PhV BW zum Schulbetrieb während der Omikron-Welle

    · Schulen in der Omikron-Welle: Quo vadis?
    · PhV-Vorsitzender Ralf Scholl befürchtet einen Zusammenbruch des Schulbetriebs
    · Forderung nach einem tragfähigen Konzept für die Schulen in Zeiten massiv hochlaufender Inzidenzen

    In Baden-Württemberg liegt die Inzidenz bei den 6-9-Jährigen (Stand 25.01.2022) landesweit schon bei rund 2.300, bei den 10-19-Jährigen bei ca. 1.700 — eine annähernde Verdopplung innerhalb einer Woche.

    „Die Eindämmung von Corona in unseren Schulen ist komplett gescheitert“, kommentiert der Landesvorsitzende des Philologenverbands Baden-Württemberg (PhV BW), Ralf Scholl. „Ohne Abstand und lediglich mit dem Stoßlüften der Klassenzimmer alle 20 Minuten ist die massive Omikron-Welle nicht in den Griff zu bekommen.“

    Ralf Scholl befürchtet auch für Baden-Württemberg binnen einer Woche bei den Kindern und Jugendlichen ähnliche Werte, wie sie in Berlin schon Anfang dieser Woche auftraten: Inzidenzen von 3.000 bis 5.000. Das würde bedeuten, dass sich 3 % bis 5 % aller Kinder innerhalb von sieben Tagen infizieren. „So hohe Werte können dann aber sehr schnell zum Zusammenbruch des Schulbetriebs führen, da massive gleichzeitige Ausfälle von Lehrkräften (durch Infektionen und Quarantäne) einen geregelten Präsenzbetrieb nicht mehr zulassen“, so der PhV-Landesvorsitzende.

    In der Berliner Regelung, den Schulbesuch ins Ermessen der Eltern zu stellen, sieht er nur eine Scheinlösung. „Die Lehrkräfte können Präsenz- und Online-Unterricht nicht parallel geben.“ Außer an ganz wenigen Schulen, die von der Internetanbindung her so gut ausgerüstet sind, dass der Unterricht direkt aus allen Klassenzimmern gestreamt werden kann, sei das technisch nicht möglich, da die dafür notwendige Bandbreite fehlt. „Und viele Lehrkräfte haben die Grenze der Belastung bereits erreicht oder gar überschritten, zumal die nächsten zwei Wochen von den Halbjahres-Notenkonferenzen geprägt sein werden“, erklärt Ralf Scholl.

    Daher müsse das Kultusministerium dringend klären, wie es an den Schulen in Baden-Württemberg ab nächster Woche weiter gehen soll. Für den PhV-Vorsitzenden steht fest: „Präsenzunterricht ist pädagogisch zwar die effektivste Unterrichtsform, aber die schnelle Ausbreitung der Omikron-Welle macht einen Präsenzbetrieb bei Inzidenzen von mehr als 3.000 praktisch unmöglich. Das kurzfristige, unvorbereitete Umschalten auf Fernlernen aufgrund von Klassen- oder Schulschließungen ist aber absolut suboptimal.“ Deshalb sei ein tragfähiges Konzept des Kultusministeriums, wie der Schulbetrieb in Zeiten so massiv hochlaufender Inzidenzen organisiert werden soll, unbedingt erforderlich. „Wir steuern sonst ins Chaos“, befürchtet Ralf Scholl.

    Der Philologenverband fordert zudem, dass Lehrkräfte ebenfalls einen vorrangigen Anspruch auf PCR-Tests erhalten. „Die Lehrerinnen und Lehrer stehen täglich stundenlang in einem engen Kontakt mit ihren Schülern, bei denen die Impfquote immer noch extrem niedrig ist – die 5-11-Jährigen sind erst zu 7 % zweifach geimpft, die 12-17-Jährigen zu 55 % zweifach geimpft und zu 21 % geboostert. Daher müssen die Lehrkräfte bei den PCR-Tests ebenfalls prioritär zum Zuge kommen“, betont Ralf Scholl.

    „Schulen und Kindergärten sind wichtig und systemrelevant – in erster Linie natürlich im Hinblick auf die Bildung der Kinder und Jugendlichen. Darüber hinaus aber auch für die gesamte Wirtschaft des Landes, denn Schulschließungen erzwingen das Zu-Hause-Bleiben von berufstätigen Eltern.
    Um den Schulbetrieb auch in den kommenden drei bis vier Wochen aufrechterhalten zu können, braucht es neben Lippenbekenntnissen zur Bedeutung der Schulen und Kindergärten auch entschiedenes und schnelles Handeln der zuständigen Politikerinnen und Politiker“, so der PhV-Landesvorsitzende abschließend.

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