bpv: Halbjahresbilanz bayerischer Lehrkräfte: Große Einsatzbereitschaft trifft auf hohe Belastung

    Zum Schulhalbjahr wollte der Bayerische Philologenverband (bpv), der Lehrkräfte an Gymnasien und Beruflichen Oberschulen vertritt, von seinen Mitgliedern wissen, wie sie die aktuelle Situation an den Schulen empfinden. Die über 1800 Rückmeldungen von Lehrerinnen und Lehrern aus ganz Bayern und die 73 Prozent Zustimmung zum Festhalten am Präsenzunterricht machen eines deutlich: Große Einsatzbereitschaft trifft auf hohe Belastung.

    Die Omikron-Welle hat die bayerischen Schulen fest im Griff und beeinflusst den Unterrichtsalltag in hohem Maße. bpv-Vorsitzender Schwägerl meint dazu: „Offizielle Vorgaben werden häufig kurzfristig angepasst und Gesundheitsämter kommen an die Grenzen ihrer Belastbarkeit oder haben diese teilweise bereits erreicht. Dann liegt es an den Schulen, den Unterrichtsalltag nach bestem Wissen und Gewissen gemäß den Vorgaben zu organisieren. Wenn sich – wie zum Beispiel in München – innerhalb von vier Wochen siebenmal die Quarantäne-Spielregeln ändern, dann verlangt das allen Beteiligten immens viel Kraft ab und zehrt an den Nerven.”

    Trotz der Ausnahmesituation sprechen sich aktuell 73 Prozent (A4) der teilnehmenden bayerischen Lehrkräfte an Gymnasien und Beruflichen Oberschulen für den Präsenzunterricht aus – ein deutlicher Beweis für die hohe Einsatzbereitschaft der Lehrerschaft. Denn auch Pädagoginnen und Pädagogen sind zunehmend von Quarantäne und Isolation betroffen: Aus den Antworten ergibt sich, dass zum Zeitpunkt unserer Umfrage nur eine von sechs (A5) Schulen ohne Beeinträchtigung durch Quarantäne oder Isolation im Kollegium war. Dadurch kommt es zu zusätzlichen Aufsichten und Vertretungen: 60 Prozent (B1) der Lehrkräfte empfinden diese aktuell als starke oder sogar sehr starke Belastung.

    Schwägerl kommentiert: „Die meisten Schulen bewegen sich auf dem schmalen Grat zwischen dem Wunsch, den Präsenzunterricht aufrechtzuerhalten, und der Tatsache, dass mehr und mehr Kolleginnen und Kollegen ausfallen. Im schlimmsten Fall müssen von einer Vertretungslehrkraft zwei Klassen gleichzeitig unterrichtet werden oder Randstunden können gar nicht mehr vertreten werden und entfallen. Jetzt rächt sich, dass die integrierte Lehrerreserve zu Beginn des Schuljahres nicht weiter ausgebaut wurde. Zusätzliches Lehrpersonal wäre nicht nur aktuell dringend von Nöten, sondern könnte auch durch Klassenteilungen oder Förderangebote das Aufholen von Lernrückständen unterstützen.“ Diesen Bedarf bestätigt die Umfrage: 73 Prozent (B2) schätzen die aktuellen Corona-bedingten Lernrückstände in ihren Klassen weiterhin als groß oder sogar sehr groß ein.

    Im Bereich Gesundheitsschutz gehen die Angaben stark auseinander: 60 Prozent (A3) der Antwortenden zeigen sich zufrieden oder sogar sehr zufrieden mit den aktuellen Gesundheitsschutzmaßnahmen an ihrer Schule. Doch in nur einem Viertel (A2) der Gymnasien und Beruflichen Oberschulen gab es keinen Bedarf mehr an Luftfiltergeräten oder es sind im Laufe des Schuljahres alle Klassenzimmer ausgestattet worden; an 38 Prozent immerhin noch manche Unterrichtsräume. Schwägerl ordnet die Ergebnisse so ein: „Wie gut eine Schule im Bereich Gesundheitsschutz aufgestellt ist, hängt stark von der Situation vor Ort ab. Während an sehr vielen Schulen Unterstützung und Versorgung zeitnah erfolgen, warten Kolleginnen und Kollegen andernorts noch darauf. Auch bei den verwendeten Schnelltests fallen große Unterschiede auf: Selbst an ein- und dieselbe Schule gelangen je nach Lieferung Tests völlig verschiedener Hersteller, die oftmals sowohl leicht verschieden in der Handhabung sind, als auch bei der Aussagekraft sehr unterschiedlich abschneiden. Da verwundert es nicht, dass dieser Punkt differenziert gesehen wird. Und es sollte selbstverständlich sein, dass Schulen keine minderwertigen Tests erhalten.“

    In Sachen eigener Gesundheitsschutz belegen die Umfrageergebnisse die – nach wie vor – ungebrochen hohe Impfbereitschaft unter Lehrkräften: 95 Prozent (A1) der Teilnehmer an der Umfrage geben an, dass sie als vollständig geimpft gelten.

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