- Umfrage: Corona-Versäumnisse können nicht aufgeholt werden
- Hälfte der Befragten in NRW bemängeln fehlende Fachlehrkräfte
- Gymnasiallehrkräfte mahnen mangelnde Langfristplanung an
Düsseldorf, 10. Januar 2022. Nach den Einschränkungen und Veränderungen im Schulbetrieb aufgrund der Corona-Pandemie sorgen viele Lehrkräfte sich um das Bildungsniveau ihrer Schülerinnen und Schüler. Das ist das Ergebnis einer Umfrage, die der Deutsche Philologenverband (DPhV) aktuell veröffentlicht hat. Hintergrund ist eine Befragung zum Bildungsniveau unter rund 7000 Lehrerinnen und Lehrern, die der DPhV im Oktober und November gestartet hat. Aus Nordrhein-Westfalen haben sich 1941 Lehrkräfte beteiligt, so viele wie aus keinem anderen Bundesland.
Knapp 64 Prozent der Lehrkräfte an Gymnasien und zum Abitur führenden Schulen gehen bundesweit davon aus, dass die politischen Maßnahmen nicht ausreichen, damit die Schülerinnen und Schüler das Versäumte bis zum Ende des laufenden Schuljahres nachholen. In Nordrhein-Westfalen ist die Skepsis noch ausgeprägter: Auf die Frage „Halten Sie die politischen Maßnahmen für ausreichend dafür, dass die Schülerinnen und Schüler bis zum Ende dieses Schuljahres das Versäumte nachholen können?“ antworteten 43,5 Prozent der befragten NRW-Lehrkräfte mit „eher nein“ und 28,9 Prozent mit einem klaren „nein“ – mehr als 72 Prozent glauben also, dass die politischen Entscheidungen bisher nicht ausreichend hilfreich waren. Nur 5,5 Prozent beurteilte die Maßnahmen als ausreichend.
Damit das Versäumte aufgeholt werden kann, ist Personal besonders wichtig. In NRW geben laut Umfrage aber mehr als die Hälfte (51,88%) der befragten Gymnasiallehrkräfte an, dass an ihrer Schule nicht genügend Fachlehrer für regulären Unterricht eingestellt worden sind. Im Bundesvergleich bemängeln 49,13 Prozent der Befragten fehlende Unterstützung.
Der PhV NRW kritisiert seit Langem Personallücken an Schulen. Es fehlen einerseits Lehrkräfte in Mangelfächern wie Mathe, Informatik und Physik und andererseits Personal zur Unterstützung, um die coronabedingten Lücken im Unterricht aufholen zu können. Zwar hat das Land NRW entsprechende Programme aufgelegt, doch nach wie vor ist nicht ausreichend Personal an den Schulen angekommen, kritisiert die PhV NRW-Vorsitzende Sabine Mistler NRW. „An manchen G9-Gymnasien werden zwar neue Lehrkräfte eingestellt, meist handelt es sich dabei aber sogenannte Vorgriffsstellen, bei denen die Lehrkräfte in der Regel mit der Hälfte ihres Stundendeputats an einer anderen Schulform arbeiten“, sagt Mistler. „Dort ist der Lehrermangel oftmals noch größer als an Gymnasien.“