Der DPhV und der Deutsche Lehrerverband appellieren anlässlich des morgigen Treffens von Bund und Ländern zur Fortführung von Corona-Beschränkungen:

    Wir brauchen mehr Gesundheitsschutz an Schulen und ein umfassendes Konzept zur langfristigen Sicherung von Unterricht und Bildungsqualität!

     

    Das Präsidium des Deutschen Lehrerverbandes hat das Fehlen klarer Richtlinien für den Umgang von Schulen mit der Pandemie bei steigenden Infektionszahlen mit Blick auf das Treffen der Ministerpräsidenten mit der Bundeskanzlerin beklagt. DL-Präsident Heinz-Peter Meidinger betonte: „Schulen können sich von stark gestiegenen Infektionszahlen in der Gesamtbevölkerung nicht abkoppeln. Wir müssen die Balance zwischen Bildungsauftrag und Gesundheitsschutz neu finden.“ Notwendig sei nach Auffassung des DL bei fehlender Abstandswahrung eine bundesweite Maskenpflicht auch im Unterricht zumindest an weiterführenden Schulen sowie eine Wiedereinführung des Abstandsgebots an Schulen in Hotspot-Gebieten.

    Der Deutsche Lehrerverband forderte die Bundesländer auf, wieder Hygienestufenpläne in Kraft zu setzen, die klar regeln, ab welchen Inzidenzzahlen in einer Region Handlungsbedarf besteht, also z. B. der Mindestabstand im Unterricht wieder eingeführt werden muss.

    Das Präsidium des DL hielt in einem einstimmigen Beschluss fest: „Wir sind der Überzeugung, dass es kein Einheitskonzept und keine auf alle Schulen passenden identischen Lösungen gibt. Es muss vor Ort abhängig vom regionalen Infektionsgeschehen, vom Alter der Kinder und Jugendlichen, der Schulart, den räumlichen, organisatorischen Gegebenheiten und der digitalen Ausstattung differenziert, flexibel und angemessen reagiert werden, dabei ist den Schulleitungen in Absprache mit den Schulträgern und Gesundheitsämtern ein großer Handlungsspielraum einzuräumen.“

    DL-Präsident Heinz-Peter Meidinger betonte: „Es ist besser, jetzt flexible Alternativmodelle zum kompletten Präsenzunterricht vorzuhalten und einzuführen, als demnächst wie in anderen Ländern vor dem Infektionsgeschehen zu kapitulieren und die Schülerinnen und Schüler wieder komplett in den Distanzunterricht schicken zu müssen. Gerade wegen der Tatsache, dass Kinder oft keine Symptome entwickelten, aber trotzdem Infektionen weitergeben könnten, bräuchten Schulen erhöhte Hygieneschutzmaßnahmen! Jetzt hat man noch die Chance, kontrolliert zu bremsen, um eine Vollbremsung, also komplette Schulschließungen zu vermeiden.“

    Der Deutsche Lehrerverband hat eine Reihe von Handlungsfeldern identifiziert (Abstandswahrung, Hybridunterricht, Atemschutzmaskenpflicht, Lüftungskonzepte, feste Lerngruppen, Quarantäneregelungen, Schnelltests, Impfstrategien), bei denen umgehend Maßnahmen ergriffen werden müssen, angepasst an die Bedürfnisse der einzelnen Schulen, um Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte zu schützen und gleichzeitig eine bestmögliche Bildung der Kinder und Jugendlichen unter den gegebenen Bedingungen sicherzustellen.

    Abschließend forderte der Deutsche Lehrerverband-Präsident von der Kultusministerkonferenz:

    • die baldige Entwicklung von Unterrichtskonzepten
    • den Ausbau der digitalen Lernplattformen der Bundesländer
    • niedrigschwellige Zugangsmöglichkeiten zum Internet für Schülerinnen und Schüler
    • zusätzliches Lehrpersonal für die Verkleinerung der Lerngruppen
    • ein umfassendes langfristiges Lernkonzept für die Schulen.

    Die Maßnahmen, um Unterrichtsqualität und Gesundheitsschutz in der gegenwärtigen Situation zusammenzubringen, finden sich ausführlich im beiliegenden Papier und auf der Webseite des Deutschen Lehrerverbandes unter https://www.lehrerverband.de/mehr-sicherheit-fur-schuler-und-lehrkrafte/.

     

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    Mehr Sicherheit für Schüler und Lehrkräfte!

    Der DPhV und der Deutsche Lehrerverband fordern:

    Jetzt handeln und nicht weiter zuwarten!

    Wir brauchen dringend Maßnahmen für einen besseren Gesundheitsschutz und ein umfassendes Konzept, wie Bildungsqualität in Corona-Zeiten auch langfristig gesichert werden kann!

    Die Corona-Schulpolitik der meisten Bundesländer ist gekennzeichnet durch fehlende langfristige Konzepte. Es braucht aber einen langfristigen Plan durch die Corona-Krise, um Eltern, Lehrkräfte, Kinder und Jugendliche nicht tagtäglich durch neue Maßnahmen zu verunsichern bzw. sich weiter das Handeln durch kurzfristiges Reagieren auf Infektionsverläufe diktieren zu lassen. Vernünftige und ausgewogene Maßnahmen müssen sich am Ziel, Gesundheitsschutz und Bildung gleichermaßen zu gewährleisten, orientieren.

    Angesichts der steigenden Infektionszahlen schon vor Beginn des eigentlichen Winters fordern der Deutsche Lehrerverband und seine Mitgliedsverbände DPhV, VDR, BvLB und KEG die Regierungen der Bundesländer auf, den Schulen und somit den Schülerinnen und Schülern und den Lehrkräften sowie den darüber hinaus betroffenen Familien endlich angemessenen Gesundheitsschutz zuzugestehen. Während überall in der Gesellschaft die Kontakte vermindert und Abstände eingehalten werden sollen, sitzen in Klassenzimmern Mitglieder aus oft 30 Haushalten für längere Zeiträume auf engem Raum zusammen, und das tagtäglich und in unterschiedlichen Zusammensetzungen, ohne Abstand und vielfach auch ohne Atemschutzmasken. Auch in den Fahrzeugen des ÖPNV auf dem Weg zur Schule kann Abstand oft nicht gewährleistet werden, und es treffen viele Jahrgänge aufeinander.

    Wer in einem Monat, in dem es um das Brechen der zweiten Corona-Welle geht, die Schulen aus den Handlungsoptionen fast komplett ausblendet, handelt fahrlässig und riskiert, dass demnächst umso härtere Maßnahmen drohen. Jetzt hat man noch die Chance, kontrolliert zu bremsen, um eine Vollbremsung, also komplette Schulschließungen zu vermeiden.

    Der Deutsche Lehrerverband fordert, dass die Politik für angemessenen Gesundheitsschutz sorgt und sich nicht mit der auch aus Sicht der Wissenschaft unhaltbaren Annahme herausredet, dass Schulen vom Infektionsgeschehen nicht betroffen seien. Zahlreiche Menschen ohne Abstand über größere Zeiträume in nicht selten schlecht belüftbaren Räumen – das ist für Corona-Viren ein idealer Nährboden.

    Wir fordern die Wiederinkraftsetzung von Hygienestufenplänen, die klar regeln, ab welchen Inzidenzzahlen in einer Region Handlungsbedarf besteht, also z.B. der Mindestabstand im Unterricht wieder eingeführt werden muss.

    Der Deutsche Lehrerverband ist der Überzeugung, dass es kein Einheitskonzept und keine auf alle Schulen passenden identischen Lösungen gibt. Es muss vor Ort abhängig vom regionalen Infektionsgeschehen, vom Alter der Kinder und Jugendlichen, der Schulart, den räumlichen, organisatorischen Gegebenheiten und der digitalen Ausstattung differenziert und angemessen reagiert werden, dabei ist den Schulleitungen in Absprache mit den Gesundheitsämtern ein großer Handlungsspielraum einzuräumen. Feste Ansprechpartner für Schulen an den Gesundheitsämtern sind dabei ein wichtiger Baustein.

    Es ist besser, jetzt flexible Alternativmodelle zum kompletten Präsenzunterricht vorzuhalten und einzuführen, als demnächst wie in anderen Ländern vor dem Infektionsgeschehen zu kapitulieren und die Schülerinnen und Schüler wieder komplett in den Distanzunterricht schicken zu müssen.

    Der DL hat folgende Handlungsfelder identifiziert, bei denen umgehend Maßnahmen ergriffen werden müssen, angepasst an die Bedürfnisse der einzelnen Schulen, um Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte zu schützen und gleichzeitig eine bestmögliche Bildung der Kinder und Jugendlichen unter den gegebenen Bedingungen sicherzustellen:

     

    Gesundheitsschutz von Schülerinnen, Schülern und Lehrkräften:

    • Abstand halten – dies kann, je nach Schule und Schulform durch unterschiedliche Maßnahmen erreicht werden:
      • Verkleinerung der Klassen – in den Klassen sind weniger Personen, was automatisch dazu führt, dass die Abstände im Klassenraum wieder eingehalten werden können, die Aerosolbelastung während des Unterrichts geringer ist und besser durch Lüften vermindert werden kann.
      • Wo nicht zusätzliche Räume und Lehr-/Aufsichtspersonal zur Verfügung stehen, muss der Unterricht der reduzierten Gruppen im Wechsel erfolgen – im optimalen Fall digital unterstützt, aber auch ein Wechselunterricht, bei dem die Schülerinnen und Schüler im Präsenzunterricht mit Aufgaben für zuhause ausgestattet werden, ist einer vollständigen Schulschließung vorzuziehen.
      • Wechselunterricht führt auch dazu, dass die problematische Überfüllung von Schulbussen auf dem Weg zu Schule vermieden wird.
      • Wechselunterricht und zeitweises Distanzlernen in älteren Jahrgängen einer Schule kann ermöglichen, dass die Schule den Präsenzunterricht für die jüngeren, noch nicht so selbständigen Jahrgänge in größerem Ausmaß aufrechterhalten kann, weil die entsprechenden Räume zur Verfügung stehen.
      • Bei fehlender Möglichkeit zur Einhaltung der Abstände sollte in allen Bundesländern die Pflicht zum Tragen einer Mund-Nase-Bedeckung auch im Unterricht gelten, um wenigstens den gegenseitigen Schutz der Anwesenden durch Masken zu gewährleisten.
    • Feste Lerngruppen, keine Durchmischung
      • Während vorgeschlagen wird, dass Haushalte möglichst nur noch Kontakt mit einem weiteren Haushalt haben, begegnen sich Kinder und Jugendliche nicht nur im Unterricht im Klassenverband, sondern häufig auch in jahrgangsübergreifenden Lerngruppen in neuer Zusammensetzung zur Nachmittags- und Hausaufgabenbetreuung – dies muss vermieden werden.
      • Auch auf dem Weg zur Schule, vor allem in öffentlichen Verkehrsmitteln, werden durch die Anzahl der Kinder und Jugendlichen und die Enge in den Fahrzeugen die Distanzregeln und die Regeln für in sich geschlossene Kontaktgruppen oft ad absurdum geführt. Hier können versetzte Anfangszeiten, wo organisatorisch möglich, sowie reduzierte Lerngruppengrößen im Wechselbetrieb Entlastung bringen.
    • Lüftungskonzepte:
      • Das Lüften eines eng besetzten Raumes in kurzer Zeit hat Grenzen, erst recht, wenn sich nicht alle Fenster öffnen lassen und sich damit kein optimaler Luftzug zum Querlüften herstellen lässt. Ständige Lüftungspausen während des Unterrichts tragen zudem nicht zu einer guten Lernatmosphäre bei.
      • Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass bestimmte Lüftungssysteme und Kombinationen von Lüftungsgeräten und Trennwänden zwischen den Personen in einem Raum die Aerosolbelastung deutlich vermindern. Während an vielen Arbeitsstätten entsprechende Geräte angeschafft werden, bleibt der Bildungsbereich in dieser Hinsicht in vielen Bundesländern außen vor, obwohl für Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte der Schutz an diesem Ort, an dem sie mehrere Stunden des Tages verbringen, genauso wichtig ist.
    • Angemessene verlässliche und transparente Regelungen zu Quarantänemaßnahmen
      • Der DL ist der Auffassung, dass es angesichts der Aerosolproblematik nicht ausreichend ist, bei Infektionsfällen nur die Sitznachbarn in Quarantäne zu schicken, auch wenn Maskenpflicht im Unterricht bestand.
      • Dagegen erscheint uns der Vorschlag des Bundesgesundheitsministeriums, zwar grundsätzlich bei Infektionen die ganze Lerngruppe in Quarantäne zu schicken, nach negativem Schnelltest diese aber bereits nach fünf Tagen zu beenden, als überlegens- und begrüßenswert.
    • Schnelltests
      • Schnelltests bieten zwar keine hundertprozentige Genauigkeit, können aber unbemerkte, symptomlose Infektionen aufdecken und Infektionsausbrüche an Schulen verhindern helfen – vor allem, wenn das Infektionsgeschehen gerade besonders die jüngeren Altersgruppen betrifft.
      • Vor allem nach den Weihnachtsferien können Schnelltests einen Start der Schulen ermöglichen, der etwas Sicherheit für alle Beteiligten bietet.
      • Schnelltest sind auch für ganze Schulen punktuell zu empfehlen, um bessere Orientierung über das Infektionsgeschehen an Schulen im Kontext mit den Inzidenzzahlen in der Umgebung zu erhalten.
    • Impfungen
      • Positive Nachrichten aus dem Bereich der Impfstoffentwickler machen Hoffnung darauf, dass ein Impfstoff in gewissem Maße bereits im Lauf des 2. Halbjahrs des aktuellen Schuljahrs zur Verfügung stehen könnte. Risikogruppen und Personen, die im Gesundheitssystem tätig sind, müssen selbstverständlich als erstes geschützt werden – bei den darauffolgenden Impfungen sollten Lehrkräfte und Mitglieder der Schulverwaltung aber auf jeden Fall ebenfalls besonders berücksichtigt werden.
    • Schutz der Lehrkräfte vor Überlastung
      • Die vielfältigen Ansprüche an die Lehrkräfte – Gestaltung verschiedener Unterrichtsformen, zusätzliche Aufsichtspflichten, die Vereinbarung von Unterricht und Wissensvermittlung auf der einen und die Durchsetzung von Gesundheitsschutzmaßnahmen auf der anderen Seite, oft im Konflikt mit Eltern oder Schülerinnen und Schülern – führen teilweise jetzt schon zu Überlastung von Lehrerinnen und Lehrern.
      • Maßnahmen, die Präsenzunterricht in der Schule ermöglichen, oder auch die Einführung von Wechsel- oder Distanzunterricht müssen immer auch danach bewertet werden, inwieweit sie von den vorhandenen Lehrkräften umgesetzt werden können.

     

    Langfristige Sicherstellung der Bildungsqualität auch in Quarantäne-Zeiten:

    • Entwicklung von Unterrichtskonzepten, die das Lernen durch digitale Medien unterstützen, um modernen Unterricht zu gestalten und zu gewährleisten.
    • Ausbau der digitalen Infrastruktur: Zwar hat die digitale Ausstattung von Schulen, Lehrkräften, Schülerinnen und Schülern seit Beginn der Pandemie an Fahrt aufgenommen, aber es fehlt noch an vielen Schulen an der Infrastruktur und an Geräten, Betreuung der IT durch Fachkräfte, Weiterbildung der Lehrkräfte – die digitale Ausstattung der Schulen ist noch lange nicht abgeschlossen und die bisher bereitgestellten Mittel können nur der Anfang sein.
    • Dies gilt auch für den Ausbau der digitalen Lernplattformen der Bundesländer – Lehrkräfte müssen sich bei Wechselunterricht und Distanzunterricht auf digitale Unterstützung bei Videoübertragung, bei Bereitstellung von digitalem Unterrichtsmaterial und durch Chatfunktionen etc. verlassen können. Der Ausbau der Plattformen ist auch notwendig, damit sich Lehrkräfte und Schülerinnen und Schüler in einem datenschutzrechtlich sicheren Raum bewegen können.
    • Schülerinnen und Schüler brauchen niedrigschwellige Zugangsmöglichkeiten zum Internet, vor allem, wenn z.B. WLAN aus finanziellen Gründen in der Familie nicht vorhanden ist.
    • Zusätzliches Lehrpersonal wird benötigt, um einerseits eine Verkleinerung der Lerngruppen dauerhaft zu ermöglichen – dies wird auch beim Nachholen der Bildungsinhalte nach der Corona-Krise helfen. Zusätzlichen Bedarf an pädagogischem Personal braucht es auch, um Schülerinnen und Schülern zusätzliche Lernangebote nachmittags und in den Ferien zu machen.
    • Wie schon das zweite Halbjahr des vergangenen Schuljahrs, so wird auch das Schuljahr 2020/21 ein schwieriges sein. Schülerinnen und Schüler sollen ihre Bildungsbiographie ohne Lerndefizite und Kompetenzverluste fortsetzen können, daher hilft es ihnen nicht, wenn für dieses Jahr alle Noten gestrichen werden würden oder die Versetzung für alle ungeachtet der Leistungen gilt.

     

    Der Deutsche Lehrerverband fordert ein umfassendes langfristiges Lernkonzept für die Schulen, das über das letzte und dieses Schuljahr hinausgreift sowie auch den großen zeitlichen Druck mindert, der auf allen Beteiligten derzeit lastet. Unterrichtsinhalte, Anzahl der Leistungsnachweise und Inhalte der jeweiligen Abschlussprüfungen können im Sinne einer Schwerpunktsetzung der Situation entsprechend vorübergehend angepasst werden. Der Handlungsspielraum innerhalb der rechtlichen Strukturen kann dabei ausgenutzt werden. Zu prüfen ist im Einzelfall, ob ein freiwilliges Wiederholungsjahr sinnvoll sein kann, um Lerndefizite zu beheben. Gleichzeitig müssen wir alles dafür tun, dass die Abschlussqualität und das qualifizierte Übertrittsverfahren in hoher Qualität erhalten bleiben. So erhalten Schülerinnen und Schülern eine faire Chance im Hinblick auf ihr schulisches und damit berufliches Fortkommen.

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