PhV R-P: Kinder und Jugendliche trotz politischer Lippenbekenntnisse nicht im Fokus

    Genau drei Monate ist es her, dass der neue rheinland-pfälzische Minister für Wissenschaft und Gesundheit, Clemens Hoch, im Interview mit der Zeitung Die Rheinpfalz das „Ende der Corona-Pandemie im Herbst“ verkündet hat. Schon damals bot sich denjenigen, die die weltweite Lage in den Blick nahmen, ein durchaus anderes Bild. Aus diesem Grund betonte der Philologenverband angesichts der rheinland-pfälzischen Lockerungen die Notwendigkeit von Schutzmaßnahmen an Schulen, auch im Bezug auf die Delta-Mutante.

    „Die Empfehlung der Ständigen Impfkommission bezüglich der Impfung von Jugendlichen ab 12 Jahren vor wenigen Wochen war ein wichtiger Schritt. Bedenken muss man allerdings, dass der Zeitpunkt so lag, dass viele Schülerinnen und Schüler an weiterführenden Schulen noch nicht oder nicht vollständig geimpft sind, ganz zu schweigen von Kindern in der Kita oder Grundschule. Wir erwarten daher von Gesellschaft und Politik, dass sie die Solidarität, die die Schulgemeinschaft in den vergangenen anderthalb Jahren unter großen Opfern unter Beweis gestellt hat, erwidern und die Möglichkeit, wieder gemeinsam im Präsenzunterricht zu lernen, nicht durch zu weitgehende Lockerungen aufs Spiel setzen“, so die Landesvorsitzende des Philologenverbandes, Cornelia Schwartz.

    Der Philologenverband Rheinland-Pfalz hat kürzlich an einem Informationsaustausch unter anderem mit Prof. Dr. med. Nikolas Matthes von der Johns-Hopkins-Universität teilgenommen. Prof. Matthes wies auf die weiterhin ungeklärten Auswirkungen der Delta-Mutante auf den Krankheitsverlauf bei Kindern und Jugendlichen im Rahmen einer Covid-Infektion hin. Eine vielzitierte Studie in Bezug auf den Verlauf von Covid-Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen, „Illness duration and symptom profile in symptomatic UK school-aged children tested for SARS-CoV-2“ (https://www.thelancet.com/journals/lanchi/article/PIIS2352-4642(21)00198-X/fulltext), wird immer noch häufig herangezogen, um Entwarnung zu geben. Liest man sie, stellt man allerdings fest, dass die Erhebungen sich auf den Zeitraum vom 24. März 2020 bis zum 22. Februar 2021 erstrecken. Somit bieten sie keine Aussage über die Gefährlichkeit der Delta-Mutante für junge Menschen. Unter anderem aus den USA mehren sich derzeit beunruhigende Meldungen von Krankenhauseinweisungen junger Menschen aufgrund der Delta-Mutante (https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/corona-usa-delta-kinder-betroffen-100.html).

    „Als Philologenverband wissen wir um die erheblichen Einschränkungen, die durch das Tragen von Masken im Unterricht verursacht werden. Wir halten die Maske aber dennoch für das kleinere Übel im Vergleich zu Quarantänemaßnahmen oder gar Schulschließungen, wie wir sie im letzten Schuljahr trotz vehement anderslautender Bekundungen aus der Politik erleben mussten. Und auch eine Durchseuchung von jungen Menschen sollten wir nicht achselzuckend hinnehmen, wenn die Gefahren derzeit so wenig abzuschätzen sind“, mahnt Schwartz eindringlich. „Die Quarantänemaßnahmen werden bundesweit an Schulen heruntergefahren; noch am 6. September 2021 hatte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn allerdings eine Voraussetzung dafür formuliert, nämlich eine weiterhin geltende Maskenpflicht im Unterricht sowie Test- und Lüftungskonzepte, die, so meinen wir, mehr beinhalten sollten als das bloße Aufreißen von Fenstern auch im Winter.“

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