Die Bedeutung der Bildungssprache Deutsch und der Rechtschreibung

    von Susanne Lin-Klitzing

    Neue Veröffentlichung „Bildungssprache Deutsch” mit Herausgeberin (Quelle: Friedrich Pohl )

    Seit 2009 gibt der Klinkhardt-Verlag auf die Initiative des Deutschen Philologenverbandes hin die Reihe „Gymnasium – Bildung – Gesellschaft“ heraus. Mit dieser Reihe wollen wir als Deutscher Philologenverband einen von vielen Beiträgen zur fundierten Diskussion und Begründung bildungspolitisch relevanter Themen für anstehende Entscheidungen in der Bildungs- und Schulpolitik leisten. Wir begannen dazu mit der Veröffentlichung des ersten Bandes zum Thema der schulischen Begabtenförderung (2009) und sind mittlerweile beim fünfzehnten Band zur Bedeutung der Bildungssprache Deutsch in der Schule (2024) angelangt (https://www.klinkhardt.de/verlagsprogramm/2665.html).

    Die Bedeutung der Bildungssprache Deutsch in der Schule

    Demokratie braucht Sprache. Sprache braucht Bildung. Die Förderung der Bildungssprache Deutsch ist nicht nur eine Aufgabe des Unterrichtsfachs Deutsch, sondern sie soll und kann auch fruchtbar gemacht werden für die schulische Arbeit in allen anderen Fächern sowie für Querschnittsaufgaben wie die Demokratiebildung. 2019 erklärte die Kultusministerkonferenz die Förderung der Bildungssprache Deutsch zu ihrem Thema. Und gleichwohl führt aus unserer Sicht die explizite Berücksichtigung der Bildungssprache Deutsch in der Lehrkräfteaus- und Fortbildung häufig immer noch ein Schattendasein.

    Im jetzt erschienenen Band „Die Bedeutung der Bildungssprache Deutsch in der Schule“ setzen sich Vertreter und Vertreterinnen aus Wissenschaft, Kultuspolitik und Schule mit der Definition und der Bedeutung der Bildungssprache Deutsch, mit verschiedenen Praktiken und Formen der Bildungssprache, mit der Rolle der Lehrkräfte als „bildungssprachliche Modelle“ für ihre Schülerinnen und Schüler, mit dem Bildungsspracherwerb als Beitrag zur Bildungsgerechtigkeit sowie mit konkreten „Förderinstrumenten“ auseinander.

    Für das erste Kapitel, die Definition und Bedeutung der Bildungssprache Deutsch für Schülerinnen und Schüler und ihre Lehrkräfte, konnten wir Elvira Topalović, Helmuth Feilke sowie Katrin Kleinschmidt-Schinke gewinnen; für das zweite Kapitel, „Bildungsspracherwerb als Beitrag zur Bildungsgerechtigkeit“ Ilonca Hardy, Birgit Heppt und Vivien Heller – und für das dritte Kapitel „Instrumente zur Förderung der Bildungssprache Deutsch“ Martin Blawid, Kerstin Kiefer und David Freudenthal.

    Wir als Deutscher Philologenverband treten zum einen für eine diagnoseindizierte, verbindliche und vorschulische Sprachförderung der Kinder in allen Bundesländern ein und erwarten zum anderen daran anschließend für eine durchgängige schulische Sprachbildung von den politischen Entscheidungsträgern gute Konzepte, konsequente Umsetzungen und kritische Evaluationen. Die Zurüstung der Lehrkräfte für ihre Aufgaben beim Erwerb der Bildungssprache durch die Schülerinnen und Schüler muss in der Lehrkräftebildung besser grundgelegt und in der Lehrkräftefortbildung kontinuierlich aktualisiert werden. Wir werden nicht müde, dies zu betonen, gerade angesichts jüngster Bestrebungen der KMK zur Lehrkräftebildung. Denn mit ihrem Beschluss vom Juni 2024 ermöglicht es die KMK, dass Studierende bereits nach dem Grundstudium bzw. nach dem Bachelorabschluss eigenverantwortlich unterrichten können, ohne einen entsprechenden Masterabschluss oder ein Staatsexamen aufzuweisen. Es erfolgt also Unterrichtsabdeckung auf Kosten von fachlicher Bildung für die Lehramtsstudierenden. Mit Blick auf die für die Schülerinnen und Schüler folgenreiche Bedeutung einer mehr oder weniger guten Beherrschung der Bildungssprache Deutsch erscheint es dem Deutschen Philologenverband dringend geboten, auf die Bedeutsamkeit der Bildungssprache Deutsch in der Schule hinzuweisen und dieses Anliegen im Rahmen seiner Möglichkeiten u.a. durch Gespräche mit den Kultusministern und -ministerinnen, der Praxis in der Schule, mit Publikationen, der Mitarbeit bei Kongressen und innovativen Ideen dazu voranzubringen.

    Gemeinsame Initiative für die Rechtschreibung von Schülerinnen und Schülern

    Prof. Dr. Roland Kaehlbrandt

    Ein weiteres Engagement in dieser Sache führte uns dazu, dass wir sowohl in den DPhV-Bundesausschuss als auch in den DPhV-Bundesvorstand in diesem Jahr Prof. Dr. Roland Kaehlbrandt, Honorarprofessor für Sprache und Gesellschaft an der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft in Alfter bei Bonn, einluden. Er ist u.a. Mitglied des Kuratoriums der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung und veröffentlichte den Spiegel-Bestseller „Deutsch – Eine Liebeserklärung. Die zehn großen Vorzüge unserer erstaunlichen Sprache“. Er referierte in unseren Sitzungen zum Thema „Deutsch kann viel. Was können wir?“. Angesichts der hohen Wertschätzung, die Prof. Dr. Kaehlbrandt von den Vorständen der Philologenverbände der Länder erfuhr, vertiefen wir nun mögliche gemeinsame Anliegen. Da unsere Schülerinnen und Schüler als Voraussetzung für ihren Bildungserfolg die deutsche Sprache gut beherrschen müssen, wir jedoch aus den zurückliegenden PISA- und IQB-Bildungstrenduntersuchungen wissen, dass dies bei vielen nicht der Fall ist und wir vielfältige Maßnahmen brauchen, um auch die Freude an der Beherrschung der deutschen Sprache, ein Bewusstsein für ihre Schönheit und Vielfältigkeit, basierend auf der Beherrschung korrekter Grammatik und Rechtschreibung, zu wecken, erwuchs u.a. die Idee, einen deutschen Rechtschreibwettbewerb für unsere Schülerinnen und Schüler zu gestalten. Dies haben wir uns nun als Aufgabe gestellt und arbeiten darauf hin, dieses Projekt im nächsten Jahr, voraussichtlich mit weiteren Partnern, gemeinsam an den Start zu bringen. Wir werden die PROFIL-Leser und -Leserinnen hierzu auf dem Laufenden halten, seien Sie mit uns darauf freudig gespannt!

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