PhV NRW: Handlungskonzept des MSB bedarf einer Überprüfung

    • Maßnahmen zur Unterrichtsversorgung greifen nicht ausreichend
    • Entlastung von Lehrkräften zur Steigerung der Attraktivität nötig
    • Abordnungen nur freiwillig – Teilzeit nicht einschränken

    Vor knapp zwei Jahren hat Schulministerin Dorothee Feller erstmals ihr Handlungskonzept zur Unterrichtsversorgung vorgestellt, im Mai dieses Jahres wurde eine Fortschreibung auf den Weg gebracht. Aus Sicht des Philologenverbandes Nordrhein-Westfalen (PhV NRW) bedarf das Handlungskonzept allerdings einer dringenden weiteren Überprüfung.

    „Wesentliche Ziele des Konzeptes sind bis jetzt nicht erreicht worden“, sagt die PhV-Vorsitzende Sabine Mistler. „Nach wie vor verlassen viele Kolleginnen und Kollegen den Schuldienst, viele Lehramtsanwärterinnen und Anwärter entscheiden sich nach ihrem Referendariat für einen anderen Berufsweg, und die Zahl der Studierenden nimmt ebenfalls ab. Insgesamt steigt in den Kollegien der Krankenstand, ein deutliches Indiz für die zunehmende Belastung der Lehrkräfte. Das sind keine guten Signale.“

    Die Vorstellungen des Schulministeriums sind heute Thema einer Anhörung im Landtag. „Handlungskonzept zur Unterrichtsversorgung scheitert – Ministerin setzt Scheuklappen auf“ heißt es im entsprechenden Antrag der FDP.

    Für den PhV liegt der Schlüssel zum Erfolg in einer echter Attraktivitätssteigerung des Lehrkräfteberufs. Und zwar mit Blick auf Berufseinsteigerinnen und -einsteiger auf der einen und die Bestandslehrkräfte auf der anderen Seite. „Dazu gehört vor allem, Lehrerinnen und Lehrer von unterrichtsfernen Tätigkeiten zu befreien, damit sie sich auf ihre Kernaufgaben, Unterricht und Pädagogik, konzentrieren können. Wir brauchen dringend multiprofessionelle Teams zur Unterstützung an allen Schulen, dazu gehören Expertinnen und Experten für Verwaltungsaufgaben, Sozialarbeit, Schulpsychologie sowie für die IT“, fordert Mistler. Außerdem gilt es, die Anzahl der Pflichtstunden auf 23/Woche bzw. 20 Wochenstunden (Weiterbildungskollegs) zu reduzieren.

    Mistler: „Wir brauchen dringend mindestens eine Verdopplung der Anrechnungsstunden, damit Lehrkräfte ernsthaft entlastet werden können. Wir benötigen ein Gesamtkonzept zur Entlastung der Lehrkräfte von Korrekturen. Einfach hier und dort Streichungen vorzunehmen, wird weder den Schülerinnen noch den Lehrkräften gerecht. Wir fordern eine ernsthafte Überprüfung aller Prüfungsformate, auch der sogenannten neuen Prüfungsformate sowie eine jahrgangsgerechte Reduzierung der Dauer von Klassenarbeiten bzw. Klausuren.

    Abordnungen von Lehrkräften wirken kontraproduktiv

    Geradezu kontraproduktiv ist aus Sicht des PhV die derzeitige Abordnungspraxis. „Für den PhV ist wichtig, dass diese nur auf freiwilliger Basis laufen, so wie vom Ministerium ursprünglich angekündigt“, sagt Mistler. Jede Abordnung muss auch tatsächlich auf Einzelfallbasis und nach festgelegten Kriterien erfolgen.“ Die jüngsten Kapriolen im Regierungsbezirk Münster – dort hatte ein Gericht Abordnungen von mehr als einem Dutzend Lehrerinnen und Lehrern einkassiert – dürften sich nicht wiederholen.

    Zudem erwartet der PhV, dass Lehrkräfte auf den Einsatz an einer anderen Schulform auf freiwilliger Basis vorbereitet werden.  „Wir können nicht davon ausgehen, dass jemand, der oder die jahrelang am Gymnasium unterrichtet hat, über Nacht zur Grundschullehrkraft wird.“ Die Besonderheiten der Didaktik gelte es nicht nur zu beachten, sondern auch zu vermitteln.

    Mit dem Handlungskonzept muss das Mittel der restriktiven Genehmigung von Teilzeiten auf den Prüfstand. Für viele Lehrkräfte ist eine Beschäftigung in Teilzeit die einzige Möglichkeit, das Arbeitspensum überhaupt zu schaffen. Der PhV spricht in diesem Zusammenhang von „Teilzeit aus Notwehr“. Absehbar ist, dass der Krankenstand an Schulen steigen wird, wenn einerseits die Belastung stetig zunimmt und andererseits die Möglichkeiten zur Teilzeit eingeschränkt werden. „Wir wissen, dass positive Maßnahmen erst längerfristig greifen, aber jetzt brauchen Lehrkräfte dringend Unterstützung, um ihr Vertrauen in eine positivere Zukunft ihres wichtigen Berufes nicht zu verlieren“, sagt Mistler.

    Nach oben