„Europa macht Schule“ – „Back to School“

    von Rolf Knieling

    Die Identifikation mit Europa sowie die Stärkung von Weltoffenheit und Toleranz sind angesichts der aktuellen geopolitischen Lage und des Erstarkens nationalistischer, autoritaristischer Positionen bedeutsamer denn je. Die nationale Agentur für Erasmus+, der Pädagogische Austauschdienst (PAD) und deren schulische Programme tragen dazu grundlegend bei. Sie sind den Philologinnen und Philologen wohl bekannt.
    https://www.kmk-pad.org/programme/erasmus-schule/

    Europabegeisterte Schülerinnen und Schüler (Quelle: DAAD)

    2006 initiierte Bundespräsident Köhler die Studierendenkonferenz „Was hält Europa zusammen?“ parallel zum Treffen europäischer Staatsoberhäupter. Die Idee des Programms „Europa macht Schule“ (EmS) entstand auf dieser Konferenz. Europa macht Schule e.V. wird vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) unterstützt und nutzt ebenfalls Mittel von Erasmus+. Seit 2017 steht das Programm unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Steinmeier. „Wir bringen die Welt ins Klassenzimmer! Unser Programm Europa macht Schule bringt internationale Studierende und Schülerinnen und Schüler deutscher Schulklassen zusammen. Gemeinsam gestalten sie ein Projekt und lassen den Gedanken des interkulturellen Austauschs auf ganz persönliche Weise lebendig werden.“
    https://www.europamachtschule.de/

    Mariella Scalera, Italienerin und Studentin der Politikwissenschaft und Romanistik unter anderem in Mainz, ist überzeugt vom Programm des DAAD „Europa macht Schule“ und berichtet, dass das Programm Studierenden aller Fachrichtungen zugänglich sei, auch solchen, die nicht in jedem Fall eine methodisch-didaktische Grundbildung mitbringen. Daher biete der DAAD optionale Wochenendseminare an, die neben der Vernetzung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer methodische und didaktische Fragen thematisieren. Ebenfalls thematisiert werden interkulturelle Ansätze: Wie zum Beispiel kann man über sein Herkunftsland sprechen, ohne Stereotype zu vermitteln? Wie geht man mit sensiblen Inhalten oder Rückfragen um? Oder wie kann man reagieren, falls Probleme mit der Lehrkraft der besuchten Schulklasse entstehen sollten? So Frau Scalera.

    Sie hält das Projekt für eine großartige Möglichkeit, die für ausländische Studierenden einen sicheren Raum schafft, in dem sie sich wertgeschätzt fühlen und ein Erfolgserlebnis haben können. Nachhaltig gedacht stimuliert man mit solchen Aktivitäten die interkulturelle Verständigung und sichert somit die Hoffnung auf weltoffene Bürgerinnen und Bürger. Gleichzeitig wird den Schülerinnen und Schülern an deutschen Schulen die Vielfalt von Europa und der ganzen Welt gezeigt. Sie werden auf Mobilitätsoptionen im Studium aufmerksam gemacht; ja vielleicht werden sie somit auch motiviert, sich ein Studium im Ausland oder ein Auslandssemester zuzutrauen. Also, eine Win-Win-Situation!

    Teamarbeit für Europa (Quelle: DAAD)

    Frau Scalera hat ein spannendes Projekt über Migration nach und innerhalb Europas mit einer 12. Klasse an der Lindenauschule Großauheim, einem Stadtteil von Hanau, durchgeführt, das auf der Webseite von EmS vorgestellt wird: https://www.europamachtschule.de/das-programm/erfahrungen/arbeits-migration-im-europaeischen-vergleich/

    Dr. Michaela Schüssler-Schwab vom Cusanus-Gymnasium in Wittlich sieht die beiden EmS-Projekte einer italienischen Studentin und eines Studenten aus Tschechien als großen Gewinn für ihre Schülerinnen und Schüler. Ich zitiere Frau Schüssler-Schwab:

    […] Der Besuch [der italienischen Erasmus-Studentin Sofia Conti] entführte nicht nur in die wunderbare Region Venetien, sondern er ermöglichte es den Schülerinnen und Schülern darüber hinaus zu erkennen, dass es sich lohnt, auf Menschen aus anderen kulturellen Kontexten neugierig zu sein und somit über den eigenen Tellerrand zu schauen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen. […] https://www.cg-wittlich.eu/europa-zu-besuch/

    Das Projekt [des Erasmus-Studenten Antonín Kala aus Prag] machte vertraut mit einem Land, dass viele bisher noch nicht so gut kannten: mit der politischen Geschichte Tschechiens, der tschechischen Sprache, der tschechischen Alltagskultur und mit Prag, dem Lebensmittelpunkt des sympathischen Referenten. Vor allem die im Rahmen des Projektes vorgestellten und mit den Schülern durchgeführten Gesellschaftsspiele machten Spaß und schafften eine menschliche und kulturelle Verbindung. https://www.cg-wittlich.eu/tschechien-sehen-und-erleben/

    EmS-Projekte ermöglichen Begegnungen zwischen Schülern und Studierenden aus dem europäischen Ausland und bauen so interkulturelle Brücken, die unendlich wertvoll sind und lange nachwirken. Deshalb danken wir den Ansprechpartnern des Programms „Europa macht Schule“ beim DAAD für die Mithilfe bei der Organisation der gelungenen Besuche und freuen uns auch immer wieder auf Besuche aus Europa. (Zitatende)

    „Back to School“ (BtS) ist eine Programmlinie von Europa macht Schule, die 2022 ins Leben gerufen wurde. Studierende deutscher Hochschulen, die im Ausland studiert oder ein Praktikum absolviert haben und selbst in Deutschland zur Schule gegangen sind, können eine Schule, z.B. eine ihrer ehemaligen Schulen, besuchen und ihr Gastland vorstellen! Gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern gestalten sie ein Projekt und lassen so junge Menschen hautnah an ihren Erlebnissen und Erfahrungen teilhaben.“ https://www.europamachtschule.de/

    Im Rahmen dieses Programms gestaltete Julia Laura Wojtecki, im Anschluss an ihren Auslandsaufenthalt an der Universität Angers in Frankreich, 2024 einen zweistündigen Workshop in zwei Französischklassen ihrer ehemaligen Schule in Bochum.

    Das Projekt, so Frau Woljecki, endete mit einem Bericht an den DAAD, der die Durchführung und Ziele des Projekts dokumentierte. Dieser solle andere Studierende ermutigen, ebenfalls ihre Auslandserfahrungen zu teilen und so das Interesse für Auslandsaufenthalte bei den Schülerinnen und Schülern Ihrer alten Schulen zu wecken. „Back to School“ stelle eine wertvolle Gelegenheit dar, die Bedeutung von interkulturellen Erfahrungen zu vermitteln und die Schülerinnen und Schüler dazu zu inspirieren, eigene Auslandserfahrungen zu sammeln.

    „Europa macht Schule“ – „Back to School“: Zwei Programme des DAAD in Kooperation mit dem PAD, die niederschwellig, in wenigen Schulstunden, Europa und die Welt projektorientiert ganz direkt und persönlich in den Unterricht tragen können.

    (Quelle: DAAD)

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