Jens Finger: Herausforderung für die Schulen
„Die beunruhigende Zunahme antisemitischer Vorfälle und Attacken ist eine Herausforderung für Schleswig-Holsteins Schulen!“ Mit dieser Feststellung reagierte der Vorsitzende des Philologenverbands im Lande auf die jüngsten Äußerungen der Geschäftsführerin der Jüdischen Gemeinschaft, Viktoria Ladyshenski, in Kiel zum Antisemitismus an Schulen. Diese hatte von Mobbingattacken gegen jüdische Schüler berichtet und davon, dass diese sich für die Außenpolitik Israels hätten rechtfertigen müssen.
„Uns beunruhigt, dass offenbar antisemitische Kommentare und Verhaltensweise in Teilen der Gesellschaft wieder salonfähig sind“, beklagte Finger, „und dieser Entwicklung muss die Schule innerhalb und außerhalb des Unterrichts massiv entgegentreten!“ so die Forderung des Verbandes. Dazu seien dreierlei Klarstellungen nötig, die zum Gegenstand des Unterrichts in den Fächern Deutsch, Geschichte und Wirtschaft / Politik werden müssten:
(1) Deutschland hat eine besondere historische Verantwortung gegenüber jüdischen Menschen, die sich aus dem Holocaust ergibt.
(2) Israel ist eine parlamentarische Demokratie, die einzig funktionierende in der Region des Nahen Ostens. Politische Entscheidungen der Regierung sind Gegenstand der parlamentarischen Diskussion innerhalb und außerhalb der Knesset (des israelischen Parlaments) und dürfen selbstverständlich auch im Ausland kritisiert werden, ohne dass dies eine Grundsolidarität mit dem Staat Israel verletzen würde.
(3) Rechtsextremen dumpfen Vorurteilen gegenüber jüdischen Menschen ist argumentativ und offensiv entgegenzutreten.
(4) Einseitige Kritik an der israelischen Politik, die dabei die Bedrohungslage des Landes und die von permanentem Judenhass geprägte Politik Syriens, des Iran und von Teilen der palästinensischen Politiker ausspare, vermittelt ein falsches und gefährliches Bild von den Verhältnissen in Nahost.
Der Philologenverband schlägt vor, dass neben den in den Fachanforderungen vorgegebenen Unterrichtsinhalten schulische Begegnungen mit Vertretern der jüdischen Gemeinschaft zu suchen seien – ebenso wie der Kontakt zu dem Antisemitismus-Beauftragten des Landes, Peter Harry Carstensen. „Gespräche bauen Vorurteile ab!“ schloss Jens Finger.