Sinkende Absolventenzahlen und gestiegener Förderbedarf wegen Corona: bpv fordert mehr Einstellungen zum neuen Schuljahr am Gymnasium

    Personelle Engpässe im neuen Schuljahr an Gymnasien

    Im kommenden Schuljahr wird es an den Gymnasien Probleme bei der Lehrerversorgung geben. Zu dieser Einschätzung kommt der Bayerische Philologenverband (bpv). Zwar betont das Kultusministerium, dass die Unterrichtsversorgung zu Beginn des Schuljahrs zu 100 Prozent sichergestellt ist, nach Erfahrung des Verbands reicht dies jedoch nicht aus, um Ausfälle aufzufangen: Wo 100 Prozent draufstehen, sind nicht durchgehend 100 Prozent drin.

    Corona verschärft die Situation

    Michael Schwägerl, der Vorsitzende des bpv, meint dazu: „Mit den prognostizierten Einstellungen und der kleinen Reserve von ungefähr einer Lehrkraft pro Schule kann man das Tagesgeschäft am Gymnasium gerade so abdecken. Sobald aber Lehrkräfte krankheits­bedingt oder wegen einer Schwangerschaft ausfallen, wird es personell sehr eng werden. Im nächsten Schuljahr sehen wir wegen Corona eine noch drastischere Situation: Die Schülerinnen und Schüler sollen gezielter, individueller und nachhaltiger gefördert werden, Coronalücken müssen geschlossen werden und wir brauchen mehr Zeit und Raum für soziale Aktivitäten. Es dürfen auch nicht wieder Wahlunterricht und Zusatzangebote eingestampft werden. Für uns ist klar: Dafür braucht es mehr ausgebildete und dann auch eingestellte Lehrkräfte.“

    Immer weniger Studierende und Referendare

    Mit Sorge registriert der Verband zudem, dass die Zahlen der Referendare und Studie­renden in den letzten Jahren konstant gesunken sind: „Wir rechnen diesen Juli mit nur circa 600 Absolventen, vor drei Jahren waren es noch 1000. Es gibt also absehbar immer weniger Nachwuchs.“ Für Schwägerl ein Zeichen, dass der nächste Abschwung im soge­nannten ‚Schweinezyklus‘ in vollem Gange ist: „Seit Jahren gibt es viel weniger Einstellungen als Bewerber, auch die Attraktivität des Lehrerberufs ist gelinde gesagt ausbau­fähig. Das Bild des Lehrers in der Öffentlichkeit hat während Corona gelitten. Umso wichtiger ist es, möglichst viele Absolventinnen und Absolventen jetzt an den Staat zu binden. Sonst werden wir spätestens 2025 ein Defizit an Lehrkräften haben – das räumt sogar das Ministerium in seiner Lehrerbedarfsprognose ein.“

    Jetzt einstellen und fördern, damit später genügend Lehrkräfte vorhanden sind

    Deswegen erneuert der Verband seine Forderung an die Politik: „Wir appellieren an die Staatsregierung und den Landtag: Nutzen Sie die Chance und bringen Sie jetzt mehr Köpfe auf gymnasiale Planstellen. Was wir dann haben, ist keine Überkapazität. In guten Zeiten können die zusätzlichen Stunden zur Förderung und Intensivierung genutzt werden oder beim Ausfall von Kollegen zur Vertretung. Glauben Sie uns: Auch wenn 100 Prozent draufsteht, sind noch lange nicht 100 Prozent drin. Das dafür benötigte Geld ist an den Schulen bestens aufgehoben – nicht nur während einer Pandemie“, schließt Schwägerl ab.

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