Der Lehrermangel betrifft nicht nur staatliche Gymnasien und FOSBOS. Auch kirchliche Träger sind von den immer deutlicher spürbaren Auswirkungen betroffen. Daher unterzeichneten das Katholische Schulwerk in Bayern, die Evangelische Schulstiftung in Bayern sowie der Bayerische Philologenverband (bpv) letzte Woche eine gemeinsame Erklärung mit dem Titel „Dem Bildungsauftrag gerecht werden“. Die Forderungen in Richtung Politik sprechen eine deutliche Sprache: Gegen den Lehrermangel braucht es zuvorderst sinnvolle Rahmenbedingungen, um den Beruf wieder attraktiver zu machen.
Die Verfasser einigten sich auf vier Ansatzpunkte zur Bekämpfung des Lehrermangels:
- Es braucht mehr Durchlässigkeit zwischen Schulen und Schulträgern. Bürokratische Hürden müssen abgebaut und der berufliche Austausch soll gefördert werden.
- Ohne Quer- und Seiteneinsteiger wird es in der akuten Mangelphase nicht gehen. Bei der zwingend notwendigen Nach-Qualifizierung können staatliche und kirchliche Schulen mehr voneinander profitieren.
- Das kirchliche Beamtenverhältnis erhöht die Attraktivität der Tätigkeit an einer kirchlichen Schule. Es wäre wünschenswert, dass der Staat an dieser Stelle seine Refinanzierung ausbaut und so mehr kirchliche Verbeamtungen ermöglicht.
- Der entscheidende Faktor für Berufszufriedenheit der aktiven Lehrkräfte und für Berufsentscheidungen junger Menschen jedoch sind die Arbeitsbedingungen und beruflichen Perspektiven. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Entlastungen durch Unterstützungskräfte sowie attraktive Möglichkeiten, sich im Beruf weiterzuentwickeln, können in diesem Zusammenhang nicht oft genug genannt werden.
Auch und gerade angesichts der jüngsten Ereignisse im Bistum Eichstätt bekennen sich beide Kirchen auf höchster Ebene zur übernommenen Verantwortung im Bildungsbereich. Davon zeugt nicht zuletzt die eigentliche Unterzeichnung der gemeinsamen Erklärung: Ranghohe Vertreter des Katholischen Schulwerks in Bayern und der Evangelischen Schulstiftung in Bayern leisteten neben dem bpv-Vorsitzenden Michael Schwägerl ihre Unterschrift in Anwesenheit von Kardinal Reinhard Marx höchstpersönlich.
Schwägerl erläutert: „Jammern über die Missstände und das Aufzeigen von Negativ-Beispielen sind für uns auf die Dauer keine gangbaren Strategien. Der Mangel an Gymnasiallehrkräften kommt und wird zunächst bleiben – jetzt sind konstruktive Lösungsansätze gefragt. Ein erster Schritt ist es anzuerkennen, dass private und öffentliche Schulträger bei dieser Herausforderung bildlich „in einem Boot sitzen“. Konkurrenzdenken ist im Sinne unserer Schülerinnen und Schüler fehl am Platz.“
Aktuell besuchen in Bayern rund 11% der Kinder und Jugendlichen schulische Bildungseinrichtungen von privaten – in der Mehrzahl kirchlichen – Trägern. Die Verwirklichung des Anspruchs auf Bildung durch kirchliche Schulträger neben staatlichen, kommunalen und weiteren privaten Trägern steht in einer langen Tradition. Die Vielfalt der Bildungslandschaft ist sogar in Artikel 7 des Grundgesetztes verankert.
Der bpv (Bayerischer Philologenverband) ist die Vertretung der Lehrkräfte an Gymnasien und Beruflichen Oberschulen in Bayern.
Für den Inhalt verantwortlich:
Ulrike Schneider, Pressereferentin des bpv (presse@bpv.de; Mobil: 0172 8483399)