bpv: Umgang mit den Folgen der Corona-Pandemie

    Zuerst Diagnose, dann Förderung

    Der gestrige bundesweite Aufschlag hat den Anfang gemacht, dabei darf es aber nicht bleiben: Der Freistaat Bayern muss gezielt und nachhaltig investieren, Geld mit der Gießkanne zu verteilen ist der falsche Weg. Man darf nicht alle Schüler und Schularten über einen Kamm scheren. Der Bayerische Philologenverband (bpv), der die Lehrkräfte an Gymnasien und Beruflichen Oberschulen vertritt, reicht dazu konkrete Vorschläge beim Kultusministerium ein:

    Ausgangslage

    Die Konsequenzen aus Corona-Maßnahmen wie Quarantänen oder Lockdowns treten regional sehr unterschiedlich auf, können innerhalb einer Schule von Jahrgang zu Jahrgang differieren oder sogar bei Schülern innerhalb einer Klasse.

    Valide Aussagen über den Umfang und die Art der Lernrückstände gibt es nicht. Unstrittig ist aber die Notwendigkeit, durch staatliche Rahmensetzungen und ein konzertiertes Vorgehen Förder- und Auffangmaßnahmen einzuleiten, um die Bildungsqualität in Bayern zu erhalten.

    Forderungen

    1. Gründung einer Task-Force „Diagnose und Förderung“

    Sie setzt sich zusammen aus praxiserfahrenen Lehrkräften ergänzt durch Mitglieder des Instituts für Schulqualität und Bildungsforschung (ISB) sowie der Akademie für Lehrerfortbildung. Ihre Aufgabe ist es, geeignete Diagnosewerkzeuge für alle Jahrgangsstufen zu erstellen. Mit Hilfe dieser Werkzeuge können allen Schülerinnen und Schülern individuelle Informationen über ihre aktuellen Stärken und Rückstände gegeben werden.

    1. Einrichtung von Diagnose- und Förderwochen

    Individuelle Förder- und Auffangmaßnahmen sind zeitintensiv und können nicht on top zum lehrplanmäßigen Unterricht geleistet werden. Bereits die letzten Wochen dieses Schuljahres und insbesondere die ersten Wochen im kommenden Schuljahr dienen deshalb ausschließlich der Diagnose, dem individuellen Feedback und der Förderung durch Aufholen, Wiederholen, Vertiefen und Verbreitern von Inhalten und Kompetenzen. Erst danach erfolgt die Wiederaufnahme des Unterrichts nach Lehrplan. Dies ist in folgenden Schuljahren fortzusetzen, um nachhaltig zu wirken.

    1. Einsatz der Intensivierungsstunden

    Der Übergang in die 5. Jahrgangsstufe wird pro Klasse durch je zwei Intensivierungsstunden am Vormittag in Deutsch, Mathematik und den Fremdsprachen begleitet.

    1. Bereitstellung von Corona-Förderstunden

    Jede Schule erhält ein zusätzliches Stundenkontingent im Umfang einer Vollzeitstelle. Lehrkräfte werden mit diesen Stunden freigestellt für Förderkonzepte vor Ort. Die an den Gymnasien zusätzlich eingestellten Lehrkräfte werden dann ab 2025 regulär zur Abdeckung des erhöhten Unterrichtsbedarfs im G9 eingesetzt.

    Michael Schwägerl, der Vorsitzende des bpv, kommentiert abschließend: „Um coronabedingte Lernrückstände aufzuholen muss man diese zunächst einmal indentifizieren. Zuerst Diagnose, dann gezielte Förderung – so können wir die Schülerinnen und Schüler direkt unterstützen. Dies funktioniert aber nur mit zusätzlichen personellen Ressourcen. Eine zusätzliche Stelle pro Schule – das muss es uns mindestens wert sein!“

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