PhV NRW: Gewalt an Schule meint auch Gewalt gegen die Lehrkräfte

    • PhV NRW begrüßt Informationsveranstaltung des MSB
    • Viel Bekanntes zum Thema, aber geringer Neuigkeitswert
    • Lehrkräfte benötigen Unterstützung im schulischen Alltag

    Der Philologenverband Nordrhein-Westfalen (PhV NRW) begrüßt die jüngsten digitalen Infoveranstaltung des Schulministeriums zum Thema Gewalt an Schulen. „Die zunehmende Gewaltbereitschaft macht uns große Sorgen, daher sind wir froh, dass das Ministerium dieses Thema in den Fokus rückt“, sagt die PhV-Vorsitzende Sabine Mistler. „Den Austausch in den beiden Videokonferenzen sehen wir als ersten wichtigen Schritt, um das Problembewusstsein zu schärfen.“

    Die Rückmeldungen, die wir von Lehrkräften aus allen fünf Regierungsbezirken erhalten haben, zeigen jedoch, dass die Inhalte der Veranstaltungen größtenteils auf bereits bekannten Informationen und Handlungsempfehlungen basieren. Die vorgestellten Strategien zur Prävention und Intervention bei Gewalt an Schulen sind zweifellos wichtig, aber sie haben für viele Lehrkräfte und Schulleitungen kaum Neuigkeitswert. Gerade Praktiker, die sich mit der Realität der Schulgewalt konfrontiert sehen, hätten sich konkretere Ansätze gewünscht, um den tatsächlichen Herausforderungen im Schulalltag gerecht zu werden.

    Besonders bedauerlich ist aus PhV-Sicht, dass das Thema Gewalt gegen Lehrkräfte zu kurz gekommen ist. Die körperlichen und verbalen Angriffe auf Lehrerinnen und Lehrer nehmen spürbar zu, doch in den Infoveranstaltungen wurde diesem besorgniserregenden Trend nicht ausreichend Raum gegeben. „Gewalt an Schulen meint immer auch Gewalt gegen Lehrkräfte“, mahnt Mistler. „Wir fordern das Schulministerium auf, diese Form der Gewalt ernst zu nehmen und gehen davon aus, dass sich das MSB damit beschäftigen wird.“

    Dass Gewalt gegen Lehrkräfte auch ein Thema an Gymnasien und Gesamtschulen ist, zeigt eine Umfrage des PhV aus dem vorigen Jahr. Fast die Hälfte (47%) der Lehrerinnen und Lehrer an Gymnasien und mehr als Dreiviertel der Lehrkräfte an Gesamtschulen (76%) waren demnach in den vergangenen Jahren schon einmal persönlich von Gewalt betroffen.

    Lehrkräften und Schulleitungen droht Überforderung

    Ein weiterer Aspekt, der Sorgen bereitet, ist die praktische Umsetzbarkeit der vorgestellten Unterstützungsangebote. Zwar ist die verstärkte Zusammenarbeit mit Beratungsstellen und eine intensivere Schulsozialarbeit sinnvoll, doch im Schulalltag drohen Lehrkräfte und Schulleitungen durch die Vielzahl der Aufgaben überfordert zu werden. Bereits jetzt sind die personellen und zeitlichen Ressourcen an vielen Schulen knapp bemessen; weitere Aufgaben könnten die Situation weiter verschärfen.

    „Wir appellieren an das Schulministerium, die Schulen nicht nur mit theoretischen Konzepten zu unterstützen, sondern ihnen auch die nötigen Ressourcen zur Verfügung zu stellen. Es braucht mehr Personal sowie klare Unterstützung aus Verwaltung, Politik und Zivilgesellschaft, um Gewalt gegen Lehrkräfte zu verhindern“, sagt Mistler. Zudem müsse der Schutz der Lehrkräfte vor Gewalt endlich einen höheren Stellenwert in der schulischen Gewaltprävention erhalten.

    Die Umfrageergebnisse der PhV-Umfrage zum Thema Gewalt gegen Lehrkräfte finden Sie hier.

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