bpv: „Die Prioritäten dieses Schuljahres dürfen nicht aus den Augen verloren werden!“

    Wenige Wochen nach dem Start in das neue Schuljahr hat der bpv seine Mitglieder an Gymnasien und Beruflichen Oberschulen in einer Umfrage um ihre Meinung gebeten. bpv-Vorsitzender Michael Schwägerl warnt in diesem Zusammenhang vor unrealistischen Erwartungen: „Nach zwei von der Pandemie geprägten Schuljahren hofften alle Beteiligten auf mehr Normalität und Ruhe, um individuell und passgenau unterstützen und aufholen zu können. Neben dem normalen Schulbetrieb im Pandemie-Modus ist das Projekt gemeinsam.Brücken.bauen als zusätzliche Aufgabe mehr als genug. Doch aktuell rollen auf die Schulen mehrere On-Top-Aufgaben zu, die teils während der letzten beiden Schuljahre auf Eis lagen. Wir appellieren deshalb an das Ministerium, die Politik und schlussendlich auch an die Öffentlichkeit, hier eine realistische Erwartungshaltung einzunehmen und die Prioritäten dieses Schuljahres nicht aus den Augen zu verlieren.“

    Kleinere Lerngruppen zum Aufholen der Lernrückstände sinnvollstes Instrument in diesem Schuljahr

    65 Prozent der teilnehmenden Lehrkräfte geben an, dass sie die Lernrückstände durch Corona in ihren Klassen als eher groß oder sogar sehr groß einschätzen. Lehrplanerfüllung, Leistungserhebungen und Notenvergabe stellen also zusammen mit der Stärkung der Sozialkompetenz eine enorme Herausforderung dar. Die Antworten der befragten Lehre­rinnen und Lehrer zu diesem Thema zeigen, was es zum Gelingen braucht: Über drei Viertel (77 Prozent) sprechen sich für kleinere Lerngruppen aus, denn passgenaue und individuelle Förderung funktioniert nicht im großen Klassenverband. 58 Prozent der Lehrerschaft begrüßen die Schwerpunktsetzungen in den Lehrplänen. Mit 57 Prozent ähnlich groß ist aber in der Lehrerschaft weiterhin die Gruppe mit dem Wunsch, die Corona-Tests aus der Schule auszulagern. Die Zeit für die Pandemiebekämpfung fehlt einfach an anderer Stelle im Unterricht.

     Zeit und Ressourcen für Zusatzaufgaben sind zu knapp

    Corona-Tests, Kontakt-Nachverfolgungen, Aufholen von Lernrückständen – an den Schulen gibt es wahrlich genug zu tun. Dennoch sahen sich die Schulleitungen mit zusätzlichen Aufgaben und Projekten konfrontiert, als wäre 2021/22 ein völlig normales Schuljahr. Als Beispiele sind DigCompEdu Bavaria zur Ermittlung des Fortbildungsbedarfs an einzelnen Schulen im digitalen Bereich, die Einbindung des nun verbindlichen Medienführerscheins in die schulischen Medienbildungskonzepte sowie die Projektwoche Alltagskompetenzen (letztere nicht an FOS/BOS) zu nennen. Dazu meint der bpv-Vorsitzende: „So sinnvoll jedes einzelne Projekt auch ist, kann ich den Unmut an den Schulen gut verstehen. Die Pandemie beeinflusst den Unterrichtsalltag nach wie vor und fordert ihren Tribut. Selbst eingespielte Veranstaltungsformate, Exkursionen und Klassenfahrten sind mit deutlichem Mehraufwand verbunden. Da fehlt es einfach an Zeit und Ressourcen, die Projekte so zu realisieren, dass man ihnen und ihrer Intention wirklich gerecht wird. Wer soll das alles schaffen?“

     Umfrage bestätigt großes Engagement von Lehrkräften auf dem Weg zurück zur Normalität

    Trotz der Zusatzbelastungen bestätigen die Umfrageergebnisse die hohe Einsatzbereit­schaft der Kolleginnen und Kollegen. An 96 Prozent der Schulen werden ungeachtet des pandemiebedingten Mehraufwands und beträchtlicher Unsicherheiten außerunterrichtliche Aktivitäten wie Exkursionen oder Klassenfahrten geplant und durchgeführt. Zudem nutzen nun 88 Prozent der befragten Lehrerinnen und Lehrer digitale Angebote für den Präsenz­unterricht. „Das beweist doch, dass alle bereit sind für den Neustart und die Weiterent­wicklung des Unterrichts nach der Pandemie. Aber was die Schulen jetzt brauchen, ist Ruhe und ein klarer Fokus auf die Prioritäten,“ schließt Schwägerl ab

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