bpv zu Einstellungszahlen in Zeiten von Lehrermangel: Jede nicht angenommene Stelle ist eine zu viel

    Bei Betrachtung der Einstellungszahlen für die Gymnasien und FOSBOS zum Herbsttermin 2024 sticht eines ins Auge: Von 1235 Bewerberinnen und Bewerbern werden 720 an den Gymnasien und 55 an den Beruflichen Oberschulen und Wirtschaftsschulen ihre Stelle im Herbst antreten. Das entspricht nur rund 62 Prozent! Die Gründe, warum kein Einstellungsangebot unterbreitet werden kann oder dieses abgelehnt wird, sind vielfältig. Doch eines ist klar: Knapp 38 Prozent Nachwuchslehrkräfte gehen bei der Einstellung verloren, was in Zeiten des sich immer weiter verschärfenden Lehrermangels entschieden zu viel ist! Daher fordert der bpv, mit neuen Anreizen mehr Bewerberinnen und Bewerber für den staatlichen Schuldienst zu gewinnen.

    Der Ort ist oftmals entscheidend dafür, ob eine Lehrkraft eine Stelle beim Staat annimmt oder ablehnt. Das bestätigt Alexander Steenpaß, Vorsitzender der Referendare und Jungphilologen im bpv: „Aus zahlreichen Rückmeldungen über die Jahre wissen wir, dass besonders bei der ersten Stelle der Ort der Schule eine zentrale Rolle spielt. Es gibt verschiedene Gründe, warum junge Lehrkräfte eine Stelle beim Staat an einem Ort, der nicht in ihre Lebensplanung passt, ablehnen.“ In Zeiten des sich immer weiter verschärfenden Lehrermangels brauchen die Gymnasien und FOSBOS jedoch dringend jede einzelne Lehrkraft. Daher müssen unbedingt Anreize geschaffen werden, um auch Orte, die den Bewerberinnen und Bewerbern nicht zusagen, zumindest zu einer Option auf Zeit zu machen. Denn klar ist auch: Versetzungen müssen Vorrang vor Einstellungen haben. Wer bereits als Lehrkraft arbeitet, muss nach zwei bis sechs Jahren die Gewissheit haben, wunschgemäß versetzt werden zu können.

    rjv-Vorsitzender Steenpaß hat einige Ideen, wie auch „unbeliebte“ Orte attraktiver gemacht werden können: „Seit letztem Schuljahr gibt es die sog. Regionalprämie für bestimmte Regionen mit hohem Lehrkräftebedarf in Bayern. Es drängt sich also die Frage auf, warum der Großraum München und die Landeshauptstadt, auf die dieser hohe Bedarf an den Gymnasien und FOSBOS ebenso zutrifft, nicht als „Prämienregionen” gelten. Dabei wäre eine einmalige München-Prämie zumindest eine finanzielle Entlastung bei Wohnungssuche und Umzug.“ Auch eine Ausweitung der Staatsbediensteten-Wohnungen in Ballungsräumen, wie die „Beamtencity” am Oberwiesenfeld in München, könnte beispielsweise einen Einsatzort für Bewerberinnen und Bewerber attraktiver machen.

    Doch neben finanziellen Anreizen ist für viele junge Lehrerinnen und Lehrer laut Steenpaß ebenso die Planbarkeit entscheidend: „Es macht einen großen Unterschied, ob ich an einen Ort, der aktuell nicht in meine Lebensplanung passt, auf unbestimmte oder für begrenzte Zeit gehe. Wenn eine Lehrkraft weiß, dass sie nur für wenige Jahre an einen Ort versetzt wird und danach zumindest näher an ihren Wunschort kommt, ist es deutlich wahrscheinlicher, dass sie die Stelle beim Staat annimmt.“

    Nach oben