Anerkennung und Wertschätzung für pädagogisches Engagement – 16. Runde des Deutschen Lehrkräftepreises

    von Walter Tetzloff

    Wenigstens einmal im Jahr sollen sie die verdiente Wertschätzung erfahren: Am 31. März 2025 wurde zum 16. Mal der Deutsche Lehrkräftepreis 2024 – Unterricht innovativ verliehen. Im Rahmen einer großen öffentlichen Veranstaltung im AXICA, dem Veranstaltungssaal neben der Akademie der Künste in Berlin am Pariser Platz vor dem Brandenburger Tor, erfolgte die Preisverleihung in den Kategorien „Ausgezeichnete Lehrkräfte“, „Unterricht innovativ“ und „Vorbildliche Schulleitung“.

    DLP-Gastgeberinnen Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing (m) und Alexandra Heraeus (r) und Moderatorin Christiane Hübscher. (Foto: Thomas Langer)

    Veranstalter waren auch in diesem Jahr der Deutsche Philologenverband und die Heraeus Bildungsstiftung, die Schirmherrschaft übernahm die ehemalige Präsidentin der Kultusministerkonferenz und saarländische Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot.

    Förderer des Deutschen Lehrkräftepreises waren außerdem der Cornelsen-Verlag, die PWC-Stiftung sowie die Schöpflin-Stiftung, denen auch an dieser Stelle Dank für ihre Unterstützung ausgesprochen werden soll.

    Die Jury unter der Leitung von Prof. Dr. David Di Fuccia hatte zuvor ihre Entscheidung getroffen und 18 Auszeichnungen beschlossen. Sie gingen an Lehrkräfte, Teams und Schulleitungen im gesamten Bundesgebiet. Christine Streichert-Clivot gratulierte auch im Namen ihrer 15 Kolleginnen und Kollegen, wenn sie feststellte: „Gemeinsam in der Schule wachsen – das ist mehr als ein Motto, sondern eine Haltung, die uns alle verbindet … Nur durch eine enge Zusammenarbeit von Lehrkräften, Schulleitungen, Schülerinnen und Schülern sowie der Politik können wir eine zukunftsorientierte Schule schaffen, … Ich gratuliere allen Preisträgerinnen und Preisträgern herzlich und danke allen Lehrkräften, Schulleitungen und Schülerinnen und Schülern, die mit Leidenschaft und Ideenreichtum innovative Ansätze in die Praxis bringen.“

    Sämtliche Preisträger zusammen (Foto: Thomas Langer)

    Beworben hatten sich 8 500 Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler. Die Preisträger sowie viele ihrer Unterstützer aus den Schulen vor Ort waren in Berlin präsent und erlebten dort eine Veranstaltung, die sie so schnell nicht vergessen dürften. Es begann mit Poetry Slam, dargebracht von Lars Ruppel, der in launigen Rhythmen nicht nur Unterricht persiflierte, sondern auch Respekt für die Lehrkräfte einforderte.

    Professionell und charmant führte dann die ZDF-Journalistin Christiane Hübscher durch die Veranstaltung und stellte zunächst Staatssekretär Jürgen Böhm (Sachsen-Anhalt) vor, der sich spontan bereit gefunden hatte, die diesjährige Schirmherrin in Präsenz zu vertreten, und der gleich zu Beginn für sprachliche Präzision beim Thema Digitaleinsatz sorgte, indem er von „Bildung mit digitalen Medien“ statt von „digitaler Bildung“ sprach. Die DPhV-Bundesvorsitzende Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing und Alexandra Heraeus von der gleichnamigen Stiftung betonten, dass die Auszeichnungen quasi eine Wertschätzung für alle Lehrkräfte und damit eine generelle Anerkennung für

    Leistungen in diesem Beruf seien. Die Berliner Schulsenatorin Katharina Günther-Wünsch war es dann, die gemeinsam mit den Gastgeberinnen die Preise überreichte. Sie nutzte vorab die Gelegenheit, auch in Zeiten knapper Ressourcen für die eigenverantwortliche Schule zu plädieren, und sprach sich engagiert gegen eine nur defizitäre Betrachtung des deutschen Schulwesens aus.

    Dann wurde es spannend: Es begann mit den Auszeichnungen in der Kategorie „Vorbildliche Schulleitung“. Die allgemeine Würdigung kam von Alexandra Heraeus

    „Die Preisträgerinnen und Preisträger zeigen eindrucksvoll, dass starke Schulleitungen mit Weitsicht und Engagement echte Veränderung bewirken können – sei es durch innovative Lernkonzepte, eine gelebte Willkommenskultur oder mutige Impulse in herausfordernden Kontexten …“

    Berlins Schulsenatorin
    Katharina Günther-Wünsch (Foto: Thomas Langer)

    Den dritten Preis erhielt nach Entscheidung der 20köpfigen Jury die Schulleiterin Nicole Verdenhalven von der Rahel-Hirsch-Schule im Oberstufenzentrum Gesundheit in Berlin. Teamgeist und kreatives Engagement für ihre Schule zeichne diese Schulleiterin aus, dazu Risikobereitschaft und Mut zu Visionen und zur Verteidigung demokratischer Werte. Besonders hervorgehoben wurde Nicole Verdenhalvens praktizierte Fehlerkultur, die Schülerinnen und Schülern wie Lehrkräften Fehler erlaube.

    Drei männliche Kollegen bilden das Team der Schulleitung der Marie-Gress-Schule in Iffezheim (Baden-Württemberg). Carsten Bangert, Philipp Wetzel und Markus Burster vereinen laut ihrem Kollegium innovatives Engagement mit Ideenreichtum, aber auch viel Herz, was ihnen die Wertschätzung nicht allein von Kollegium und Schülerschaft einbringe, sondern auch den Respekt der außerschulischen Partner in der Region. An die drei Kollegen vergab die Jury den zweiten Preis.

    Andrea Franke leitet die Willy-Brandt-Schule Berlin und zeigte sich sichtlich bewegt und dankbar über ihre Auszeichnung. Sie erhielt den 1. Preis, und ihre Erfolge sind in dem Problemstadtteil der Hauptstadt geradezu messbar. Dem entschlossenen Handeln von Schulleiterin und Kollegium verdankt ihre Schule die Halbierung (!) der bis dahin hohen Absentismusquote. Damit einher geht eine „einzigartige Integrationsleistung“, die in diesem sozialen Brennpunkt als bewundernswert gelten kann. Dass Schulsenatorin Günther-Wünsch den Schulleitungen in Berlin gestalterische Freiräume ermögliche, fand das Lob der Pädagogin, die am selben Tag auch die Aufmerksamkeit des ZDF-Morgenmagazins fand.

    Einen anderen Schwerpunkt setzte die Jury in der Kategorie „Ausgezeichnete Lehrkräfte“: Diese wurden von ihren Schülerinnen und Schülern der Abschlussklassen nominiert. Sie zeichneten sich durch unterschiedliches, aber in jedem Falle besonderes Engagement aus:

    • Jasmin Khader, Liebigschule in Frankfurt (Main), Hessen
    • Mona Schwabe, Mittelschule Schnaittach, Bayern
    • Dr. Michael Stiersdorfer, Gymnasium der Benediktiner, Schäftlarn, Bayern
    • Melanie Müller-Schlaudt, Tilemannschule, Limburg, Hessen
    • Monika Katharina Ried-Broschwitz, Helene-Lange-Schule, Wiesbaden, Hessen
    • Werner Fick, Königin-Katharina-Stift-Gymnasium, Stuttgart, Baden-Württemberg
    • Jotam Felmy, Gustav-Heinemann-Oberschule, Berlin
    • Magnus Osterkamp, Gymnasium Remigianum und Julia-Koppers-Gesamtschule, Borken, Nordrhein-Westfalen
    • Carina Steffes, Berufsbildende Schule Ahrweiler, Rheinland-Pfalz
    • Oliver Ebbing, Städtisches Gymnasium, Ochtrup, Nordrhein-Westfalen

    Ein spezieller Gast der Veranstaltung war Emily Horbach, bekannt als „emitheteacher“, Berliner Lehrerin und gleichzeitig populäre Influencerin. Ihr Credo, präsentiert in Anglizismen, war ein Plädoyer für „growth mind set“ und gegen ein „broken fixed mind set“. Wenn Lehrkräfte miteinander und voneinander lernen, könne eine neue Kultur in der Schule entstehen.

    Die dritte Kategorie des DLP heißt „Unterricht innovativ“. Hier haben sich Lehrkräfteteams selbst beworben, weil sie neue Unterrichtskonzepte und fächerübergreifende Projekte publik machen wollen. Die beiden Laudatorinnen Susanne Lin-Klitzing und Amy Kirchhoff (Landesschülerrat Sachsen) erläuterten, worum es bei dieser Auszeichnung ging:

    Die Konzepte sollen kognitiv aktivierend sein, innovative Ideen enthalten und fächerübergreifend sein (Lin-Klitzing) sowie offen und wertvoll für alle (Kirchhoff).

    Dies traf auf die „Startup-Schmiede“ der Lehrkräfte Jenny Jungeblut und Martin Lentzen zu. Beide unterrichten an der German International School of Silicon Valley, die an den kalifornischen Standorten San Francisco und Mountain View (porträtiert in PROFIL im Dezember 2024) zu finden ist. Und da Mountain View mitten im Technologiezentrum Silicon Valley liegt, wundert die Beschäftigung mit KI nicht, für die sich die Preisträger entschieden haben. Das Besondere: Diese soll Zehntklässlern fächerübergreifend und praxisbetont nahegebracht werden. Die Fächer Wirtschaft, Informatik und Ethik werden einbezogen, und Ausgangspunkt des Projekts sind von den Schülerinnen und Schülern selbstgewählte Fragestellungen. Die aus Kalifornien angereisten Lehrkräfte erhielten den dritten Preis.

    Um KI ging es auch bei Robert Koegler. Er unterrichtet an der Oberschule Rauschwalde im sächsischen Görlitz und initiierte ein Projekt mit dem provokanten Titel „Mediendozent (Ist das Kunst oder kann das KI?)“. Kritisches Bewusstein und Praxisnähe waren hier Ziel und Vorgehensweise, wobei externe KI-Experten zielgerichtet in das Vorhaben einbezogen wurden. Die DLP-Jury vergab hierfür den zweiten Preis.

    Wertschätzung für pädagogisches Engagement - Aufmerksames Publikum

    Aufmerksames Publikum (Foto: Thomas Langer)

    Mit der Vergabe des ersten Preises würdigten die Veranstalter das intensive Engagement für ein weiteres wichtiges Thema: Tina Bergen aus Bamberg und Marc Brückner aus Bayreuth befassten sich mit ihren Schülerinnen und Schülern auf mehreren Betrachtungsebenen mit dem Thema Migration. Wie multiperspektiv sie dabei vorgingen, zeigt bereits der Name ihres Projekts: „Einwanderungsland Deutschland?! Historische Migrationsbewegungen und deren Folgen für die aktuelle Bevölkerung sowie Zukunft der EU“. Dabei ging es um Arbeitsmigration („Gastarbeiter in den fünfziger und sechziger Jahren“), Spätaussiedler (aus Polen und der Sowjetunion) und Bürgerkriegsflüchtlinge (seit den neunziger Jahren). Sie wurden mit der gegenwärtigen Migration verglichen, was Analyse und Beurteilungen gleichermaßen ermöglichten.

    Das war noch nicht alles: Zwei Sonderpreise wurden abschließend vergeben, so für „Kulturelle Bildung“ und „Umwelt und Nachhaltigkeit“. Im ersten Falle befassten sich Bettina Mähler und Ekaterina Leo vom Grimmelshausen-Gymnasium im hessischen Gelnhausen gemeinsam mit ihren Schülerinnen und Schülern fächerübergreifend mit Philipp Reis, dessen große Verdienste bei der Erfindung des Telefons herausgestellt wurden. Im zweiten Fall wurden die Kollegin Monika Cremer und die Kollegen Martin Lorek und Matthias Nowroth von der Paul-Kraemer-Schule im rheinischen Frechen für ihre Idee ausgezeichnet, Berufsvorbereitung ganz handfest zu gestalten. Ein „Foodtruck“ fährt verschiedene Standorte an und verkauft regionale Produkte. Dabei sind es die Schülerinnen und Schüler, die für Planung, Einkauf, Zubereitung, Verkauf und Abrechnung zuständig sind.

    Die Begeisterung von Jury und Veranstaltern für die Preisträger und ihre Schülerschaft kann als der lebendige Ausdruck von Wertschätzung für unseren Beruf angesehen werden und auch als „ein kleines Stück Weltveränderung“, wie es die DPhV-Bundesvorsitzende zum Abschluss formulierte.

    Und dann gab es – ganz zum Schluss der Veranstaltung – noch Anlass für herzliches Lachen und starken Applaus. Noch einmal war es Poetry Slamer Lars Ruppel, der es schaffte, die Projektvorstellungen und die Lobreden des Tages in aller Kürze zu einem gekonnten Rap zusammenzufassen. Fazit: Wir Lehrkräfte brauchen und verdienen Wertschätzung, … aber lachen über uns dürfen wir zuweilen auch ‘mal!

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