phv bw äußert Unverständnis über die Aussage des Ministerpräsidenten, die eine signifikante Geringschätzung von Sprachkompetenz im gymnasialen Bildungsgang ausdrück

    • Der PhV mahnt: Nicht nur Technik passiv nutzen, sondern aktiv (mit)gestalten – dazu gehört fundiertes Wissen.
    • Die zweite Fremdsprache und weitere Fremdsprachen fördern interkulturelle Kenntnisse und sind Bausteine der europäischen Einigung.

    „Ich bin fassungslos über die Aussage des Ministerpräsidenten (der selbst Lehrer war!), dass ein „Knopf im Ohr“ alles richten soll,“ so Martina Scherer, Landesvorsitzende des Philologenverbands Baden-Württemberg. „Es ist viel zu kurz gedacht, einfach alle eigenen Kompetenzen an „die KI“ abzugeben und sich damit zufriedenzugeben.“

    Eine wesentliche Aufgabe schulischer Bildung auf höherem Niveau muss weiterhin sein, sich Kompetenzen und Wissen anzueignen, um als mündiger Bürger Entscheidungen treffen zu können. Den bloßen Umgang mit einem Werkzeug – hier der KI – zu erlernen, kann kein ausreichendes Ziel gymnasialer Bildung ein. Die Souveränität des Nutzers steht im Vordergrund: Das Formulieren sinnvoller Fragen für die KI und die Bewertung ihrer Antworten brauchen Grundlagenwissen und Denkfähigkeit. Dazu sind vor allem auch sprachliche Kompetenzen notwendig. Außerdem darf Baden-Württemberg die technische Weiterentwicklung nicht anderen überlassen. „Wenn wir nur noch User sind und keine Expertinnen oder Entwickler mehr heranwachsen können, dann gehen Fortschritt und Wissenschaft schnell an unserem Land vorbei. Soll das das politische Ziel unserer Bildung werden?“, so Martina Scherer weiter.

    Selbstverständlich ist es notwendig, dass digitale Medienkompetenz an unseren Schulen Raum erhält, denn auch den sogenannten „digital Natives“ werden diese Kompetenzen nicht in die Wiege gelegt. Das ist ein Lernprozess, der weit über Wischen und Tippen hinausgeht.
    (Siehe auch)

    ABER: Der Preis dafür darf nicht eine Absage an andere Fächer sein! Die zweite Fremdsprache und auch die Möglichkeit, eine weitere Sprache zu erlernen, müssen weiterhin für das Gymnasium selbstverständlich sein. Gerade die KI hängt an Sprache! Wer keine Sprache hat, kann auch KI nicht sinnvoll nutzen. Und: KI lernt nur durch und aus Sprache, da sie keine analogen Erfahrungen machen kann. Fehlende Sprache ist also letztlich selbst für die KI schädlich.

    Das allgemeinbildende Gymnasium musste sich in den letzten Jahren immer wieder gegen vermeintliche Gleichheitsbestrebungen durch Leistungsnivellierung wehren. „Die verpflichtende zweite Fremdsprache ist ein Alleinstellungsmerkmal unserer Schulform, dem Gymnasium“, bekräftigt Martina Scherer. „Die Kompetenzen durch das Erlernen einer Fremdsprache gehen weit über die reinen Sprachkenntnisse hinaus, es geht auch um den interkulturellen Gedanken, um Landeskunde und Traditionen. Gerade in unserer vielfältigen Gesellschaft ist dies doch mehr als notwendig, nicht nur, um den europäischen Gedanken weiterzutragen. Sollen diese Lernziele nicht mehr zählen? Das wäre ein neuerlicher Angriff auf das Gymnasium mit seinen spezifischen Aufgaben. “Wer keine (Fremd-)Sprache erlernt hat, muss alles glauben, was die KI liefert. So besteht eben ein großer Unterschied zwischen einem „vielversprechenden“ Politiker und einem „viel versprechenden“ Politiker. Ob die Sprachprogramme das korrekt verstehen und übertragen?

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