürgen Vetter, Staatliche Fachober- und Berufsoberschule Erding, Simone Wawra, Albert-Schweitzer-Gymnasium Erlangen, jetzt Gymnasium Neustadt a.d. Waldnaab) und Hessen (Katrin Aurich, Dreieichschule Langen; Birgit Vollrath, Heinrich-von-Gagern-Gymnasium Frankfurt). Je eine Auszeichnung wurde nach Baden-Württemberg (Martin Kohler, Otto-Graf-Realschule Leimen), Brandenburg (Helgert Weber, Hermann-von-Helmholtz Gymnasium Potsdam), Bremen (Nezihe Ciftci, Europaschule Schulzentrum SII Utbremen) und Sachsen (Dietmar Schneider, Goethe-Gymnasium Auerbach/Vogtland) vergeben.
Die Vorsitzende der Heraeus Bildungsstiftung, Dr. h.c. Beate Heraeus: „Wertschätzung und Dankbarkeit gegenüber der Arbeit von Schulleitungen und Lehrkräften empfinden wir und drücken dies mit der Verleihung des Deutschen Lehrkräftepreises aus. Zwei Jahre Pandemie, die Klimakrise und nun der Krieg in Europa machen deutlich, wie wichtig die Begleitung von Schülerinnen und Schülern durch Lehrkräfte in Ergänzung zum Elternhaus sind. Sie wirken als Lern- und Lebensbegleiter und sind oftmals Vorbilder für Kinder und Jugendliche.“
Vier Auszeichnungen in der Kategorie „Vorbildliche Schulleitung“
In der Kategorie „Vorbildliche Schulleitung“, wählte die Jury vier Preisträgerinnen und Preisträger aus. Die Schulleitungen wurden von ihren Kollegien vorgeschlagen und mindestens 25 Prozent aller Lehrkräfte der betreffenden Schulen mussten die Nominierung unterstützen.
Der erste Preis ging an Micha Pallesche und Dominik König-Kurowski von der Ernst-Reuter-Schule Karlsruhe Mitte in Baden-Württemberg. Das Kollegium nominierte die beiden Schulleiter u.a. wegen ihrer Begeisterungsfähigkeit, der sehr wertschätzenden und effektiven Kommunikation, der lösungsorientierten und für alle Beteiligten befriedigenden Bearbeitung schwieriger Themenfelder, der positiven Fehlerkultur und dem Fokus auf den Zusammenhalt der Schulgemeinschaft.
Den zweiten Preis erhielt Susanne Schulte, Leiterin der Montessori Reformschule Dorsten in Nordrhein-Westfalen. Für das Kollegium ist sie Pädagogin mit Leib und Seele und als Schulleiterin hochprofessionell. Eine visionäre Zukunftsarbeiterin, die die Schülerinnen und Schüler in ihrer ganzen Persönlichkeit wahrnimmt, fördert und fordert. Sowie ein heterogenes Kollegium frohgemut auf Trab hält und zugleich in die Pflicht nimmt, zum Wohle der Schülerinnen und Schüler beständig inhaltlich zu wachsen.
Den dritten Preis vergab die Jury an Christiane Wagner vom Droste-Hülshoff-Gymnasium in Berlin. Das Kollegium schätzt an der Schulleiterin die stetige Weiterentwicklung der Schule, die alte Strukturen anfasst, aber liebgewonnene Traditionen achtet. Sie nimmt die Lehrkräfte mit in neue Verantwortlichkeiten und setzt durch kluge Stundenplan-Verteilungen Schwerpunkte zugunsten der Lernenden. Unterschiedliche Wahrnehmungen und Herangehensweisen werden in gegenseitiger Wertschätzung akzeptiert.
Den in diesem Jahr in der Kategorie „Vorbildliche Schulleitung“ ausgelobten Sonderpreis Europa, vergeben von der ZEIT Verlagsgruppe und ZEIT für die Schule erhielt Pantelis Pavlakidis mit seinem Team Menel Amamou, Fenna Eilers und Rebecca Ludewig von der Quinoa-Schule in Berlin. Die Schulleitung manövriert laut Kollegium das Team souverän durch die Herausforderungen des Schulalltags in der Krise – mit Herz, Mut und Sachverstand. Sie halte den Rücken frei, habe immer ein offenes Ohr, lasse Raum für Ideen und treibe Innovationen voran. Die Schulleitung sei visionär, mutig und empathisch. Unter dem Titel „Personalisiertes Lernen mit digitalen Medien“ nimmt die Schule am EU-Programm Erasmus+ teil. Es bietet die Chance, von erfolgreichen europäischen Bildungssystemen zu lernen.
„Wir freuen uns sehr, mit dem ZEIT-Sonderpreis ’Europa’ die Schulleitung der Quinoa-Schule für ihr wichtiges Engagement für die Lehrkräfte, die Schülerschaft sowie ein europäisches Miteinander auszeichnen zu dürfen,” sagt Martin Spiewak, ZEIT-Redakteur im Ressort Wissen und Bildung.
Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing, Bundesvorsitzende des Deutschen Philologenverbandes: „Jedes Jahr zeugen die eingereichten Unterrichtsprojekte von der Innovationsbereitschaft und dem vielseitigen Engagement unserer Lehrkräfte – so auch in diesem Jahr. Die Projekte haben überzeugt. Ob Allgemeinbildung, theoretische Grundlagen oder praktische Anwendung: In unseren ausgezeichneten Projekten kommt nichts davon zu kurz und so konnten unsere Lehrkräfte wieder einmal unter Beweis stellen, wie sie Pandemie-Alltag, Schülerorientierung und fachliche Professionalität Tag für Tag vereinen. Sie richten den Blick in die Vergangenheit, in die Gegenwart und in die Zukunft, sie vermitteln den Schülerinnen und Schülern ein Gefühl für Geschichte und gleichzeitig wappnen sie sie für eine Zukunft, die sie selbst maßgeblich mitgestalten werden.“
Vier innovative Unterrichtskonzepte ausgezeichnet
In der Kategorie „Unterricht innovativ“ haben zahlreiche engagierte und durch die Corona-Pandemie auch im vergangenen Jahr besonders geforderte Lehrkräfte-Teams aus ganz Deutschland innovative und fächerübergreifende Unterrichtsprojekte für den Wettbewerb eingereicht.
Den ersten Preis vergab die Jury an Konrad Schaller und Anne Zeng vom Carl-von-Ossietzky-Gymnasium in Berlin für das Projekt „Digitale Berufsorientierung“. Das Projekt beschäftigte sich mit Ideen für die digitale Berufsorientierung. Die in den Wochen der durch den Lockdown bedingten Schulschließung entwickelten digitalen Umsetzungen für die Kurs-Inhalte von „Studium & Beruf“ zeichnen sich durch eine hohe Schülerinnen- und Schüler-Aktivierung aus und zeigen die diversen Möglichkeiten digitaler Bildung und Zukunftsorientierung. Entstanden sind zum Beispiel ein „Berufeblog“ mit Interviews von Expertinnen und Experten, der Podcast „Ausbildungsberuf“, Lernspiele zum Studien-ABC oder die Online-Veranstaltung „Schüler:innen fragen Studierende“.
Der zweite Preis, der vom Cornelsen Verlag vergeben wurde, ging an Stefan Junker und sein Team (insgesamt 15 Lehrkräfte) von der Max-Planck-Schule in Kiel/Schleswig-Holstein für das Projekt „Unsere Fragen zur Klimakrise“. Unter dem Oberthema „Vom Wissen zum Handeln – selbst wirksam werden!“ beschäftigten sich die Schülerinnen und Schüler im Geographie-Unterricht mit den Fragen zur Klimakrise, die sie besonders wichtig finden. Für die Beantwortung der Fragen wurde mit anderen Fächern zusammengearbeitet und vor allem mit Experten kooperiert wie beispielsweise Dr. Tobias Bayr vom Geomar Helmholtzzentrum für Ozeanforschung und Carina Kruse vom Umweltschutzamt der Stadt Kiel. Die Schülerinnen und Schüler dokumentierten die Ergebnisse ihrer Fragestellungen und erstellten daraus einen Flyer und ein Plakat, die auch online abrufbar und z.B. auf der Homepage der Stadt Kiel zu finden sind. Bei Veranstaltungen wie der Kieler Klimawoche konnte die Klasse ihre Ergebnisse ebenfalls vorstellen.
„An der Klimakrise kommt niemand vorbei, nicht umsonst ist Nachhaltigkeit auch fest in unseren eigenen Unternehmenswerten verankert. Das Projekt ‚Unsere Fragen zur Klimakrise‘ hat uns begeistert, weil es dieses komplexe Thema so praxisnah und motivierend in die Schule gebracht hat und die Schülerinnen und Schüler wichtige Kompetenzen wie z.B. Recherche, Präsentation und Planung ausbauen konnten“, sagt Frank Thalhofer, Geschäftsführer im Cornelsen Verlag und Mitglied der Jury.
Mit dem dritten Preis wurden Simone Bast und Ruth Wallerath von der BBS Gestaltung und Technik in Trier/Rheinland-Pfalz für das Projekt „Autofahren: Mensch vs. Maschine“ ausgezeichnet. Es ging davon aus, dass das Konzept des Autonomen Fahrens von neuartigen Carsharing-Konzepten bis hin zur Revolution ganzer Branchen eine Vielzahl von Effekten hervorbringen kann, die große Auswirkungen auf die Lebens- und Berufswirklichkeit der Lernenden haben werden. Unter der Fragestellung, wie Autonomes Fahren gelingen kann, entwickelten die Schülerinnen und Schüler ein Verständnis für die neurologischen Prozesse im menschlichen Nervensystem, die beim Lernen des Autofahrens eine Rolle spielen. Außerdem erarbeiten sie die mathematisch-technischen Grundlagen, die autonomes Fahren ermöglichen wie Techniken der Bilderkennung und Bildverarbeitung sowie die Konstruktion und das Training neuronaler Netze.
Den in diesem Jahr in der Kategorie „Unterricht innovativ“ ebenfalls verliehenen Sonderpreis Europa erhielt Christoph Gunter-Seretny mit Team von der Bigge-Lenne Gesamtschule in Finnentrop/ Nordrhein-Westfalen für das Projekt „Der erste Weltkrieg in Finnentrop“. Bei diesem Projekt stand der regionale Aspekt und die freie Entwicklung der Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler im Vordergrund. Das Thema, das sich ausgezeichnet in das Curriculum einpasst und mit allen Teilaspekten der Thematik beschäftigt, stellte die Arbeit der Schülerinnen und Schüler in den Vordergrund. Die Kooperation mit regionalen Museen, dem Heimatverein und Privatpersonen war ein wichtiger Teil des Projekts. Bei der Planung war es Christoph Gunter-Seretny besonders wichtig, dass die Partnerschaft mit Belgien wieder auflebt. Europäische Partnerschaften sind aus seiner Sicht enorm wichtig, da die Völkerverständigung besonders bei den Schülerinnen und Schülern, aber auch bei den Organisatoren ein wichtiger Beitrag für ein europäisches Miteinander ist. Geplant sind jetzt Exkursionen nach Belgien, an die sich ein organisierter Schüleraustausch anschließen wird. Die Akquise für die nötigen Mittel läuft, Gespräche mit der Gemeinde Finnentrop und dem Bund der Kriegsgräberfürsorge haben bereits stattgefunden.
Der hochrangig besetzten Wettbewerbs-Jury unter Leitung von Prof. Dr. David-S. Di Fuccia gehörten an: André Bürkle, Mitglied der Schulleitung und Lehrer an der Georg-Büchner-Schule im Main-Kinzig-Kreis; Britta Ernst, Ministerin für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg; Janis Fifka, Mitglied des Vorstands des European Youth Parliament und der Schwarzkopf-Stiftung Junges Europa; Prof. Dr. Kathrin Fussangel, Professorin für Empirische Schulforschung an der Bergischen Universität Wuppertal, Institut für Bildungsforschung (IfB); Winfried Gosmann, Schulamtsdezernent a.D. in Nordrhein-Westfalen; Peter Haase, Schulleiter a.D. in Bremen; Prof. Dr. Roland Kaehlbrandt, Vorstandsvorsitzender Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt / Main; Prof. Dr. Dr. h.c. Eckard Klieme, Vorstand DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation Frankfurt/Main; Josephine Reichstein, Schülervertreterin des Martin-Luther-Gymnasiums Eisenach; Martin Spiewak, Mitglied der Redaktion Wissen der Wochenzeitung DIE ZEIT; Frank Thalhofer, Mitglied der Geschäftsführung Cornelsen Verlag. Die Träger des Wettbewerbs repräsentieren Dr. h.c. Beate Heraeus, Vorsitzende der Heraeus Bildungsstiftung Deutschland, und Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing, Bundesvorsitzende des Deutschen Philologenverbandes.
Hier einige Eindrücke vom Tag der Aufzeichnung:
Hier können Sie sich den Film zur Preisverleihung anschauen:
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