PhV BW zu einem „Corona-Aufholjahr“ für Schüler am allgemeinbildenden Gymnasium durch Übergang auf G9 ab September 2021

    • Philologenverband fordert: An allen Schularten sollen in den nächsten drei Jahren zur Aufarbeitung der Corona-Defizite je vier zusätzliche Stunden pro Klasse zur Verfügung gestellt werden
    • In G8 sind zusätzliche Stunden zum Ausgleich der Lerndefizite aber zeitlich nicht unterzubringen
    • Deswegen Forderung nach einem sofortigen Übergang zu G9, also neunjährigem Bildungsgang an allgemeinbildenden Gymnasien ab September 2021
    • PhV-Landesvorsitzender Ralf Scholl: „Übergang von G8 auf G9 ist die Voraussetzung für die Schließung der coronabedingten Lernlücken für alle Schülerinnen und Schüler“

    Am 08.03.2021 hat das „Bündnis G9 jetzt!“ eine Online-Petition mit dem Titel „Corona-Aufholjahr zur Rettung der Bildungsqualität!“ gestartet (siehe www.openpetition.de/!aufholjahr).
    Ziel dieser Initiative ist es, ein Auffangen der durch Corona entstandenen Lerndefizite am allgemeinbildenden G8-Gymnasium durch einen sofortigen Übergang zu einem neunjährigen Gymnasium (G9) in den Klassenstufen 5 bis 10 zeitlich zu ermöglichen. In G8 sind die Schülerinnen und Schüler schon jetzt so stark beansprucht, dass Zusatzstunden zur Lückenschließung nicht möglich sind.

    Bislang wurden binnen zwei Wochen bereits mehr als 12.500 Unterschriften gesammelt, obwohl die Petition in der Öffentlichkeit noch weitgehend unbekannt ist.

    Der Philologenverband Baden-Württemberg (PhV BW) unterstützt die Aktion von „Bündnis G9 jetzt!“ ausdrücklich und regt eine öffentliche Debatte über diesen Vorschlag an.
    Zudem sollte diese wichtige und sinnvolle Anregung aus der Elternschaft in den anstehenden Koalitionsverhandlungen berücksichtigt werden.
    „Die Politik muss diesen berechtigten Wunsch vieler Schüler, Eltern und Lehrkräfte am Gymnasium endlich ernst nehmen und umsetzen“, fordert der PhV-Landesvorsitzende Ralf Scholl

    „Ein sofortiger Übergang von G8 auf G9 in allen Klassenstufen wäre am allgemeinbildenden Gymnasium die Voraussetzung für die Schließung der coronabedingten Lernlücken in den nächsten drei Jahren“, erklärt Ralf Scholl.
    Im jetzigen G8 gibt es nach seiner Einschätzung keine Zeit, die Defizite sinnvoll auszugleichen, die durch Schulschließungen und Fernlernphasen entstanden sind. „Insgesamt zwölf zusätzliche Stunden zum Lückenschließen innerhalb von drei Jahren wären für die allermeisten Schülerinnen und Schüler an allen Schularten wichtig und möglich“, betont der PhV-Landesvorsitzende. „Dies funktioniert aber am allgemeinbildenden Gymnasium nur, wenn mit G9 auch entsprechend Zeit dafür zur Verfügung steht. In G8 geht das nicht.“

    Für den Verband der gymnasialen Lehrkräfte ist dabei klar, dass in jedem Fall auch weiterhin eine G8-Wahlmöglichkeit bestehen bleiben soll. „Überdurchschnittlich leistungsfähige und motivierte Schülerinnen und Schüler, die in der Corona-Zeit keine wesentlichen Einbußen hatten, sollen nicht in ein G9 gezwungen werden“, so Ralf Scholl.

    Der Philologenverband spricht sich darüber hinaus dafür aus, ab dem Schuljahr 2024/2025 (spätestens ab dem Schuljahr 2025/2026) dieses „Aufhol-G9“ in ein „Mehrwert-G9“ mit einer überarbeiteten Stundentafel zu überführen.
    „Dies wäre aus unserer Sicht der geeignete Zeitpunkt, neue gymnasiale Bildungspläne zu erarbeiten“, erläutert Ralf Scholl. „Die Schülerinnen und Schüler erhielten dann in diesem ´Mehrwert-G9´ durch das zusätzliche Jahr mehr Unterricht, wobei die Belastung in den einzelnen Klassenstufen im Vergleich mit G8 aber sinken würde.“

    Bereits vor der Corona-Pandemie seien die Schwächen des achtjährigen Gymnasiums offensichtlich gewesen. Stichworte sind hier die enorme Belastung vieler Schüler sowie die teilweise mangelhafte Studienreife von Abiturienten. Durch die coronabedingten Schulschließungen habe sich diese Problematik in erheblichem Maße zugespitzt.
    Für Ralf Scholl hat die Pandemie dazu geführt, dass die Schüler de facto nur noch ein „G7“ bzw. ein „G7,5 “ haben. „Ein sofortiger Umstieg auf G9 mit Aufhol-Stunden zur Schließung der Corona-Lücken würde eine erhebliche Verbesserung der Bildungsqualität an unseren Gymnasien bedeuten und den Schülerinnen und Schülern die dringend benötigte zusätzliche Lernzeit geben“, ist der PhV-Landesvorsitzende überzeugt.


    Hinweis:
    Videoclips des „Bündnis G9 jetzt!“ finden Sie auf dem YouTube-Kanal des Bündnisses: https://www.youtube.com/channel/UCYKLZlOvjzgZZX0cuNKnC0w
    Weitere Informationen können Sie der Homepage https://www.g9-jetzt-bw.de/ entnehmen.

    Hintergrundinformation:
    Ein Übergang zu G9 in allen Klassenstufen ist schnell und problemlos möglich, da dafür die Stundentafel und der linear gestreckte G8-Bildungsplan eines der vorhandenen G9-Versuchsgymnasien übernommen werden könnte.
    Auf diese Weise könnte problemlos die Zeit gewonnen werden, um in insgesamt zwölf Zusatzstunden Unterrichtsinhalte in allen Fächern aufzuholen.
    Der Mehrbedarf an Lehrkräften im Herbst 2021 würde sich dabei lediglich auf ca. 100 – 150 Stellen belaufen. Diese Lehrkräfte stünden zum Schuljahr 2021/2022 im Rahmen von Neueinstellungen für die Gymnasien problemlos zur Verfügung.
    Bei der Umstellung auf das vom PhV BW vorgeschlagene „Qualitäts-G9“ wären ca. 250 – 300 Stellen nötig, da dieses Modell weitere zusätzliche Stunden für eine vertiefte Bildung im Rahmen eines neuen Bildungsplans umfasst.

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