- Philologenverband begrüßt Schnelltests von Lehrkräften, mahnt aber praktische Umsetzung an
- PhV-Vorsitzender Ralf Scholl: „Tests auch für Schülerinnen und Schüler nötig!“
- Forderung nach zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen an Schulen
Mit Schreiben vom 17.02.2021 wurde vom Kultusministerium mitgeteilt, dass jede Lehrkraft sich künftig zweimal pro Woche einem Covid-Schnelltest unterziehen kann.
„Dies ist ein Schritt in die richtige Richtung, aber nicht ausreichend. Zudem wurde die praktische Umsetzung bislang noch nicht genügend durchdacht”, moniert der Landesvorsitzende des Philologenverbands Baden-Württemberg (PhV BW), Ralf Scholl.
Mit der angekündigten Strategie wird nach seiner Einschätzung die Sicherheit an den Schulen nur minimal erhöht, denn es fehlen Tests für die Schülerinnen und Schüler! „Diese stellen die zehnfache Anzahl der potentiellen Überträger, und spätestens seit dem Superspreader-Event in der Freiburger KiTa ´Immergrün´ mit anschließenden Erkrankungen auch von Eltern und Geschwistern ist klar: Kinder übertragen die Virusmutationen“, erklärt Ralf Scholl.
Daher fordert der Verband der gymnasialen Lehrkräfte auch für die Kinder und Jugendlichen eine regelmäßige Testung, wenn die Schulen geöffnet werden.
Der bisherige Plan, die Tests in Apotheken und Hausarztpraxen durchzuführen, könne zudem nur eine Übergangslösung sein. „Viele Ärzte führen angesichts der minimalen Fallpauschalen gar keine Tests mehr durch“, so der PhV-Landesvorsitzende.
Eine sinnvolle, längerfristige Alternative wären Tests direkt an den Schulen – sowohl für die Lehrkräfte wie auch für die Kinder und Jugendlichen. „Am besten Selbsttests, die z.B. unter Aufsicht vor Unterrichtsbeginn durchgeführt werden können“, schlägt Ralf Scholl vor. „Das könnte nach einer kurzen Gewöhnungszeit die Methode sein, um an zwei Tagen pro Woche gleich frühmorgens alle mit Selbsttests zu testen und unklare Fälle sofort zum PCR-Test und dann nach Hause zu schicken, bis das PCR-Ergebnis vorliegt.“
Unverständlich ist für den Landesvorsitzenden des Philologenverbands, warum die Selbsttests in Deutschland immer noch nicht zugelassen sind, obwohl sie in einigen Ländern schon seit über einem halben Jahr im Einsatz sind. „Ein möglichst breiter Einsatz dieser Tests bei uns ist dringend angezeigt, um die Ausbreitung der Virus-Mutationen einzudämmen“, erklärt Ralf Scholl.
Die mittlerweile wieder ansteigenden Inzidenz-Zahlen und R-Werte größer als eins wertet er als einen starken Hinweis darauf, dass nur massive zusätzliche Maßnahmen eine weitere Ausbreitung der Virus-Mutationen und damit eine dritte Welle verhindern können. „Wer das noch nicht begriffen hat, sollte darüber nachdenken, was ein dritter, noch härterer Lockdown für uns alle bedeuten würde“, erklärt der PhV-Landesvorsitzende.
„Die Politik des ‚zu wenig, zu spät‘ bzw. der ‚schwäbischen Sparsamkeit‘ bei Corona-Maßnahmen für unsere Kinder und Lehrkräfte muss jetzt angesichts von Schulöffnungen trotz steigender Inzidenzen und damit einer unmittelbar drohenden dritten Welle endgültig enden! Jetzt heißt es: Klotzen, nicht kleckern! Und ´klotzen´ bedeutet: Alle möglichen Sicherheitsmaßnahmen an den Schulen und Kindergärten zu treffen: Wechselunterricht zur Einhaltung der Abstandsregeln, FFP2-Masken und Schnelltests für alle Beteiligten sowie Raumluftreinigungs-geräte zusätzlich zum Lüftungskonzept“, so Ralf Scholl.
Eines sei doch inzwischen klar: Was zu frühe Öffnungen aus wirtschaftlichen Gründen bewirkt haben, sind 500.000 Tote in den USA. „Inzidenz null“ als Strategie hat dagegen in Neuseeland, Vietnam und China auch wirtschaftlich zum Erfolg geführt.