Deutsches Schulbarometer zeigt: Lehrkräfte stehen vor großen Herausforderungen / DPhV fordert bessere Bedingungen zur Stärkung mentaler Gesundheit, mehr Unterstützung für Demokratiebildung und eine umfassende Digitalstrategie

    Angesichts der aktuellen Ergebnisse der Lehrkräftebefragung des Deutschen Schulbarometers ruft der Deutsche Philologenverband (DPhV) zu einem entschiedenen politischen Umsteuern auf: Es braucht endlich wirksame Maßnahmen zur Stärkung der mentalen Gesundheit von Lehrkräften, zur Entlastung im Schulalltag und zur klugen Gestaltung von Demokratiebildung und digitaler Unterstützung.

    „Wenn fast ein Drittel der Lehrkräfte regelmäßig erschöpft ist, dann ist das kein individuelles, sondern ein strukturelles Problem – und ein riesiges Alarmzeichen!“, mahnt DPhV-Bundesvorsitzende Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing. Der Belastungsdruck ist hoch. Nicht nur Zeitmangel und Personalknappheit zehren an den Ressourcen der Lehrkräfte, 42 Prozent der Lehrerinnen und Lehrer gaben an, dass vor allem ein zunehmend herausforderndes Verhalten von Schülerinnen und Schülern die größte Hürde im Berufsalltag darstellt. Der DPhV fordert daher ein verlässliches Unterstützungssystem: Flächendeckend psychologisch geschulte Fachkräfte, qualitativ hochwertige Aus- und Fortbildung für Lehrkräfte und Schulleitungen sowie zentrale, unabhängige Anlaufstellen in jedem Bundesland für Fälle von Gewalt. Psychische Überlastung oder Überforderung im Schulalltag, die sich auch und gerade in individuellen Überlastungsanzeigen der Lehrkräfte zeigt, muss endlich vom Dienstherrn ernster genommen werden. Hier muss er seiner Fürsorgepflicht wahrhaftiger nachkommen!“, so Lin-Klitzing. „Gute Bildung braucht gesunde Lehrkräfte. Deshalb fordern wir weiterhin eine Absenkung des Stundendeputats, insbesondere für ältere Lehrkräfte! Weg mit der zunehmenden Streichung der Altersermäßigungen in immer mehr Ländern – das ist absolut kontraproduktiv!“

    Über die Hälfte der Lehrkräfte wünscht sich darüber hinaus mehr Demokratiebildung in der Schule – doch es fehlt an Zeit, Fachwissen und Unterstützung. „Demokratiebildung braucht die fachliche und fächerübergreifende Verankerung in den Lehrplänen und schulorganisatorische Spielräume. Das beginnt mit der (immer noch nicht umgesetzten!) vertieften Auseinandersetzung mit dem Grundgesetz in der ersten Phase der Lehrkräftebildung und beinhaltet auch gezielte Unterstützung für jene Lehrkräfte, die sich gegen Widerstände mancher Schülerinnen und Schüler und deren Eltern behaupten müssen“, erklärt Lin-Klitzing.

    Die Ergebnisse des Schulbarometers legen aber noch eine weitere Baustelle offen: Im Umgang mit KI fühlen sich 62 Prozent der Lehrkräfte unsicher – und befürchten zugleich, dass Schülerinnen und Schüler durch Künstliche Intelligenz grundlegende Fähigkeiten einbüßen: 60 Prozent sehen negative Folgen für kritisches Denken, soziale und kommunikative Kompetenzen. Der DPhV warnt daher vor einer unreflektierten Übernahme technologischer Entwicklungen ohne pädagogische Rahmung. „Eine KI-Strategie im Bildungsbereich muss von Seiten des Staates die pädagogische Autonomie und die schulische Datensouveränität sichern und darf nicht zunehmend als strukturierter Zugang zu Produkten kommerzieller Anbieter fungieren.  Schülerinnen und Schüler sollen KI nicht konsumieren, sondern kritisch reflektieren – sie sollen selbst denken lernen und nicht lernen, denken zu lassen“, so Lin-Klitzing. Es braucht daher Aus- und Fortbildungen für Lehrkräfte, eine datenschutzkonforme Bildungs-KI auf europäischer Rechtsgrundlage und leistungsfähige Identitätsmanagementsysteme für alle Schulen.

    Lin-Klitzing weiter: „Zugleich muss die sprachliche und soziale Förderung bereits im Vor- und Grundschulalter beginnen. Denn wer früh lernt, sicher in der Sprache, inhaltlich korrekt und selbstständig zu kommunizieren, denkt auch später eigenständiger – eine Einschätzung, die viele Lehrkräfte angesichts der KI-Entwicklung teilen.“

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