- Laut Schulbarometer sind Störungen häufiger Grund für Ärger
- Zu wenig Zeit für Pädagogik und Unterricht, zu viel Belastung
- Heterogenität in Klassen sehen die meisten Lehrkräfte kritisch
Düsseldorf, 20. November 2024. Zunehmende Belastungen im Schulalltag sind nicht nur ein Thema für Lehrkräfte, sondern im zunehmenden Maße auch für Schülerinnen und Schüler. Zu dem Ergebnis kommt zumindest das jüngste Schulbarometer der Robert-Bosch-Stiftung. Rund 21 Prozent der befragten 8- bis 17-Jährigen gab in der Untersuchung an, durch die derzeitige Situation an Schulen psychisch belastet zu sein. „Diese Entwicklung war leider abzusehen“, sagt Sabine Mistler, Vorsitzende des nordrhein-westfälischen Philologenverbandes (PhV NRW). „Viele Lehrkräfte arbeiten an den Grenzen ihrer Belastungsfähigkeit, das fordert natürlich seinen Tribut. Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass es sowohl bei Lehrkräften als auch bei der Schülerschaft einen engen Zusammenhang zwischen schulischen Wohlbefinden und psychischer Gesundheit gibt.“
Erstmals wurden im Schulbarometer auch Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern befragt. Viele Kinder und Jugendliche beklagen demnach die vielen Unterrichtsstörungen (83%), andere wünschen sich seitens der Lehrkräfte häufigere Nachfragen zum Verständnis (41%) oder mehr Rückmeldungen (37%). „Wenn jede dritte Lehrkraft über zu großen Zeitmangel bei gleichzeitig zu hoher Arbeitsbelastung klagt, braucht uns das nicht zu wundern. Die Beziehungen zwischen Lehrpersonal und Schülerinnen und Schülern sind das A und O, sie müssen gepflegt werden, und dafür benötigen unsere Kolleginnen und Kollegen Zeit“, sagt Mistler.
Das Hauptproblem, Störungen im Unterricht, sind nicht nur für Schülerinnen und Schüler ein Ärgernis, sondern auch für die Lehrkräfte. Als größte Herausforderung in ihrer beruflichen Tätigkeit nennen die Lehrkräfte das Verhalten der Schülerinnen und Schüler (35 %). Fast ebenso viele (33%) halten die Heterogenität der Schülerschaft für problematisch. Der letzte Punkt ist mit Blick auf inklusiven Unterricht interessant: Auf die Unterrichtspraxis bezogen glaubt eine Mehrheit der Lehrkräfte (77 %), dass Schülerinnen und Schüler mit unterschiedlichen Lernvoraussetzungen in einer inklusiven Beschulung nicht die spezielle Unterstützung erhalten, die sie benötigen. Die Hälfte der Lehrpersonen (54 %) fühlt sich laut Schulbarometer im Alltag aktuell überfordert. Dennoch berücksichtigen weit über drei Viertel der Lehrkräfte (85 %) leistungsbezogene Unterschiede in ihrem Unterricht.
„Der Ergebnisse des Schulbarometers decken sich in großen Teilen mit den Rückmeldungen, die wir aus Schulen erhalten“, sagt Sabine Mistler. „Deshalb müssen wir endlich Lehrkräfte auf vielen Ebenen entlasten, damit sie ihrer pädagogischen Arbeit und ihrem Anspruch an guten Unterricht nachkommen können.“