Lehrkräfte sind keine „Maschinen“, sie funktionieren nicht auf Knopfdruck. Dass die Pandemie sich schädlich auf den Unterricht und das Lernen der Schüler auswirkt, steht außer Frage. Wenn aber nun Forderungen aus Politik und aus Schülervertretungen aufkommen, dass Samstags- und Ferienunterricht stattfinden soll, um Lernrückstände kompensieren zu können, so kommt dies einer Missachtung der Arbeit der Lehrkräfte gleich, beanstandet der Hessische Philologenverband: Diese müssen auf digitale Formate umstellen, persönliche Gespräche ‚virtualisieren‘, in einem digitalen Klassenraum unterrichten, was nicht immer leicht zu bewältigen ist angesichts unzulänglicher technischer Voraussetzungen und neuer Störquellen aufgrund eines lückenhaften Datenschutzes. Eine Lehrkraft ist in der Regel für den virtuellen Unterricht von bis zu 150 Schülerinnen und Schülern verantwortlich und leistet parallel dazu Präsenzunterricht. „Wer das nicht bedenkt, zeigt seinen mangelnden Einblick in die Belastungen seit gut einem Jahr Pandemie“, kritisiert Reinhard Schwab, Vorsitzender der Philologen, aufs Schärfste.
Lehrkräfte brauchen starke Nerven und sind nicht selten zum Improvisieren gezwungen bei der Suche nach neuen Lernangeboten. Zeitaufwand und Arbeitsbelastungen sind enorm.
Zusätzliche Lernangebote müssen an den regulären Unterricht angebunden sein, können auch den ganzen Klassenverband einbeziehen, immer orientiert am jeweiligen Lehrplan, durchgeführt am Nachmittag, gegebenenfalls mit zusätzlichen Fachkräften. Dabei geraten auch die ‚guten‘ Schüler nicht aus dem Blick, denn sie sind ebenfalls auf Anregungen und Anforderungen angewiesen.
Lehrkräfte, natürlich auch die Schüler, haben sich die freie Zeit am Wochenende verdient, die für die Lehrkräfte in der Regel gar nicht so frei ist, denn am Wochenende stehen die Planungen der Folgewoche an, oft auch Korrekturen. Erholung und ein Abschalten sind gerade jetzt in dem stark angespannten Schulgeschehen für alle Beteiligten wichtig, um leistungsfähig zu bleiben. Daher sind Samstags- und Ferienunterricht nicht zu befürworten.