Erst wenige Tage ist das neue Schuljahr alt, da offenbart sich ein ärgerlicher Missstand: An den Gymnasien in Bayern fehlen Schulbücher. Betroffen ist vor allem die 9. Jahrgangsstufe. Für den ersten Jahrgang des neuen neunjährigen Gymnasiums wurden nach Änderungen in den Lehrplänen neue Schulbücher verfasst. In bestimmten Fächern, wie zum Beispiel Katholischer Religionslehre, besteht dieses Problem aber bereits länger und damit auch für andere Jahrgangsstufen. „Es kann nicht sein, dass die Schulen in den Ferien palettenweise Corona-Selbsttests angeliefert bekommen, bei Lehrwerken vielfach aber leer ausgehen. Seit Jahren steht fest, dass die 9. Jahrgangsstufe, die nach dem neuen Lehrplan unterrichtet wird, dieses Schuljahr die neuen Bücher benötigen wird. Wir fordern daher eine Klärung und verlässliche Aussagen von Seiten des Kultusministeriums, mit dem wir diesbezüglich bereits in Kontakt stehen,“ erklärt Michael Schwägerl, Vorsitzender des Bayerischen Philologenverbands, der Lehrkräfte an Gymnasien und Beruflichen Oberschulen vertritt.
Ursachen für die Verzögerung sind unklar
Die Zulassung von Lehrwerken geschieht im Rahmen eines staatlichen Zulassungsverfahrens. Dieses Verfahren überprüft die Bücher auf ihre fachliche Qualität und ihre Übereinstimmung mit den Lehrplänen. Hängen die fehlenden Schulbücher also noch in diesem Schritt fest? Die Freigabe für einige Lehrwerke ist nach Kenntnisstand des bpv jedenfalls noch nicht erteilt. Oder gehen die Verzögerungen auf die Verlage zurück? Der Entwurf eines neuen Schulbuches ist ein komplexes Projekt, an dem meist mehrere Autoren und Lektoren beteiligt sind, die sich abstimmen müssen. Selbst Papiermangel in den Druckereien macht als Gerücht in den Lehrerzimmern die Runde. Schwägerl ergänzt: „Schuldzuweisungen und Spekulationen helfen uns in dieser Situation nicht weiter. Was wir jetzt brauchen, ist eine schnelle Lösung möglicher Blockaden. Denn ohne Arbeitsmittel für unser Kerngeschäft – das Unterrichten – geht es nicht und das Aufholen von „Corona-Lücken” hat jetzt Priorität.”
Fehlende Schulbücher bedeuten mehr Aufwand
Ganz konkret bedeutet die Situation, dass wieder Kreativität und Flexibilität von Lehrkräften gefragt sind. Manche Verlage stellen wohl einzelne Kapitel ihrer Lehrwerke oder ganze Bücher für die Lehrerschaft online zur Verfügung, teilweise gibt es auch vorläufige Probedrucke. Die pragmatische Lösung ist, für die Schülerinnen und Schüler die benötigten Seiten zu kopieren. Nachhaltigkeit an der Schule sieht aber anders aus.
Nicht zu vergessen sind auch die zu den Büchern gehörigen Arbeitshefte zum Üben, deren Kosten die Lernenden selbst tragen. „Verzögert sich zusammen mit den Büchern auch hier die Auslieferung, bezahlen die Eltern den Vollpreis für ein Arbeitsheft, das am Ende erst in einigen Wochen zur Verfügung steht und genutzt werden kann,” ergänzt Schwägerl und betont abschließend: „Ein solcher Zustand führt verständlicherweise zu Verärgerung. Schule in Pandemie-Zeiten verlangt von allen Beteiligten ohnehin bereits ein hohes Maß an Geduld und Mehr-Aufwand – da sollten nicht auch noch fehlende Schulbücher dazukommen!”