Der Lehrermangel wird im nächsten Schuljahr die bayerischen Gymnasien besonders stark treffen – etwa drei Vollzeit-Lehrkräfte pro Gymnasium werden durchschnittlich fehlen. Für die Delegierten auf der Hauptversammlung des Bayerischen Philologenverbands in Ingolstadt ist klar: Nur durch weniger „On-Top-Aufgaben“ und Bürokratie kann der Beruf für junge Menschen wieder attraktiv werden. Ihr klares Signal an die Kultusministerin lautet daher: Weniger ist oftmals mehr!
Das Gymnasium wird ab dem Schuljahr 2025/26 durch die zusätzliche 13. Jahrgangsstufe besonders stark vom Lehrermangel betroffen sein. „Im nächsten Schuljahr werden uns an den Gymnasien 1.300 Vollzeit-Lehrkräfte fehlen. Das sind an einem durchschnittlichen Gymnasium etwa drei Lehrkräfte!“, erklärt bpv-Vorsitzender Michael Schwägerl den Ernst der Lage. „Es ist daher höchste Zeit, die aktiven Lehrkräfte zu entlasten und die Arbeitsbedingungen attraktiver zu gestalten“.
Zentrale Stellschrauben sind einerseits die überbordende Bürokratie und die umfangreichen Dokumentationspflichten, die im schulischen Alltag viel Zeit in Anspruch nehmen. Bereits im vergangenen Schuljahr hat die Kultusministerin daher eine „Entbürokratisierungsinitiative“ gestartet. Schwägerl erinnert an die vielen eingereichten Vorschläge: „Die Kolleginnen und Kollegen warten auf konkrete Maßnahmen, die sie in ihrem Arbeitsalltag wirklich spüren. Weniger Zeit für Formulare und Co. bedeutet mehr Zeit für die Schülerinnen und Schüler.“ Zugleich seien entsprechende Maßnahmen eine große Chance, um auch das Berufsbild zu modernisieren und für junge Leute attraktiver zu machen.
Andererseits belasten „On-Top-Aufgaben“ und Projekte wie die Woche der Alltagskompetenzen, der Tag des Handwerks, die Verfassungsviertelstunde und die „Digitale Schule der Zukunft“ regelmäßig die Schulen in einer ohnehin schon angespannten Personalsituation. „Hinter all diesen zusätzlichen ,On-Top-Aufgaben‘ der Schulen mögen berechtigte Anliegen stehen. Doch die Kollegien können auf Dauer nicht immer mehr leisten, zumal in Zeiten des Lehrermangels“, betont Schwägerl und fordert: „Analog zur Paragraphenbremse in der Gesetzgebung muss es eine Projektbremse für Schulen geben!“ Der Überfrachtung von offizieller Seite könne entgegengewirkt werden, indem zum Beispiel für jedes neue Vorhaben ein altes aufgegeben wird. „Weniger ist auch hier mehr: Nur so kann echte Schulentwicklung und digitale Transformation gelingen!“
In Ingolstadt kommen am heutigen Freitag um die 250 Lehrkräfte aus ganz Bayern auf der bpv-Hauptversammlung zusammen. Das Motto der diesjährigen Tagung lautet „Arbeitsplatz Schule attraktiv gestalten“. Auf der eintägigen Arbeitssitzung werden wichtige berufs- und bildungspolitische Themen diskutiert und Anträge beraten.