Lehrkräftebildung – diesmal die Sichtweise einer Referendarin für Spanisch und Musik

    Interview mit Franziska Strauer, Studienreferendarin in Baden-Württemberg

    Die Fragen stellte Walter Tetzloff

    Einige wenige Worte zu Ihrer bisherigen Biographie, bitte!

    Aufgewachsen bin ich in Hamburg. Nach meinem Abitur 2016 bin ich für das Lehramtsstudium nach Rostock gezogen. Im Juli 2024 habe ich mein erstes Staatsexamen mit den Fächern Spanisch und Musik gemacht. Nun bin ich seit Januar dieses Jahres in Baden-Württemberg im Referendariat und fühle mich im Ostalbkreis sehr wohl.

    Was hat Sie zu der Fächerwahl Spanisch und Musik geführt?

    Ich bin schon früh durch meine Eltern mit dem aktiven Musizieren in Kontakt gekommen und habe dann lange Violoncello- und Klavierunterricht bekommen. Für mich hat Musik vor allem einen ausgleichenden Stellenwert. Meine Eltern hatten sich, als ich ein Jahr alt war, für den Auslandsdienst in Guatemala (Mittelamerika) entschieden. Insgesamt haben wir dort drei Jahre lang gelebt; während dieser Zeit habe ich früh im Kindergarten Spanisch gesprochen. Auch zurück in Hamburg, ist mir das Spanische stets erhalten geblieben. Unter anderem hat mein Großvater, der in Peru aufgewachsen ist, mit mir geübt, und ich bin auf eine bilinguale Grundschule gegangen. Fremdsprachen ermöglichen die internationale Kommunikation und Spanisch wird auf vielen Teilen der Erde gesprochen.

    Wo und unter welchen Bedingungen haben Sie Ihr Studium angetreten und bewältigt?

    Für das Lehramtsstudium an Gymnasien habe ich mich zwar an verschiedenen Orten beworben, schlussendlich ist es dann aber Rostock geworden. Ausschlaggebend war dabei einerseits die bestandene Aufnahmeprüfung an der Musikhochschule, allerdings konnte mich auch die familiäre Atmosphäre in einer trotz der Größe recht übersichtlichen Universitätsstadt überzeugen. Die Kombination von Studienfächern sowohl an der Musikhochschule als auch an der Universität war dabei organisatorisch eine besondere Herausforderung. Nicht zuletzt aufgrund des guten Betreuungsschlüssels in meinen Fächern konnten jedoch meistens individuelle Lösungen mit den Dozierenden gefunden werden. Außerdem hatte ich vier Semester lang besondere Voraussetzungen aufgrund der Corona-Pandemie.

    Wie hat sich die Corona-Pandemie auf Ihren Studienalltag ausgewirkt?

    Recht plötzlich fanden die Veranstaltungen an der Universität online statt. An der Musikhochschule wurden Hygienekonzepte entwickelt, damit der Instrumental- und Gesangsunterricht stattfinden konnte. Anfänglich wurde auch der praktische Unterricht in Form einer Videokonferenz realisiert, dabei hat sich jedoch schnell gezeigt, dass diese Form auch aufgrund technischer Schwierigkeiten kaum vergleichbar ist. In der Musikhochschule wurde daher für den Einzelunterricht schnell die Rückkehr zur Präsenz ermöglicht. Insgesamt habe ich während der Corona-Pandemie sehr viel Zeit am Schreibtisch vor dem Bildschirm verbracht. Für die sozialen Bindungen war das nicht so geeignet – diese Belastung wurde speziell bei den niedrigeren Semestern mit Studienstart während der Online-Lehre deutlich. Mir persönlich ermöglichte der Entfall von Wegstrecken zwischen den Veranstaltungen jedoch, eine größere Zahl an Studienmodulen abzuschließen.

    Bedeutete für Sie der Wechsel von der Universität ins Referendariat einen „Praxisschock“ oder empfanden Sie ihn als geschmeidig?

    Zwischen meinem Abschluss an der Universität und Hochschule im Juli 2024 und dem Beginn des Referendariats im Januar dieses Jahres hatte ich etwas Zeit. Im Rahmen des baden-württembergischen Förderprogramms „Lernen mit Rückenwind“ hatte ich die Chance, an einer Grundschule stückweise den Schulalltag kennenzulernen. Ich habe mich bewusst dafür entschieden, in diesem Rahmen vor Antritt meines Referendariats die Möglichkeit zu nutzen, einen Einblick in den Alltag einer Grundschule zu erhalten. Ich erhoffe mir davon auch ein besseres Verständnis sowohl für die verschiedenen Herausforderungen, die die unterschiedlichen Klassenstufen mitbringen, als auch für den Werdegang eines Lernenden bis zum Gymnasium. Aus meiner Sicht war ein weiterer Vorteil für den ersten Start das vergleichsweise kleine Kollegium. Für mich war auf diese Weise der Übergang ins Referendariat eher fließend.

    Besteht in Ihrer derzeitigen Lebensphase eine Balance zwischen Unterrichtsalltag und Ausbildung (2. Phase)? (Arbeit nach Anleitung und selbständigem Unterricht mit eigenen Ideen)

    In der aktuellen Ausbildungsphase des Referendariats wird mein Unterricht stets von einer Lehrkraft begleitet. Erst in der kommenden zweiten Phase, also im nächsten Schuljahr, werde ich eigenständig Unterricht übernehmen. Derzeit kann ich mich stets mit den ausgebildeten und erfahrenen Lehrkräften austauschen und sowohl eigene Ideen ausprobieren als aber auch bereits vorgegebene Methoden und Unterrichtsabschnitte übernehmen. Dabei bekomme ich nicht nur wertvolle Unterstützung von meinen Mentoren, sondern auch aus dem gesamten großen Kollegium.

    Ein Wort zur Lebensqualität in Baden-Württemberg im Vergleich zur Kindheit und Jugend in Hamburg?

    Ich genieße die vergleichsweise ländliche Gegend hier sehr. Die Möglichkeit, in wenigen Minuten fußläufig in Bergen und Wäldern zu sein, zu wandern und Rad zu fahren ist ein wertvoller Ausgleich.

    Nach oben