Eine Lehrerin und Erasmus-Alumna Nicole Broer ist heute Europakoordinatorin. Sie entdeckt Europa immer wieder neu – zusammen mit ihren Schülerinnen und Schülern und für diese.
„Je suis Nicole Broer, professeur dans un lycée professionnel à Paderborn, Allemagne … My name is Nicole Broer and I am in charge of Erasmus+ projects at my school…“, oder soll ich lieber sagen: „Ich heiße Nicole Broer, bin überzeugte Europäerin und liebe Erasmus?“ Welche Sprache auch immer ich spreche, wo immer ich gerade bin, ich fühle mich als Europäerin.
Nicole Broer bei einem Ausflug
in die North York Moors während
ihres Erasmus+ Semesters 1993
in Nottingham.
Wie alles begann
Nach meiner Zeit als Au-Pair in Monaco musste ich mich entscheiden, welche berufliche Richtung ich einschlagen wollte. Das fiel mir sehr schwer, aber ich war mir ganz sicher: Ich wollte andere Sprachen sprechen, mich mit Jugendlichen in ganz Europa austauschen, wollte neue Länder und Kulturen kennenlernen.
Ohne eine klare Vorstellung über meinen zukünftigen Beruf zu haben, studierte ich zunächst »European Business« in Paderborn und absolvierte ein Erasmus-Semester an der Nottingham Trent University sowie ein Praxissemester in Paris bei einem italienischen Konzern – beides war unheimlich spannend. Meine Auslandsaufenthalte haben mich selbstständiger gemacht und ich bin flexibler im Umgang mit schwierigen Situationen. Dank Erasmus+ konnte ich mich nicht nur persönlich weiterentwickeln, sondern bis heute beruflich einiges bewegen, wofür ich sehr dankbar bin.
Nicole Broer bei einem Tages
ausflug nach Trondheim als
Begleiterin eines Schüleraus
tauschs des Ludwig-Erhard-
Berufskollegs (LEBK) mit
der Videregående skole in
Kyrksæterøra, Norwegen (2018).
Lehrerin als Beruf und Berufung
Nach meinem Diplom arbeitete ich in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Das war interessant, erfüllte mich aber nicht wirklich. Einige Jahre später entschied ich mich daher, Anglistik zu studieren und Lehrerin zu werden.
Heute unterrichte ich mit Leib und Seele an einem kaufmännischen Berufskolleg und koordiniere und organisiere dort Erasmus-Projekte. Ich spreche andere Sprachen, tausche mich mit jungen Menschen aus ganz Europa aus und lerne verschiedenartige Kulturen und Länder kennen. Mittlerweile bin ich außerdem als Erasmus- und eTwinning-Moderatorin für die Landesregierung NRW beziehungsweise den Pädagogischen Austauschdienst tätig, bilde Lehrerinnen und Lehrer in Sachen Europa fort und bin Mitarbeiterin der EU-Geschäftsstelle bei der Bezirksregierung Detmold.
Erasmus spannt sich wie ein roter Faden durch mein berufliches, aber auch privates Leben. Durch meine zahlreichen Erasmus-Aktivitäten habe ich viele Freundschaften in ganz Europa geschlossen, unzählige Schülerinnen und Schüler ins Ausland begleitet und erlebt, wie sie ihre Scheu abgelegt haben, in der Fremdsprache zu kommunizieren. Einmal sagte ein Schüler, während einer solchen Reise, zu mir: „Frau Broer, ich war noch nie so glücklich wie heute“, was mich tatsächlich ein bisschen stolz macht.
Erasmus+ eröffnet Möglichkeiten
Immer mehr Kolleginnen und Kollegen bekunden ihr Interesse an einer Einbindung in Erasmus-Aktivitäten und tragen diese Begeisterung für Europa in ihre Klassen. Wir konnten durch die zahlreichen von der EU finanzierten Austausche erreichen, dass vor allem Schülerinnen und Schüler aus finanziell benachteiligten Familien die Chance haben, ins europäische Ausland zu reisen, die teilweise noch nie im Ausland waren. Aber auch für das Lehrpersonal ergeben sich unglaublich positive Synergieeffekte. Man tauscht sich bei Fortbildungen oder im Rahmen von Job-Shadowings im Ausland mit Kolleginnen und Kollegen aus. Lehrkräfte, die selbst einmal im europäischen Ausland an einem Austausch teilgenommen und in einer Gastfamilie gelebt haben, bringen eine ganz andersartige Motivation mit in den Schulalltag, und sie können diese Begeisterung für diese interkulturellen Begegnungen ebenso an ihre Schülerinnen und Schüler weitergeben.
Schülerinnen und Schüler des LEBKs
haben Spaß beim Erasmus+ Austausch
an der französischen Atlantikküste
(Dune du Pilat, 2021).
Eine kurze Bilanz
Wenn ich zurückblicke, haben wir sehr vieles bewegt: Wir haben unzählige Europa-Projekte an unserem Berufskolleg durchgeführt, wie Onlineprojekte im Rahmen von eTwinning und Erasmus-Austauschprojekte mit Partnerschulen in ganz Europa. Besonders freut es mich, dass zunehmend auch die Berufsschulklassen daran teilhaben, weil immer mehr Arbeitgeber diese Aktivitäten unterstützen, um qualifizierte Auszubildende anzulocken.
In Zukunft sehe ich mich mit noch vielen Schülerinnen und Schülern ins europäische Ausland fahren, neue Länder und Sprachen kennenlernen und an vielen Tischen Europas zu Abend essen – und dann werde ich erneut feststellen, wie viel uns doch verbindet.
Kontakt
Susanne Reich
Nationale Agentur für Erasmus+
Hochschulzusammenarbeit im DAAD
Kennedyallee 50, 53175 Bonn
Web: daadeuroletter.de
E-Mail: erasmus+news@daad.de