Unterricht in Freiheit, Offenheit und mit vielen Chancen

    PROFIL an der Freiherr-vom-Stein-Schule Fulda

    Dr. Ulf Brüdigam ist seit 2017 Schulleiter des Gymnasiums Freiherr-vom-Stein-Schule in Fulda (Credit: Marius Nüchter)

    Fulda – Was macht richtig gute Schule aus? Was muss ein richtig gutes Gymnasium leisten?
    Für Ulf Brüdigam (57), Schulleiter der Freiherr-vom-Stein-Schule in Fulda, eröffnet eine gute Schule den Schülerinnen und Schülern ein breites Spektrum an Möglichkeiten, um ihr volles Potenzial auszuschöpfen.
    „Gute Schule, das bedeutet vor allem, dass Lernbedingungen herrschen, die Schülerinnen, Schülern und Lehrkräften ein hohes Maß an Zufriedenheit bieten“, erklärt er. Und Brüdigam weiß, was das heißt. Nach dem ersten PISA-Schock 2000 arbeitete der gebürtige Magdeburger zehn Jahre in der hessischen Schulinspektion. „Da sieht man schon, was gut funktioniert und was man lieber sein lassen sollte“, so der Deutsch- und Geschichtslehrer.

    Strukturell abgesicherte Lernangebote

    Brüdigam ist es besonders wichtig, Lernangebote strukturell abzusichern und den Schülerinnen und Schülern aber auch den Lehrkräften so Erwartungssicherheit zu garantieren. „Wir besuchen im Rahmen der Demokratie-Erziehung z. B. immer in der 10. Klasse die Gedenkstätte Buchenwald und wir fahren immer mit der 12. Jahrgangsstufe nach Weimar und Leipzig, um uns mit Literatur, Kunst und deutsch-deutscher Geschichte auseinanderzusetzen. Das hängt nicht an einer einzelnen Lehrkraft, sondern findet immer statt.“

    Fremdsprachen und musikalische Förderung

    Musik ist wichtig! Celina Böhm aus der Jahrgangsstufe 12 beim Schuljahresabschlusskonzert des Blasorchesters (Credit: Marius Nüchter)

    Seit dem Schuljahr 2015/16 darf sich die Schule „zertifizierte Europaschule“ nennen. Neben Demokratie-Erziehung steht interkulturelle Kompetenz im Mittelpunkt, erläutert der Schulleiter. Im Angebot sind neben dem Besuch des bilingualen Zweigs als Fremdsprachen: Latein, Französisch, Spanisch. Ulf Brüdigam: „Wir laden außerdem jedes Jahr einen französischen Autor oder eine Autorin ein, bereiten auf das spanische, französische und natürlich auch das englische Sprachzertifikat vor.“ Auch Austausche mit Frankreich, Italien, Spanien, Tschechien und Ungarn stehen allen Schülerinnen und Schülern offen. Eine gute Schule ist für den Schulleiter eine Schule, die möglichst alle Talente der Schülerschaft fördert. Dazu gehört auch die Musik – ein Blasorchester, ein Chor.

    Betreuung, Förderung und Arbeitsgemeinschaften

    Bei den 1250 Schülerinnen und Schülern, den knapp 100 Lehrkräften, soll Flexibilität und Offenheit nicht aus dem Buch gelernt, sondern praktisch gelebt werden. Ziel ist es, Schülerinnen und Schüler so gut wie möglich individuell zu fördern. In der Sekundarstufe I gibt es neben dem Regelunterricht Hausaufgabenbetreuung, Förderunterricht, Lernwerkstätten und rund dreißig Arbeitsgemeinschaften. Ein besonderes Lernangebot stellt die Hans-Nüchter-Sternwarte dar. Dort kann man entweder in der Astronomie-AG oder im naturwissenschaftlichen Wahlunterricht in der 9. und 10. Klasse das Universum und die Himmelskörper erforschen.

    Offene und flexible Gemeinschaft

    Der Oberstufen-Unterrichtet wird im System der sogenannten „Fulda-Leiste” organisiert. Das heißt: fünf allgemeinbildende Schulen mit gymnasialer Oberstufe kooperieren in den Leistungskursen. So bietet beispielsweise die Freiherr-vom-Stein-Schule in diesem Schuljahr auch für die Nachbarschulen geöffnete Leistungskurse Deutsch, Englisch, Spanisch, Geschichte, PoWi, Mathematik, Physik, Biologie, Chemie und Sport an. Achtzehn Schülerinnen und Schüler, die aber Leistungskurs Kunst, Informatik, Geographie oder Katholische Religion belegen, gehen für diese Stunden an eine der anderen Schulen. Dafür nimmt die Freiherr-vom-Stein-Schule 27 Schülerinnen und Schüler aus anderen Schulen in ihren Leistungskursen auf.

    „Wir leben in einer offenen Gesellschaft und fordern Flexibilität. Das muss ich hier nicht trainieren, das lernen die Schülerinnen und Schüler bei uns im Vorbeigehen”, sagt Ulf Brüdigam. Dazu trage neben den Sprachen- und Religionsleisten eben auch die „Fulda-Leiste” bei. Die Schülerinnen und Schüler haben so die Chance auf das bestmögliche individuell abgestimmte Bildungsangebot. Gleichzeitig lernen sie, sich auch außerhalb ihrer Klassen auf andere zuzubewegen.
    Brüdigam: „Diese Offenheit, diese Freiheit, diese Chancen, sind genau das, was wir bieten müssen.” Jeder, der es irgendwie schaffen könne, wird an der Freiherr-vom-Stein-Schule ermutigt, Abitur zu machen. Denn das Wichtigste dort ist das, was eigentlich jede gute Schule ausmacht: „Wir geben hier niemanden auf.”

    von Karolina Pajdak

    Nach oben