PHVN: Psychische Belastungen von Schülerinnen und Schülern erfordern deutlich mehr Unterstützung für Schulen und Lehrkräfte

    Hannover, 20. November 2024

    Zum Hintergrund: Im Deutschen Schulbarometer 2024 der Robert-Bosch-Stiftung lag in diesem Jahr ein Schwerpunkt auf dem Zusammenhang zwischen Unterricht und psychischer Gesundheit. 39 Prozent der Befragten äußerten Sorgen über die geopolitische Situation und die Kriege in der Welt. Ein Viertel der Befragten gab an, sich oft oder sehr oft Gedanken darüber zu machen, dass Klima und Umwelt von den Menschen kaputt gemacht werden. Die von den Schülerinnen und Schülern artikulierten Ängste haben unmittelbar Auswirkungen auf das Befinden der eigenen Lebensqualität: 27 Prozent befinden diese als niedrig, ein gutes Fünftel der Befragten bezeichnete sich selbst als psychisch belastet. In sozial schwachen Familien träfe dies sogar auf jeden dritten Befragten zu.

    Schulisches Wohlbefinden braucht Ressourcen: Mehr psychologische Beratung, konsequentes Durchgreifen gegen schulische Gewalt und deutlich mehr Lehrkräfte

    Der Vorsitzende des Philologenverbandes Niedersachen, Dr. Christoph Rabbow, bezeichnet die Ergebnisse der Studie als alarmierend, aber nicht wirklich neu. „Bereits auf unserem Philologentag vor einem Jahr haben wir uns des Themas „Gesundheit und Wohlbefinden in Schule“ angenommen. Wir haben damals angemahnt, dass wir mehr Psychologen und psychologische Betreuung in unseren Schulen brauchen, um den gewachsenen Problemen wirksam zu begegnen. Unsere Kinder und Jugendlichen verbringen einen großen Teil ihres Lebens in der Schule, hier erwarten sie auch zurecht Unterstützung für ihre Probleme“, mahnt Rabbow.

    Die zunehmende Gewalt in den Schulen habe der Philologenverband nach einer Umfrage unter niedersächsischen Lehrkräften im Sommer thematisiert. „Nur eine gewaltfreie Lernumgebung trägt zum Wohlbefinden aller am Schulleben Beteiligten bei. Passiert ist bisher so gut wie gar nichts“, erklärt Rabbow. „Der Lehrkräftemangel sorgt ebenso dafür, dass Lehrkräfte sich um Schülerinnen und Schüler nicht so kümmern können, wie sie es eigentlich müssten. Lehrerinnen und Lehrer arbeiten tagtäglich jenseits der Belastungsgrenze. Da geht einfach nicht mehr“, stellt Rabbow fest.

    Das schulische Wohlbefinden, wie durch die Unterstützung von Lehrkräften oder eine gute Klassenführung, hat in Krisenjahren gelitten, so äußern sich auch 20 Prozent der Befragten. „Die fehlenden Kapazitäten an den Schulen bekommen die Schülerinnen und Schüler am eigenen Leib und an der eigenen Seele zu spüren. Natürlich würden Lehrkräfte die Feedbackkultur intensivieren und Lernende noch individueller unterstützen wollen. Es ist letztlich der hohen Last und den viel zu geringen Ressourcen geschuldet, dass wir unsere Arbeit nicht so ausführen können, wie wir wollen. Das ist schon frustrierend“, stellt Rabbow klar.

    „Wir werden in unseren Bestrebungen nicht nachlassen, von politisch Verantwortlichen in den Kommunen, im Land und Bund mehr Leistung und auch mehr finanzielle Mittel für gute Bildung einzufordern. Unser, in der nächsten Woche in Bremerhaven anstehende, Philologentag mit über 300 Lehrkräften aus ganz Niedersachsen ist eine gute Gelegenheit dazu. Im Mittelpunkt unserer Arbeit stehen unsere Schülerinnen und Schüler und dazu gehört auch deren Lebensqualität. Bildung gibt es nicht zum Nulltarif. Investitionen in Bildung sind vertrauensbildende Maßnahmen in die Zukunft der Jugend oder um es mit John F. Kennedy zu sagen „Es gibt nur eins, was auf Dauer teurer ist als Bildung: keine Bildung.““, so Rabbow abschließend.

    Hier geht es zur Pressemitteilung (PDF).

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